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Ernst Stadler
(1883-1914)
Dunkle Fahrt
Die alten Brunnen rauschten wie im Traum
durch fernen Hall vertrauter Abendglocken
und flossen weich ins Dunkel· das den Duft
nachtschwüler Gärten· die ich spät durchwandert·
still atmend trug. Nun tut sich dämmernd auf·
vom schwanken Frühlicht hingetürmt· umwölbt
von Felsenstürzen· purpurtiefen Schluchten·
der letzten Fahrten letzte Ruhestatt:
Mit schwarzem Strom die goldig dunkle Trift.
Die kalten Eisenstufen schreit ich leicht
die leise klirrenden ins Tal· daraus
nicht Rückkehr ist. Nun bette mich
in blauen Schatten blütenloses Land·
traumstarre Flut!
Schonrührt dein schwerer Hauch
mich schauernd an. Schon überweht ein Glanz
mich Trunknen hell wie einer Gottheit Bild
aus blitzendem Gewölk. Schon trübt und wirrt
des Lebens Spiegel fern sich wie ein Traum·
der flatternd zwischen Tag und Dämmer lischt.
1904
Ernst Stadler poetry
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Cyriel Verschaeve
(1874-1949)
DE MEEUW
Waar men geen kleinheid kan ontwaren,
Maar zij alleen nog blijven leven:
De hemel waar de wolken varen,
De zee waarop de baren streven,
Daar streeft zij, vaart zij met haar mee
En hangt in den hemel boven de zee.
Als zeeschuim wit, blauw als de baren,
Mag zij haar moeders kleuren dragen;
Haar wentlend-boogde vleugels varen,
Gelijk de baren wiegewagen,
Ver, eenzaam ver van elke ree,
Alleen bij zijn moeder, ‘t kind van de zee.
In ‘t maatloos ruim van ijle luchten
En wijde zeeën blijft zij hangen;
Hun eenzaamheid doet haar niet vluchten.
Hun woede ziet zij zonder bangen,
Hoog in des zeewinds storm of vree
Daar hangt zij en volgt het leven der zee.
De zeewind is de zeedrift, vogel!
Als zeeliefde breed, als zeehaat machtig.
O span en stijf uw sterken vlogel,
Houd in den wind u, worstel krachtig,
Leef ‘t reuzen-driftenleven mee:
Al wie haar drift voelt, leeft met de zee.
Zij houdt haar driften eeuw op eeuwen;
Zij doen haar naar den hemel zingen
Of naar de donkre helle schreeuwen.
Blijf hangen in haar eeuwige kringen,
Al kost het moeheid, worstlen, wee;
Slechts wie van haar drift lijdt, vat ook de zee.
De zee te zien, haar drift te voelen
Den afgrond-wijden zieleboezem
Met brede golven binnenspoelen,
O daarvoor mag men tot den droesem
Den kelk wel legen van haar wee.
Slechts ‘t bittere water wordt ook de zee.
Blijft heel uw deel in de zeedrift vergen,
En, stormt hij langs de oneindige banen,
Huil, lijk uw broeder uit de bergen,
Met al de stormen en de orkanen
Het eindloos lied der grootheid mee,
O wildschone meeuwe, o arend der zee.
(12 october 1909)
♦ ♦ ♦
‘Gij gaat toch nooit pastoor worden?
(…)
‘Ik ga schrijver worden lijk Cyriel Verschaeve of Guido Gezelle.’
‘Maar dat zijn pastoors!’
(Hugo Claus, Het verdriet van België)
DE BETONNEN HEILIGE
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Cyriel Verschaeve poetry
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Ernst Stadler
(1883-1914)
Aus der Dämmerung
In Kapellen mit schrägen Gewölben· zerfallnen Verließen
und Scheiben flammrot wie Mohn und wie Perlen grün
und Marmoraltären über verwitterten Fliesen
sah ich die Nächte wie goldne Gewässer verblühn:
der schlaffe Rauch zerstäubt aus geschwungnen Fialen
hing noch wie Nebel schwankend in starrender Luft·
auf Scharlachgewirken die bernsteinschillernden Schalen
schwammen wie Meergrundwunder im bläulichen Duft.
In dämmrigen Nischen die alten süßen Madonnen
lächelten müd und wonnig aus goldrundem Schein.
Rieselnde Träume hielten mich rankend umsponnen·
säuselnde Lieder sangen mich selig ein.
Des wirbelnden Frühlings leise girrendes Locken·
der Sommernächte Duftrausch weckte mich nicht:
Blaß aus Fernen läuteten weiße Glocken . .
Grün aus Kuppeln sickerte goldiges Licht . .
1904
Ernst Stadler poetry
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Rupert Brooke
(1887-1915)
TIARE TAHITI
AMUA, when our laughter ends,
And hearts and bodies, brown as white,
Are dust about the doors of friends,
Or scent ablowing down the night,
Then, oh! then, the wise agree,
Comes our immortality.
Mamua, there waits a land
Hard for us to understand.
Out of time, beyond the sun,
All are one in Paradise,
You and Pupure are one,
And Taü, and the ungainly wise.
There the Eternals are, and there
The Good, the Lovely, and the True,
And Types, whose earthly copies were
The foolish broken things we knew;
There is the Face, whose ghosts we are;
The real, the never-setting Star;
And the Flower, of which we love
Faint and fading shadows here;
Never a tear, but only Grief;
Dance, but not the limbs that move;
Songs in Song shall disappear;
Instead of lovers, Love shall be;
For hearts, Immutability;
And there, on the Ideal Reef,
Thunders the Everlasting Sea!
And my laughter, and my pain,
Shall home to the Eternal Brain.
And all lovely things, they say,
Meet in Loveliness again;
Miri’s laugh, Teipo’s feet,
And the hands of Matua,
Stars and sunlight there shall meet
Coral’s hues and rainbows there,
And Teüra’s braided hair;
And with the starred tiare’s white,
And white birds in the dark ravine,
And flamboyants ablaze at night,
And jewels, and evening’s after-green,
And dawns of pearl and gold and red,
Mamua, your lovelier head!
And there’ll no more be one who dreams
Under the ferns, of crumbling stuff,
Eyes of illusion, mouth that seems,
All time-entangled human love.
And you’ll no longer swing and sway
Divinely down the scented shade,
Where feet to Ambulation fade,
And moons are lost in endless Day.
How shall we wind these wreaths of ours,
Where there are neither heads nor flowers?
Oh, Heaven’s Heaven! — but we’ll be missing
The palms, and sunlight, and the south;
And there’s an end, I think, of kissing,
When our mouths are one with Mouth …
Taü here, Mamua,
Crown the hair, and come away!
Hear the calling of the moon,
And the whispering scents that stray
About the idle warm lagoon.
Hasten, hand in human hand,
Down the dark, the flowered way,
Along the whiteness of the sand,
And in the water’s soft caress,
Wash the mind of foolishness,
Mamua, until the day.
Spend the glittering moonlight there
Pursuing down the soundless deep
Limbs that gleam and shadowy hair,
Or floating lazy, half-asleep.
Dive and double and follow after,
Snare in flowers, and kiss, and call,
With lips that fade, and human laughter
And faces individual,
Well this side of Paradise! …
There’s little comfort in the wise.
Source: Rupert Brooke. London: Sidgwick & Jackson, 1915.
Rupert Brooke poetry
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Ernst Stadler
(1883-1914)
Untergang
Die kupferrote Sonne im Versinken
Hängt zwischen Höhlen scharf gezackter Zweige
In harter Glut der strahlenlosen Neige,
Die feuchte Luft scheint allen Glanz zu trinken.
Die grauen Wolken, aufgeschwellt von Regen,
Mit langen Schleppen, die am Boden schleifen,
Und lau umströmt von schwachen Lilastreifen,
Ergießen dünnes Licht auf allen Wegen.
Nur in der Bäume enggedrängten Gruppen,
Die steil wie Inseln aus den grünen Matten
Des Parkes steigen, lagern dichtre Schatten,
Hinsinkend von den braunen Hügelkuppen.
Ernst Stadler poetry
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Ernst Stadler
(1883-1914)
Mittag
Der Sommermittag lastet auf den weißen
Terrassen und den schlanken Marmortreppen·
die Gitter und die goldnen Kuppeln gleißen·
leis knirscht der Kies. Vom müden Garten schleppen
sich Rosendüfte her· wo längs der Hecken
der schlaffe Wind entschlief in roten Matten·
und geisternd strahlen zwischen Laubverstecken
die Götterbilder über laue Schatten.
Die Efeulauben flimmern. Schwäne wiegen
und spiegeln sich in grundlos grünen Weihern·
und große fremde Sonnenfalter fliegen
traumhaft und schillernd zwischen Düfteschleiern.
1904
Ernst Stadler poetry
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Edward Thomas
(1878–1917)
Like the Touch of Rain
Like the touch of rain she was
On a man’s flesh and hair and eyes
When the joy of walking thus
Has taken him by surprise:
With the love of the storm he burns,
He sings, he laughs, well I know how,
But forgets when he returns
As I shall not forget her ‘Go now’.
Those two words shut a door
Between me and the blessed rain
That was never shut before
And will not open again.
Edward Thomas poetry
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Ernst Stadler
(1883-1914)
Ballhaus
Farbe prallt in Farbe wie die Strahlen von Fontänen,
die ihr Feuer ineinanderschießen,
Im Geflitter hochgeraffter Röcke
und dem Bausch der bunten Sommerblusen.
Rings von allen Wänden, hundertfältig
Ausgeteilt, strömt Licht.
Die Flammen, die sich zuckend in den Wirbel gießen,
Stehen, höher, eingesammelt,
in den goldgefaßten Spiegeln, fremd und hinterhältig,
Wie erstarrt und Regung doch in grenzenlose Tiefen
weiterleitend, Leben, abgelöst und fern
und wieder eins und einig mit den Paaren,
Die im Bann der immer gleichen Melodien,
engverschmiegt, mit losgelassnen Gliedern schreitend,
Durcheinanderquirlen: Frauen, die geschminkten
Wangen rot behaucht, mit halb gelösten Haaren,
Taumelnd, nur die Augen ganz im Grund ein
wenig matt, die in das Dunkel leerer Stunden laden,
Während ihre Körper sich im Takt
unkeuscher Gesten ineinanderneigen,
Ernsthaft und voll Andacht:
und sie tanzen, gläubig blickend, die Balladen
Müd gebrannter Herzen, lüstern und verspielt,
und vom Geplärr der Geigen
Wie von einer zähen lauen Flut umschwemmt.
Zuweilen kreischt ein Schrei.
Ein Lachen gellt. Die Schwebe,
In der die Paare, unsichtbar gehalten,
schaukeln, schwankt.
Doch immer, wie in traumhaft irrem Schwung
Schnurrt der Rhythmus weiter
durch den überhitzten Saal …
Daß nur kein Windzug jetzt
die roten Samtportieren hebe,
Hinter denen schon der Morgen wartet,
grau, hager, fahl …
bereit, in kaltem Sprung,
Die Brüstung übergreifend, ins Parkett zu gleiten,
daß die heißgetanzten Reihen jählings stocken,
Traum und Tanz zerbricht,
Und während noch die Walzerweise
sinnlos leiernd weitertönt,
Tag einströmt und die dicke Luft von Schweiß,
Parfum und umgegossnem Wein zerreißt,
und durch das harte Licht,
Fernher rollend, ehern, stark und klar,
das Arbeitslied der großen Stadt
durch plötzlich aufgerissene Fenster dröhnt.
Ernst Stadler poetry
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Ernst Stadler
(1883-1914)
Was waren Frauen anders dir als Spiel . . .
Was waren Frauen anders dir als Spiel,
Der du dich bettetest in soviel Liebesstunden:
Du hast nie andres als ein Stück von dir gefunden,
Und niemals fand dein Suchen sich das Ziel.
Du strebtest, dich im Hellen zu befreien,
Und wolltest untergeh’n in wolkig trüber Flut –
Und lagst nur hilflos angeschmiedet in den Reihen
Der Schmachtenden, gekettet an dein Blut.
Du stiegst, dein Leben höher aufzutürmen,
In fremde Seelen, wenn dich eigne Kraft verließ,
Und sahst erschauernd deinen Dämon dich umstürmen,
Wenn deinen dünnen Traum der Tag durchstieß.
Ernst Stadler poetry
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Ernst Stadler
(1883-1914)
Linda
Du griffst nach Glück.
Es schmolz wie Flocken Schnees,
die du in aufgehobnen Händen eingefangen.
Frost fiel auf dich. Du hast Decken
über dein rot strömendes Herz gehangen.
Traumstarre kam und füllte alle Mulden deiner Seele
wie Gewässer aus entsperrten Wehren –
Nun fühlst du Wüsten um dich wachsen,
die dein wehes Blut verzehren.
Nun siehst du dich, mit nachtgebundnen Augen,
wie im Schlaf, durch tote Gassen schreiten
Und Schicksal, spukhaft nah und unerreichbar,
dir vorübergleiten.
Wach auf! Gespenster suchen dich!
Sieh: über dir wölbt sich südlicher Mittagshimmel,
buntgefleckt, goldtief und klar!
Sieh: der Meerwind deiner Kindheit weht immer noch
über dein aufgelockertes schwarzes Haar!
Sieh: deine schlaf betäubten Augen sind
ganz getränkt und vollgesogen
Mit Glück der Welt, das sie in frühen Klostertagen
dürstend auf sich hergezogen.
Und jeder Hauch,
der dein erwachend Blut dereinst bewegt,
Ward nun zum festen Pulsschlag,
der dein Wesen nährt und trägt.
Tanz bäumt sich in deinen Gliedern
und wartet, aufgereckt,
Daß deines Herzens Cymbelschlagen
seine Lust erweckt.
Deines Lebens Stimme steigt,
morgendlich überschwellend wie Lerchenschlag,
Über das Frühlingsland,
das lauter und jung erglänzt wie am ersten Tag.
Vor deiner Schwelle wartet alles Wunder
und will zu dir herein –
Schüttle die Nacht von dir!
Sei du! Und du wirst stark und selig sein.
Ernst Stadler poetry
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Ernst Stadler
(1883-1914)
Pans Trauer
Die dunkle Trauer, die um aller Dinge Stirnen todessüchtig wittert,
Hebt sachte deiner Flöte Klingen auf, das mittäglich im braunen Haideröhricht zittert.
Die Schwermut aller Blumen, aller Gräser, Steine, Schilfe, Bäume stummes Klagen
Saugt es in sich und will sie demutsvoll in blaue Sommerhimmel tragen.
Die Müdigkeit der Stunden, wenn der Tag durch gelbe Dämmernebel raucht,
Heimströmend alles Licht im mütterlichen Schoß der Nacht sich untertaucht,
Verlorne Wehmut kleiner Lieder, die ein Mädchen tanzend sich auf Sommerwiesen singt,
Glockengeläut, das heimwehrauschend über sonnenrote Abendhügel dringt,
Die große Traurigkeit des Meers, das sich an grauer Küsten Damm die Brust zerschlägt
Und auf gebeugtem Rücken endlos die Vergänglichkeit vom Sommer in den jungen Frühling trägt –
Sinkt in dein Spiel, schwermütig helle Blüte, die in dunkle Brunnen glitt . . .
Und alle stummen Dinge sprechen leise glühend ihrer Seelen wehste Litaneien mit.
Du aber lächelst, lächelst . . Deine Augen beugen sich vergessen, weltenweit entrückt
Über die Tiefen, draus dein Rohr die große Wunderblume pflückt.
1911
Ernst Stadler poetry
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Ernst Stadler
(1883-1914)
Beata Beatrix
D. G. R.
Dämmerläuten schüttet in den veilchenblauen Abend
weiße Blütenflocken. Kleine Flocken
blank wie Muschelperlen rieseln· tanzen·
schwärmen weich wie dünne blasse Daunen·
wirbelnd· wölkend. Schwere Blütenbäume
streuen goldne Garben. Wilde Gärten
tragen mich in blaue Wundernächte·
große wilde Gärten. Tiefe Beete
schwanken brennend auf· wie Traumgewässer
still und spiegelnd. Silberkähne heben
mich von braunen Uferwiesen
in das Leuchten. Über Scharlachfluten
dunklen Mohns· der rot in Flammensäulen
züngelt· treibt der Nachen. Bleiche Lilien
tropfen schillernd drüberhin wie Wellen.
Düfte aus kristallnen Nächten tauchend·
schlingen wirr und hängen sich ins Haar·
und sie locken . . leise· leise . .
und die grünen klaren Tiefen flimmern . .
Purpurstrahlen schießen . . leise sink ich . .
süß umfängt mich müder Laut von Geigen . .
schwingt· sinkt· gleitende Paläste
funkeln fern. Licht stürzt
über mich. Weit· grün
schwebt ein Glänzen .
1904
Ernst Stadler poetry
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