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Grillparzer, Franz

· Franz Grillparzer: Sehnsucht nach Liebe · Franz Grillparzer: Kuß (Gedicht) · Franz Grillparzer: An den Mond · Franz Grillparzer: Nichts (Gedicht)

Franz Grillparzer: Sehnsucht nach Liebe

Sehnsucht nach Liebe

Alles liebet, alles scherzet
In der fröhlichen Natur;
Alles küsset, alles herzet
Auf den Höhn in Wald und Flur!

Läßt der holde Lenz sich nieder,
Sanft umschwärmt vom lauen West,
Senkt der Vogel sein Gefieder,
Bauet liebend sich ein Nest.

Und der Löwe flieht das Morden,
Das sonst höchste Lust ihm schafft;
Er verläßt der Brüder Horden,
Huldigt Amors Zauberkraft.

Und dir soll ich mich entziehen,
Die uns menschlich fühlen lehrt?
Liebe! ach, dich soll ich fliehen,
Die der Tiger selbst verehrt?

Ich allein nur soll dich meiden,
Holde Spenderin der Lust?
Ich soll wilde Tiere neiden
Um das Fühlen ihrer Brust?

Nein! dem schönsten aller Triebe
Sei mein fühlend Herz geweiht!
Schenke mir Themirens Liebe,
Amor, Gott der Zärtlichkeit!

Franz Seraphicus Grillparzer
(Wien 1791 – 1872)
Sehnsucht nach Liebe (Gedicht)

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Franz Grillparzer: Kuß (Gedicht)

Kuß

Auf die Hände küßt die Achtung,
Freundschaft auf die offne Stirn,
Auf die Wange Wohlgefallen,
Sel’ge Liebe auf den Mund;
Aufs geschloßne Aug’ die Sehnsucht,
In die hohle Hand Verlangen,
Arm und Nacken die Begierde,
Übrall sonst die Raserei.

Franz Seraphicus Grillparzer
(1791 – 1872)
Kuß

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Franz Grillparzer: An den Mond

An den Mond

Wandle, wandle, holder Schimmer!
Wandle über Flur und Au,
Gleitend, wie ein kühner Schwimmer,
In des stillen Meeres Blau.

Sanft im Silberglanze schwebest
Du so still durchs Wolkenmeer,
Und durch deinen Blick belebest
Du die Gegend rings umher.

Manchen drücket schwerer Kummer,
Manchen lastet Qual und Pein;
Doch du wiegst in sanften Schlummer
Tröstend ihn, voll Mitleid, ein.

Sanfter, als die heiße Sonne,
Winkt dein Schimmer Ruh und Freud,
Und erfüllt mit süßer Wonne,
Tröstung und Vergessenheit.

Hüllst in dichtbewachsnen Lauben
Mit der sanften Fantasie
Ganz den Dichter; machst ihn glauben,
Seine Muse weiche nie.

Franz Seraphicus Grillparzer
(Wien 1791 – 1872)
An den Mond (Gedicht)

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Franz Grillparzer: Nichts (Gedicht)

Nichts

Zwischen nichts wissen und Nichts wissen –
In diese zwei Teile ist die Menschheit zerrissen.
Aber Nichts wissen
Ist fruchtlos bis zum Tode beflissen,
Indeß nichts wissen
Ein gottgefälliges Ruhekissen.

Franz Seraphicus Grillparzer
(Wien 1791 – 1872)
Nichts

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