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Joachim Ringelnatz: Ab Kopenhagen

 

 Ab Kopenhagen

Kein Kaviar, kein’ Kokosnuß,
Kein Obst noch Weinbergschnecken –
Am Tage, da ich reisen muß,
Da will mir nichts mehr schmecken.

Lebe wohl, du schönes Kopenhagen!
Wie ist das schlimm: Entbehrlich sein.
Was kümmert dich im Grunde mein
Schweres Herz und mein leerer Magen.

Der mein Gepäck zur Bahn gebracht,
Der Mann kennt keine Tränen.
Im Gegenteil: er grüßt und lacht
Vergnügt. So sind die Dänen.

Wie stets nach dreißig Tagen
Bricht eine neue Welt entzwei.
Mich hat ein Mädchen hier umgarnt,
Ein Wunderweib! – Vorbei! Vorbei!

Nun sitz ich still im Wagen.
Jedoch ich will nicht klagen.
Vor Taschendieben wird gewarnt.
Lebe wohl, du schönes Kopenhagen.

Joachim Ringelnatz
(1883 – 1934)
Ab Kopenhagen

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Joachim Ringelnatz: Seepferdchen

Joachim Ringelnatz
Seepferdchen

Als ich noch ein Seepferdchen war,
Im vorigen Leben,
Wie war das wonnig, wunderbar,
Unter Wasser zu schweben.

In den träumenden Fluten
Wogte, wie Güte, das Haar
Der zierlichsten aller Seestuten,
Die meine Geliebte war.

Wir senkten uns still oder stiegen,
Tanzten harmonisch umeinand,
Ohne Arm, ohne Bein, ohne Hand,
Die Wolken sich in Wolken wiegen.

Sie spielte manchmal graziöses Entfliehn,
Auf daß ich ihr folge, sie hasche,
Und legte mir einmal im Ansichziehn
Eierchen in die Tasche.

Sie blickte traurig und stellte sich froh,
Schnappte nach einem Wasserfloh
Und ringelte sich
An einem Stengelchen fest und sprach so:

Ich liebe dich!
Du wieherst nicht, du äpfelst nicht,
Du trägst ein farbloses Panzerkleid
Und hast ein bekümmertes altes Gesicht,

Als wüßtest du um kommendes Leid.
Seestütchen! Schnörkelchen! Ringelnaß!
Wann war wohl das?

Und wer bedauert wohl später meine restlichen Knochen?
Es ist beinahe so, daß ich weine –
Lollo hat das vertrocknete, kleine
Schmerzverkrümmte Seepferd zerbrochen.

Joachim Ringelnatz
(1883 – 1934)
Seepferdchen

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Joachim Ringelnatz: Bumerang

 

Joachim Ringelnatz
Bumerang

War einmal ein Bumerang;
War ein weniges zu lang.
Bumerang flog ein Stück,
Aber kam nicht mehr zurück.
Publikum – noch stundenlang –
Wartete auf Bumerang.

Joachim Ringelnatz
(1883 – 1934)
Bumerang

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Mostyn Turtle Pigott: The hundred best books

The hundred best books

First there’s the Bible,
And then the Koran,
Odgers on Libel,
Pope’s Essay on Man,
Confessions of Rousseau,
The Essays of Lamb,
Robinson Crusoe
And Omar Khayyam,
Volumes of Shelley
And venerable Bede,
Machiavelli
And Captain Mayne Reid,
Fox upon Martyrs
And Liddell and Scott,
Stubbs on the Charters,
The works of La Motte,
The Seasons by Thompson,
And Paul de Verlaine,
Theodore Mommsen
And Clemens (Mark Twain),
The Rocks of Hugh Miller,
The Mill on the Floss,
The Poems of Schiller,
The Iliados,
Don Quixote (Cervantes),
La Pucelle by Voltaire,
Inferno (that’s Dante’s),
And Vanity Fair,
Conybeare-Howson,
Brillat-Savarin,
And Baron Munchausen,
Mademoiselle De Maupin,
The Dramas of Marlowe,
The Three Musketeers,
Clarissa Harlowe,
And the Pioneers,
Sterne’s Tristram Shandy,
The Ring and the Book,
And Handy Andy,
and Captain Cook,
The Plato of Jowett,
And Mill’s Pol. Econ.,
The Haunts of Howitt,
The Encheiridion,
Lothair by Disraeli,
And Boccaccio,
The Student’s Paley,
And Westward Ho!
The Pharmacopœia,
Macaulay’s Lays,
Of course The Medea,
And Sheridan’s Plays,
The Odes of Horace,
And Verdant Green,
The Poems of Morris,
The Faery Queen,
The Stones of Venice,
Natural History (White’s),
And then Pendennis,
The Arabian Nights,
Cicero’s Orations,
Plain Tales from the Hills,
The Wealth of Nations,
And Byles on Bills,
As in a Glass Darkly,
Demosthenes’ Crown,
The Treatise of Berkeley,
Tom Hughes’s Tom Brown,
The Mahabharata,
The Humor of Hook,
The Kreutzer Sonata,
And Lalla Rookh,
Great Battles by Creasy,
And Hudibras,
And Midshipman Easy,
And Rasselas,
Shakespear in extenso
And the Æneid,
And Euclid (Colenso),
The Woman Who Did,
Poe’s Tales of Mystery,
Then Rabelais,
Guizot’s French History,
And Men of the Day,
Rienzi, by Lytton,
The Poems of Burns,
The Story of Britain,
The Journey (that’s Sterne’s),
The House of Seven Gables,
Carroll’s Looking-glass,
Æsop his Fables,
And Leaves of Grass,
Departmental Ditties,
The Woman in White,
The Tale of Two Cities,
Ships that Pass in the Night,
Meredith’s Feverel,
Gibbon’s Decline,
Walter Scott’s Peveril,
And—some verses of mine.

Mostyn Turtle Pigott
(1865-1927)
The hundred best books

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Joachim Ringelnatz: Aus der Vogelkunde

 

Joachim Ringelnatz
Aus der Vogelkunde

Ich spreche von Flugmaschinen.
Sie summen lauter als Bienen

Und sind eine Kreuzung von Taube,
Ente, Maikäfer und Schiffsschraube.

Sie nisten einzeln, paar- und gruppen-
Weise in Hallen und Schuppen.

Ich habe persönlich festgestellt:
Sie bringen lebendige Junge zur Welt,

Die wie Menschen aussehn,
Wenn sie aus ihnen herausgehn.

Auch legen sie Eier und brüten
Im Krieg. Zeus möge das künftig verhüten.

Ihre Nahrung sind Menschen, Koffer, Benzin
Und Zeitungen aus Berlin.

Sie sind über die ganze Welt
Verbreitet und sehr zahm auch in Freiheit.

Außerdem sind sie der Polizeiheit
Und der Zollbehördlichkeit unterstellt.

Volkstümlich nennt man sie schlechthin Maschinen.
Ich könnte Ihnen mit Näherem dienen,

Aber ich verlange dafür
Eine Flugzeugengebühr.

 

Joachim Ringelnatz
(1883 – 1934)
Aus der Vogelkunde

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Joachim Ringelnatz: Trüber Tag

Joachim Ringelnatz
Trüber Tag

Zu Hause heulten die Frauen:
Das tote Kind sah aus wie Schnee.
Wir gingen, nur mein Bruder und ich, in See.
Dem Wetter war nicht zu trauen.
Wir fischten lauter Tränen aus dem Meer,
Das Netz war leer.

Joachim Ringelnatz
(1883 – 1934)
Trüber Tag

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Joachim Ringelnatz: Kuttel Daddeldu über Nobile

 

Joachim Ringelnatz
Kuttel Daddeldu
über Nobile

(Juli 1928)

So große Kerle gingen tot.
Gott weiß, was fern in höchster Not
Noch heute kämpft, vom Eis umklammert,
Für dieses Großmaul, das jetzt jammert
Um seinen angequetschten Zeh.

Wann hat ein Captain je in See
Als Erster seine Crew verlassen?!
Dem möcht ich in die Kiemen fassen!

Ach, daß sie den gerettet haben!
Er müßte, tief ins Eis gegraben,
Mit einem Lorbeerstock im Hintern,
Solang die Welt steht, überwintern.

Verflucht, ich kann nicht richtig beten,
Doch hab ich eine solche Wut.
Gott sei zu Amundsen recht gut.
Und wenn mir Nobile begegnet,
Will ich ihm das Gedärm zerkneten
Und ihn und sein ihm teures Leben
An andre Fäuste weitergeben,
So, daß er Luft und Wasser segnet.

Joachim Ringelnatz
(1883 – 1934)
Kuttel Daddeldu über Nobile

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Joachim Ringelnatz: Großer Vogel

 

Joachim Ringelnatz
Großer Vogel
1933

Die Nachtigall ward eingefangen,
Sang nimmer zwischen Käfigstangen.

Man drohte, kitzelte und lockte.
Gall sang nicht. Bis man die Verstockte

In tiefsten Keller ohne Licht
Einsperrte. – Unbelauscht, allein

Dort, ohne Angst vor Widerhall,
Sang sie
Nicht – –,

Starb ganz klein
Als Nachtigall.

Joachim Ringelnatz
(1883 – 1934)
Großer Vogel

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Joachim Ringelnatz: Logik

 

Joachim Ringelnatz
Logik

Die Nacht war kalt und sternenklar,
Da trieb im Meer bei Norderney
Ein Suahelischnurrbarthaar. –
Die nächste Schiffsuhr wies auf drei.

Mir scheint da mancherlei nicht klar,
Man fragt doch, wenn man Logik hat,
Was sucht ein Suahelihaar
Denn nachts um drei am Kattegatt?

Joachim Ringelnatz
(1883 – 1934)
Logik

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Edward Lear: The Jumblies

Edward Lear
The Jumblies

They went to sea in a Sieve, they did,
In a Sieve they went to sea:
In spite of all their friends could say,
On a winter’s morn, on a stormy day,
In a Sieve they went to sea!
And when the Sieve turned round and round,
And every one cried, `You’ll all be drowned!’
They called aloud, `Our Sieve ain’t big,
But we don’t care a button! we don’t care a fig!
In a Sieve we’ll go to sea!’
Far and few, far and few,
Are the lands where the Jumblies live;
Their heads are green, and their hands are blue,
And they went to sea in a Sieve.

They sailed away in a Sieve, they did,
In a Sieve they sailed so fast,
With only a beautiful pea-green veil
Tied with a riband by way of a sail,
To a small tobacco-pipe mast;
And every one said, who saw them go,
`O won’t they be soon upset, you know!
For the sky is dark, and the voyage is long,
And happen what may, it’s extremely wrong
In a Sieve to sail so fast!’
Far and few, far and few,
Are the lands where the Jumblies live;
Their heads are green, and their hands are blue,
And they went to sea in a Sieve.

The water it soon came in, it did,
The water it soon came in;
So to keep them dry, they wrapped their feet
In a pinky paper all folded neat,
And they fastened it down with a pin.
And they passed the night in a crockery-jar,
And each of them said, `How wise we are!
Though the sky be dark, and the voyage be long,
Yet we never can think we were rash or wrong,
While round in our Sieve we spin!’
Far and few, far and few,
Are the lands where the Jumblies live;
Their heads are green, and their hands are blue,
And they went to sea in a Sieve.

And all night long they sailed away;
And when the sun went down,
They whistled and warbled a moony song
To the echoing sound of a coppery gong,
In the shade of the mountains brown.
`O Timballo! How happy we are,
When we live in a Sieve and a crockery-jar,
And all night long in the moonlight pale,
We sail away with a pea-green sail,
In the shade of the mountains brown!’
Far and few, far and few,
Are the lands where the Jumblies live;
Their heads are green, and their hands are blue,
And they went to sea in a Sieve.

They sailed to the Western Sea, they did,
To a land all covered with trees,
And they bought an Owl, and a useful Cart,
And a pound of Rice, and a Cranberry Tart,
And a hive of silvery Bees.
And they bought a Pig, and some green Jack-daws,
And a lovely Monkey with lollipop paws,
And forty bottles of Ring-Bo-Ree,
And no end of Stilton Cheese.
Far and few, far and few,
Are the lands where the Jumblies live;
Their heads are green, and their hands are blue,
And they went to sea in a Sieve.

And in twenty years they all came back,
In twenty years or more,
And every one said, `How tall they’ve grown!
For they’ve been to the Lakes, and the Torrible Zone,
And the hills of the Chankly Bore!’
And they drank their health, and gave them a feast
Of dumplings made of beautiful yeast;
And every one said, `If we only live,
We too will go to sea in a Sieve,—
To the hills of the Chankly Bore!’
Far and few, far and few,
Are the lands where the Jumblies live;
Their heads are green, and their hands are blue,
And they went to sea in a Sieve.

Edward Lear (1812 – 1888)
The Jumblies
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Littérature et poésie – Nuit de la Poésie 2017 = 11 – 12 Novembre 2017

 

Pour la deuxième année consécutive, l’IMA et la Maison de la Poésie s’unissent pour convoquer, le temps d’une nuit, la poésie et célébrer la beauté du verbe, en mémoire des attentats de Paris en novembre 2015. Cette deuxième édition est aussi celle d’un nouveau partage : la Nuit 2017 résonnera, en même temps, à travers huit villes du monde arabe.

En mémoire des attentats de Paris du 13 novembre 2015, l’initiative a en 2016 rassemblé près d’une cinquantaine d’artistes de disciplines différentes, parlant l’arabe, le français ou l’hébreu. Plus de 3 000 personnes se sont réunies à l’IMA.

Dans la nuit du 11 au 12 novembre 2017, la deuxième édition de la Nuit de la Poésie offrira une nouvelle fois la possibilité de découvrir et d’apprécier la poésie – cette année en arabe, en français et en persan – à travers la lecture, le slam, le rap, le chant ou encore les arts du cirque.

#  la Nuit de la poésie Web IMA

Littérature et poésie
Nuit de la Poésie 2017
11 – 12 Novembre 2017

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Festival Paris En Toutes Lettres 2017 du 9 au 20 novembre 2017

 


Festival littéraire de la ville de Paris, Paris En Toutes Lettres est fondé sur les hybridations entre les genres littéraires et les formes artistiques, ainsi que sur les résonances entre la géographie parisienne et sa vie littéraire. À partir de la Maison de la Poésie-Scène littéraire, il se déploie dans une quinzaine de lieux alentours.

Revisitant l’actualité littéraire, le festival fait aussi la part belle aux créations mettant en regard littérature et musique. Parmi plus de cinquante lectures, rencontres ou concerts littéraires, on trouve également d’insolites conférences et de curieuses performances. À travers ce foisonnement de lieux et de propositions, c’est à un Paris vivant et traversé de littérature que le festival donne voix.

Festival
Paris En Toutes Lettres 2017
Du 9 au 20 novembre 2017

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