Ton van Kempen photos
TREES – October 25, 2010
Kemp=Mag – kempis poetry magazine
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Ludwig Jacobowski
(1868-1900)
Familie
Meinen Brüdern Albert und Heinrich
Mir wird das Herz so bitterschwer,
hol’ ich die alten Bilder her
der Eltern und der Brüder.
Verwehte Jahre ziehn herauf,
vernarbte Wunden wachen auf
und zucken plötzlich wieder.
Der Vater lief von Haus zu Haus
und lief sich fast die Seele aus,
fünf Jungens satt zu kriegen.
Mit einem Fünfzigpfennigbrot
da hat man seine liebe Not…
Zehn Kilo müßt’ es wiegen!
Die Mutter immer bleich und krank, –
das ging so Jahr und jahrelang;
wir schlichen nur auf Zehen.
Nur manchmal um ihr Bett herum,
da saßen wir und hörten stumm
die alte Wanduhr gehen.
Dann polterte ein Sarg herein,
der zog den zweiten hinterdrein,
und den schob gleich ein dritter.
Die Tischler hatten guten Lohn,
die Totengräber grüßten schon
und gar die Leichenbitter!
Zwei Brüder sind der ganze Rest;
die andern hält die Erde fest,
die wird nichts wiedergeben.
Wir drei, wir schaun uns oft so an –
Wer weiß, wer morgen von uns dran –
Prost Brüder, ihr sollt leben!
kempis poetry magazine
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BABELMATRIX TRANSLATION PROJECT
Babel Web Anthology
The Multilingual Literature Portal
The main idea of the BABELMATRIX project is unique: BABELMATRIX is a multidimensional-multilingual web anthology, which is displaying parallelly the original and the translated works. This provides the users with an adequate glimps into the culture of other European countries, in which the national literatures play a decisive role. This portal is representing and realizing the European idea of multilinguism, unity in diversity.
► Visit website: BABELMATRIX
fleursdumal.nl magazine
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Literair debuut van Hank Denmore
met de bloedstollende thriller:
MOORD IN LICHTDRUK
MOORD IN LICHTDRUK
Een programmeur is werkzaam bij wapenfabriek Sperry Rand.
Door een stom toeval komt hij in het bezit van een lichtdruk van een supergeheim radarsysteem voor straaljagers.
Na ontdekking in de fabriek volgt een jacht door de KGB en CIA op de lichtdruk.
Ook de aantrekkelijke blonde detective Evelyne Steinbruch probeert met haar team de lichtdruk op te sporen en wordt daarbij geconfronteerd met een aantal afschuwelijke moorden.
MOORD IN LICHTDRUK
verschijnt vanaf maandag 1 november 2010 als feuilleton op website
FLEURSDUMAL.NL (voorheen: kempis poetry magazine)
Maandag 1 november hoofdstuk 1
Woensdag 3 november hoofdstuk 2
Vrijdag 5 november hoofdstuk 3
en daarna iedere maandag, woensdag en vrijdag.
Lees Hank Denmore: MOORD IN LICHTDRUK
fleursdumal.nl magazine
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Willem Bilderdijk
(1756-1831)
B e r u s t i n g
Mag my dan na zoo veel treuren
Zoo veel zwoegen, zoo veel wee,
Niet een uur van rust gebeuren
Op een stille legersteê?
Drijft my, met gebroken lenden,
Kreupel, ademloos, en krom,
In een’ kring, die nooit zal enden,
’s Warelds tuimelmolen om?
God! Gy zaagt my heel mijn leven
Aan natuur en leedgenoot
On vermoeid ten beste geven,
Waar uw wijsheid dit gebood.
’k Dreef nooit handel met de gaven
Door uw goedheid my besteed.
Mocht ik redden, troosten, laven,
Altijd was mijn hart gereed.
’k Zag den last van duizend schouderen
Op mijn zwakke hals gelaân;
In dien dwang mijn jeugd verouderen;
In dat leed mijn’ bloei vergaan.
Niemand, waar mijn lijdend harte
Ooit zijn last in overgoot!
Niemand, die my in mijn smarte
Troost, verkwikking, bystand bood
Doorgeworsteld zijn die plagen!
’k Vond de blijde reê van rust!
’k Dacht het, ja, maar nieuwe vlagen
Slaan my rugwaarts van de kust.
Daar, daar storten nieuwe baren
Op mijn’ wrakken steven los!
’k Scheen de haven ingevaren,
En verbrijzel op een rots!
’t Is uw wil, mijn God, ik zwijge!
’k Ben getroost, en zal vergaan.
Zoo ik zuchte, zoo ik hijge,
’k Roep U niet om redding aan.
Neen, ik leg het hoofd hier neder,
Zie de zeekolk in den mond,
Geef het op aan ’t stormend weder,
En ga in Uw’ naam te grond.
Willem Bilderdijk gedichten
k e m p i s p o e t r y m a g a z i n e
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Camera obscura: Zebra
fleursdumal.nl magazine
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Ein Bericht für eine Akademie
Franz Kafka (1883-1924)
Hohe Herren von der Akademie!
Sie erweisen mir die Ehre, mich aufzufordern, der Akademie einen Bericht über mein äffisches Vorleben einzureichen.
In diesem Sinne kann ich leider der Aufforderung nicht nachkommen. Nahezu fünf Jahre trennen mich vom Affentum, eine Zeit, kurz vielleicht am Kalender gemessen, unendlich lang aber durchzugaloppieren, so wie ich es getan habe, streckenweise begleitet von vortrefflichen Menschen, Ratschlägen, Beifall und Orchestralmusik, aber im Grunde allein, denn alle Begleitung hielt sich, um im Bilde zu bleiben, weit vor der Barriere. Diese Leistung wäre unmöglich gewesen, wenn ich eigensinnig hätte an meinem Ursprung, an den Erinnerungen der Jugend festhalten wollen. Gerade Verzicht auf jeden Eigensinn war das oberste Gebot, das ich mir auferlegt hatte; ich, freier Affe, fügte mich diesem Joch. Dadurch verschlossen sich mir aber ihrerseits die Erinnerungen immer mehr. War mir zuerst die Rückkehr, wenn die Menschen gewollt hätten, freigestellt durch das ganze Tor, das der Himmel über der Erde bildet, wurde es gleichzeitig mit meiner vorwärts gepeitschten Entwicklung immer niedriger und enger; wohler und eingeschlossener fühlte ich mich in der Menschenwelt; der Sturm, der mir aus meiner Vergangenheit nachblies, sänftigte sich; heute ist es nur ein Luftzug, der mir die Fersen kühlt; und das Loch in der Ferne, durch das er kommt und durch das ich einstmals kam, ist so klein geworden, daß ich, wenn überhaupt die Kräfte und der Wille hinreichen würden, um bis dorthin zurückzulaufen, das Fell vom Leib mir schinden müßte, um durchzukommen. Offen gesprochen, so gerne ich auch Bilder wähle für diese Dinge, offen gesprochen: Ihr Affentum, meine Herren, soferne Sie etwas Derartiges hinter sich haben, kann Ihnen nicht ferner sein als mir das meine. An der Ferse aber kitzelt es jeden, der hier auf Erden geht: den kleinen Schimpansen wie den großen Achilles.
In eingeschränktestem Sinn aber kann ich doch vielleicht Ihre Anfrage beantworten und ich tue es sogar mit großer Freude. Das erste, was ich lernte, war: den Handschlag geben; Handschlag bezeugt Offenheit; mag nun heute, wo ich auf dem Höhepunkte meiner Laufbahn stehe, zu jenem ersten Handschlag auch das offene Wort hinzukommen. Es wird für die Akademie nichts wesentlich Neues beibringen und weit hinter dem zurückbleiben, was man von mir verlangt hat und was ich beim besten Willen nicht sagen kann – immerhin, es soll die Richtlinie zeigen, auf welcher ein gewesener Affe in die Menschenwelt eingedrungen ist und sich dort festgesetzt hat. Doch dürfte ich selbst das Geringfügige, was folgt, gewiß nicht sagen, wenn ich meiner nicht völlig sicher wäre und meine Stellung auf allen großen Varietébühnen der zivilisierten Welt sich nicht bis zur Unerschütterlichkeit gefestigt hätte:
Ich stamme von der Goldküste. Darüber, wie ich eingefangen wurde, bin ich auf fremde Berichte angewiesen. Eine Jagdexpedition der Firma Hagenbeck – mit dem Führer habe ich übrigens seither schon manche gute Flasche Rotwein geleert – lag im Ufergebüsch auf dem Anstand, als ich am Abend inmitten eines Rudels zur Tränke lief. Man schoß; ich war der einzige, der getroffen wurde; ich bekam zwei Schüsse.
Einen in die Wange; der war leicht; hinterließ aber eine große ausrasierte rote Narbe, die mir den widerlichen, ganz und gar unzutreffenden, förmlich von einem Affen erfundenen Namen Rotpeter eingetragen hat, so als unterschiede ich mich von dem unlängst krepierten, hie und da bekannten, dressierten Affentier Peter nur durch den roten Fleck auf der Wange. Dies nebenbei.
Der zweite Schuß traf mich unterhalb der Hüfte. Er war schwer, er hat es verschuldet, daß ich noch heute ein wenig hinke. Letzthin las ich in einem Aufsatz irgendeines der zehntausend Windhunde, die sich in den Zeitungen über mich auslassen: meine Affennatur sei noch nicht ganz unterdrückt; Beweis dessen sei, daß ich, wenn Besucher kommen, mit Vorliebe die Hosen ausziehe, um die Einlaufstelle jenes Schusses zu zeigen. Dem Kerl sollte jedes Fingerchen seiner schreibenden Hand einzeln weggeknallt werden. Ich, ich darf meine Hosen ausziehen, vor wem es mir beliebt; man wird dort nichts finden als einen wohlgepflegten Pelz und die Narbe nach einem – wählen wir hier zu einem bestimmten Zwecke ein bestimmtes Wort, das aber nicht mißverstanden werden wolle – die Narbe nach einem frevelhaften Schuß. Alles liegt offen zutage; nichts ist zu verbergen; kommt es auf Wahrheit an, wirft jeder Großgesinnte die allerfeinsten Manieren ab. Würde dagegen jener Schreiber die Hosen ausziehen, wenn Besuch kommt, so hätte dies allerdings ein anderes Ansehen und ich will es als Zeichen der Vernunft gelten lassen, daß er es nicht tut. Aber dann mag er mir auch mit seinem Zartsinn vom Halse bleiben!
Nach jenen Schüssen erwachte ich – und hier beginnt allmählich meine eigene Erinnerung – in einem Käfig im Zwischendeck des Hagenbeckschen Dampfers. Es war kein vierwandiger Gitterkäfig; vielmehr waren nur drei Wände an einer Kiste festgemacht; die Kiste also bildete die vierte Wand. Das Ganze war zu niedrig zum Aufrechtstehen und zu schmal zum Niedersitzen. Ich hockte deshalb mit eingebogenen, ewig zitternden Knien, und zwar, da ich zunächst wahrscheinlich niemanden sehen und immer nur im Dunkel sein wollte, zur Kiste gewendet, während sich mir hinten die Gitterstäbe ins Fleisch einschnitten. Man hält eine solche Verwahrung wilder Tiere in der allerersten Zeit für vorteilhaft, und ich kann heute nach meiner Erfahrung nicht leugnen, daß dies im menschlichen Sinn tatsächlich der Fall ist.
Daran dachte ich aber damals nicht. Ich war zum erstenmal in meinem Leben ohne Ausweg; zumindest geradeaus ging es nicht; geradeaus vor mir war die Kiste, Brett fest an Brett gefügt. Zwar war zwischen den Brettern eine durchlaufende Lücke, die ich, als ich sie zuerst entdeckte, mit dem glückseligen Heulen des Unverstandes begrüßte, aber diese Lücke reichte bei weitem nicht einmal zum Durchstecken des Schwanzes aus und war mit aller Affenkraft nicht zu verbreitern.
Ich soll, wie man mir später sagte, ungewöhnlich wenig Lärm gemacht haben, woraus man schloß, daß ich entweder bald eingehen müsse oder daß ich, falls es mir gelingt, die erste kritische Zeit zu überleben, sehr dressurfähig sein werde. Ich überlebte diese Zeit. Dumpfes Schluchzen, schmerzhaftes Flöhesuchen, müdes Lecken einer Kokosnuß, Beklopfen der Kistenwand mit dem Schädel, Zungen-Blecken, wenn mir jemand nahekam, – das waren die ersten Beschäftigungen in dem neuen Leben. In alledem aber doch nur das eine Gefühl: kein Ausweg. Ich kann natürlich das damals affenmäßig Gefühlte heute nur mit Menschenworten nachzeichnen und verzeichne es infolgedessen, aber wenn ich auch die alte Affenwahrheit nicht mehr erreichen kann, wenigstens in der Richtung meiner Schilderung liegt sie, daran ist kein Zweifel.
Ich hatte doch so viele Auswege bisher gehabt und nun keinen mehr. Ich war festgerannt. Hätte man mich angenagelt, meine Freizügigkeit wäre dadurch nicht kleiner geworden. Warum das? Kratz dir das Fleisch zwischen den Fußzehen auf, du wirst den Grund nicht finden. Drück dich hinten gegen die Gitterstange, bis sie dich fast zweiteilt, du wirst den Grund nicht finden. Ich hatte keinen Ausweg, mußte mir ihn aber verschaffen, denn ohne ihn konnte ich nicht leben. Immer an dieser Kistenwand – ich wäre unweigerlich verreckt. Aber Affen gehören bei Hagenbeck an die Kistenwand – nun, so hörte ich auf, Affe zu sein. Ein klarer, schöner Gedankengang, den ich irgendwie mit dem Bauch ausgeheckt haben muß, denn Affen denken mit dem Bauch.
Ich habe Angst, daß man nicht genau versteht, was ich unter Ausweg verstehe. Ich gebrauche das Wort in seinem gewöhnlichsten und vollsten Sinn. Ich sage absichtlich nicht Freiheit. Ich meine nicht dieses große Gefühl der Freiheit nach allen Seiten. Als Affe kannte ich es vielleicht und ich habe Menschen kennen gelernt, die sich danach sehnen. Was mich aber anlangt, verlangte ich Freiheit weder damals noch heute. Nebenbei: mit Freiheit betrügt man sich unter Menschen allzuoft. Und so wie die Freiheit zu den erhabensten Gefühlen zählt, so auch die entsprechende Täuschung zu den erhabensten. Oft habe ich in den Varietés vor meinem Auftreten irgendein Künstlerpaar oben an der Decke an Trapezen hantieren sehen. Sie schwangen sich, sie schaukelten, sie sprangen, sie schwebten einander in die Arme, einer trug den anderen an den Haaren mit dem Gebiß. »Auch das ist Menschenfreiheit«, dachte ich, »selbstherrliche Bewegung«. Du Verspottung der heiligen Natur! Kein Bau würde standhalten vor dem Gelächter des Affentums bei diesem Anblick.
Nein, Freiheit wollte ich nicht. Nur einen Ausweg; rechts, links, wohin immer; ich stellte keine anderen Forderungen; sollte der Ausweg auch nur eine Täuschung sein; die Forderung war klein, die Täuschung würde nicht größer sein. Weiterkommen, weiterkommen! Nur nicht mit aufgehobenen Armen stillestehn, angedrückt an eine Kistenwand.
Heute sehe ich klar: ohne größte innere Ruhe hätte ich nie entkommen können. Und tatsächlich verdanke ich vielleicht alles, was ich geworden bin, der Ruhe, die mich nach den ersten Tagen dort im Schiff überkam. Die Ruhe wiederum aber verdankte ich wohl den Leuten vom Schiff.
Es sind gute Menschen, trotz allem. Gerne erinnere ich mich noch heute an den Klang ihrer schweren Schritte, der damals in meinem Halbschlaf widerhallte. Sie hatten die Gewohnheit, alles äußerst langsam in Angriff zu nehmen. Wollte sich einer die Augen reiben, so hob er die Hand wie ein Hängegewicht. Ihre Scherze waren grob, aber herzlich. Ihr Lachen war immer mit einem gefährlich klingenden aber nichts bedeutenden Husten gemischt. Immer hatten sie im Mund etwas zum Ausspeien und wohin sie ausspieen war ihnen gleichgültig. Immer klagten sie, daß meine Flöhe auf sie überspringen; aber doch waren sie mir deshalb niemals ernstlich böse; sie wußten eben, daß in meinem Fell Flöhe gedeihen und daß Flöhe Springer sind; damit fanden sie sich ab. Wenn sie dienstfrei waren, setzten sich manchmal einige im Halbkreis um mich nieder; sprachen kaum, sondern gurrten einander nur zu; rauchten, auf Kisten ausgestreckt, die Pfeife; schlugen sich aufs Knie, sobald ich die geringste Bewegung machte; und hie und da nahm einer einen Stecken und kitzelte mich dort, wo es mir angenehm war. Sollte ich heute eingeladen werden, eine Fahrt auf diesem Schiffe mitzumachen, ich würde die Einladung gewiß ablehnen, aber ebenso gewiß ist, daß es nicht nur häßliche Erinnerungen sind, denen ich dort im Zwischendeck nachhängen könnte.
Die Ruhe, die ich mir im Kreise dieser Leute erwarb, hielt mich vor allem von jedem Fluchtversuch ab. Von heute aus gesehen scheint es mir, als hätte ich zumindest geahnt, daß ich einen Ausweg finden müsse, wenn ich leben wolle, daß dieser Ausweg aber nicht durch Flucht zu erreichen sei. Ich weiß nicht mehr, ob Flucht möglich war, aber ich glaube es; einem Affen sollte Flucht immer möglich sein. Mit meinen heutigen Zähnen muß ich schon beim gewöhnlichen Nüsseknacken vorsichtig sein, damals aber hätte es mir wohl im Lauf der Zeit gelingen müssen, das Türschloß durchzubeißen. Ich tat es nicht. Was wäre damit auch gewonnen gewesen?
Man hätte mich, kaum war der Kopf hinausgesteckt, wieder eingefangen und in einen noch schlimmeren Käfig gesperrt; oder ich hätte mich unbemerkt zu anderen Tieren, etwa zu den Riesenschlangen mir gegenüber flüchten können und mich in ihren Umarmungen ausgehaucht; oder es wäre mir gar gelungen, mich bis aufs Deck zu stehlen und über Bord zu springen, dann hätte ich ein Weilchen auf dem Weltmeer geschaukelt und wäre ersoffen. Verzweiflungstaten. Ich rechnete nicht so menschlich, aber unter dem Einfluß meiner Umgebung verhielt ich mich so, wie wenn ich gerechnet hätte.
Ich rechnete nicht, wohl aber beobachtete ich in aller Ruhe. Ich sah diese Menschen auf und ab gehen, immer die gleichen Gesichter, die gleichen Bewegungen, oft schien es mir, als wäre es nur einer. Dieser Mensch oder diese Menschen gingen also unbehelligt. Ein hohes Ziel dämmerte mir auf. Niemand versprach mir, daß, wenn ich so wie sie werden würde, das Gitter aufgezogen werde. Solche Versprechungen für scheinbar unmögliche Erfüllungen werden nicht gegeben. Löst man aber die Erfüllungen ein, erscheinen nachträglich auch die Versprechungen genau dort, wo man sie früher vergeblich gesucht hat. Nun war an diesen Menschen an sich nichts, was mich sehr verlockte. Wäre ich ein Anhänger jener erwähnten Freiheit, ich hätte gewiß das Weltmeer dem Ausweg vorgezogen, der sich mir im trüben Blick dieser Menschen zeigte. Jedenfalls aber beobachtete ich sie schon lange vorher, ehe ich an solche Dinge dachte, ja die angehäuften Beobachtungen drängten mich erst in die bestimmte Richtung.
Es war so leicht, die Leute nachzuahmen. Spucken konnte ich schon in den ersten Tagen. Wir spuckten einander dann gegenseitig ins Gesicht; der Unterschied war nur, daß ich mein Gesicht nachher reinleckte, sie ihres nicht. Die Pfeife rauchte ich bald wie ein Alter; drückte ich dann auch noch den Daumen in den Pfeifenkopf, jauchzte das ganze Zwischendeck; nur den Unterschied zwischen der leeren und der gestopften Pfeife verstand ich lange nicht.
Die meiste Mühe machte mir die Schnapsflasche. Der Geruch peinigte mich; ich zwang mich mit allen Kräften; aber es vergingen Wochen, ehe ich mich überwand. Diese inneren Kämpfe nahmen die Leute merkwürdigerweise ernster als irgend etwas sonst an mir. Ich unterscheide die Leute auch in meiner Erinnerung nicht, aber da war einer, der kam immer wieder, allein oder mit Kameraden, bei Tag, bei Nacht, zu den verschiedensten Stunden; stellte sich mit der Flasche vor mich hin und gab mir Unterricht. Er begriff mich nicht, er wollte das Rätsel meines Seins lösen. Er entkorkte langsam die Flasche und blickte mich dann an, um zu prüfen, ob ich verstanden habe; ich gestehe, ich sah ihm immer mit wilder, mit überstürzter Aufmerksamkeit zu; einen solchen Menschenschüler findet kein Menschenlehrer auf dem ganzen Erdenrund; nachdem die Flasche entkorkt war, hob er sie zum Mund; ich mit meinen Blicken ihm nach bis in die Gurgel; er nickt, zufrieden mit mir, und setzt die Flasche an die Lippen; ich, entzückt von allmählicher Erkenntnis, kratze mich quietschend der Länge und Breite nach, wo es sich trifft; er freut sich, setzt die Flasche an und macht einen Schluck; ich, ungeduldig und verzweifelt, ihm nachzueifern, verunreinige mich in meinem Käfig, was wieder ihm große Genugtuung macht; und nun weit die Flasche von sich streckend und im Schwung sie wieder hinaufführend, trinkt er sie, übertrieben lehrhaft zurückgebeugt, mit einem Zuge leer. Ich, ermattet von allzugroßem Verlangen, kann nicht mehr folgen und hänge schwach am Gitter, während er den theoretischen Unterricht damit beendet, daß er sich den Bauch streicht und grinst.
Nun erst beginnt die praktische Übung. Bin ich nicht schon allzu erschöpft durch das Theoretische? Wohl, allzu erschöpft. Das gehört zu meinem Schicksal. Trotzdem greife ich, so gut ich kann, nach der hingereichten Flasche; entkorke sie zitternd; mit dem Gelingen stellen sich allmählich neue Kräfte ein; ich hebe die Flasche, vom Original schon kaum zu unterscheiden; setze sie an und – und werfe sie mit Abscheu, mit Abscheu, trotzdem sie leer ist und nur noch der Geruch sie füllt, werfe sie mit Abscheu auf den Boden. Zur Trauer meines Lehrers, zur größeren Trauer meiner selbst; weder ihn, noch mich versöhne ich dadurch, daß ich auch nach dem Wegwerfen der Flasche nicht vergesse, ausgezeichnet meinen Bauch zu streichen und dabei zu grinsen.
Allzuoft nur verlief so der Unterricht. Und zur Ehre meines Lehrers: er war mir nicht böse; wohl hielt er mir manchmal die brennende Pfeife ans Fell, bis es irgendwo, wo ich nur schwer hinreichte, zu glimmen anfing, aber dann löschte er es selbst wieder mit seiner riesigen guten Hand; er war mir nicht böse, er sah ein, daß wir auf der gleichen Seite gegen die Affennatur kämpften und daß ich den schwereren Teil hatte.
Was für ein Sieg dann allerdings für ihn wie für mich, als ich eines Abends vor großem Zuschauerkreis – vielleicht war ein Fest, ein Grammophon spielte, ein Offizier erging sich zwischen den Leuten – als ich an diesem Abend, gerade unbeachtet, eine vor meinem Käfig versehentlich stehen gelassene Schnapsflasche ergriff, unter steigender Aufmerksamkeit der Gesellschaft sie schulgerecht entkorkte, an den Mund setzte und ohne Zögern, ohne Mundverziehen, als Trinker von Fach, mit rund gewälzten Augen, schwappender Kehle, wirklich und wahrhaftig leer trank; nicht mehr als Verzweifelter, sondern als Künstler die Flasche hinwarf; zwar vergaß den Bauch zu streichen; dafür aber, weil ich nicht anders konnte, weil es mich drängte, weil mir die Sinne rauschten, kurz und gut »Hallo!« ausrief, in Menschenlaut ausbrach, mit diesem Ruf in die Menschengemeinschaft sprang und ihr Echo: »Hört nur, er spricht!« wie einen Kuß auf meinem ganzen schweißtriefenden Körper fühlte.
Ich wiederhole: es verlockte mich nicht, die Menschen nachzuahmen; ich ahmte nach, weil ich einen Ausweg suchte, aus keinem anderen Grund. Auch war mit jenem Sieg noch wenig getan. Die Stimme versagte mir sofort wieder; stellte sich erst nach Monaten ein; der Widerwille gegen die Schnapsflasche kam sogar noch verstärkter. Aber meine Richtung allerdings war mir ein für allemal gegeben.
Als ich in Hamburg dem ersten Dresseur übergeben wurde, erkannte ich bald die zwei Möglichkeiten, die mir offen standen: Zoologischer Garten oder Varieté. Ich zögerte nicht. Ich sagte mir: setze alle Kraft an, um ins Varieté zu kommen; das ist der Ausweg; Zoologischer Garten ist nur ein neuer Gitterkäfig; kommst du in ihn, bist du verloren.
Und ich lernte, meine Herren. Ach, man lernt, wenn man muß; man lernt, wenn man einen Ausweg will; man lernt rücksichtslos. Man beaufsichtigt sich selbst mit der Peitsche; man zerfleischt sich beim geringsten Widerstand. Die Affennatur raste, sich überkugelnd, aus mir hinaus und weg, so daß mein erster Lehrer selbst davon fast äffisch wurde, bald den Unterricht aufgeben und in eine Heilanstalt gebracht werden mußte. Glücklicherweise kam er wieder bald hervor.
Aber ich verbrauchte viele Lehrer, ja sogar einige Lehrer gleichzeitig. Als ich meiner Fähigkeiten schon sicherer geworden war, die Öffentlichkeit meinen Fortschritten folgte, meine Zukunft zu leuchten begann, nahm ich selbst Lehrer auf, ließ sie in fünf aufeinanderfolgenden Zimmern niedersetzen und lernte bei allen zugleich, indem ich ununterbrochen aus einem Zimmer ins andere sprang.
Diese Fortschritte! Dieses Eindringen der Wissensstrahlen von allen Seiten ins erwachende Hirn! Ich leugne nicht: es beglückte mich. Ich gestehe aber auch ein: ich überschätzte es nicht, schon damals nicht, wieviel weniger heute. Durch eine Anstrengung, die sich bisher auf der Erde nicht wiederholt hat, habe ich die Durchschnittsbildung eines Europäers erreicht. Das wäre an sich vielleicht gar nichts, ist aber insofern doch etwas, als es mir aus dem Käfig half und mir diesen besonderen Ausweg, diesen Menschenausweg verschaffte. Es gibt eine ausgezeichnete deutsche Redensart: sich in die Büsche schlagen; das habe ich getan, ich habe mich in die Büsche geschlagen. Ich hatte keinen anderen Weg, immer vorausgesetzt, daß nicht die Freiheit zu wählen war.
Überblicke ich meine Entwicklung und ihr bisheriges Ziel, so klage ich weder, noch bin ich zufrieden. Die Hände in den Hosentaschen, die Weinflasche auf dem Tisch, liege ich halb, halb sitze ich im Schaukelstuhl und schaue aus dem Fenster. Kommt Besuch, empfange ich ihn, wie es sich gebührt. Mein Impresario sitzt im Vorzimmer; läute ich, kommt er und hört, was ich zu sagen habe. Am Abend ist fast immer Vorstellung, und ich habe wohl kaum mehr zu steigernde Erfolge. Komme ich spät nachts von Banketten, aus wissenschaftlichen Gesellschaften, aus gemütlichem Beisammensein nach Hause, erwartet mich eine kleine halbdressierte Schimpansin und ich lasse es mir nach Affenart bei ihr wohlgehen. Bei Tag will ich sie nicht sehen; sie hat nämlich den Irrsinn des verwirrten dressierten Tieres im Blick; das erkenne nur ich und ich kann es nicht ertragen.
Im Ganzen habe ich jedenfalls erreicht, was ich erreichen wollte. Man sage nicht, es wäre der Mühe nicht wert gewesen. Im übrigen will ich keines Menschen Urteil, ich will nur Kenntnisse verbreiten, ich berichte nur, auch Ihnen, hohe Herren von der Akademie, habe ich nur berichtet.
Franz Kafka : Ein Landarzt. Kleine Erzählungen (1919)
kempis poetry magazine
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Lola Ridge
(1873-1941)
THE SONG OF IRON
I
Not yet hast Thou sounded
Thy clangorous music,
Whose strings are under the mountains…
Not yet hast Thou spoken
The blooded, implacable Word…
But I hear in the Iron singing–
In the triumphant roaring of the steam and pistons pounding–
Thy barbaric exhortation…
And the blood leaps in my arteries, unreproved,
Answering Thy call…
All my spirit is inundated with the tumultuous passion of Thy Voice,
And sings exultant with the Iron,
For now I know I too am of Thy Chosen…
Oh fashioned in fire–
Needing flame for Thy ultimate word–
Behold me, a cupola
Poured to Thy use!
Heed not my tremulous body
That faints in the grip of Thy gauntlet.
Break it… and cast it aside…
But make of my spirit
That dares and endures
Thy crucible…
Pour through my soul
Thy molten, world-whelming song.
… Here at Thy uttermost gate
Like a new Mary, I wait…
II
Charge the blast furnace, workman…
Open the valves–
Drive the fires high…
(Night is above the gates).
How golden-hot the ore is
From the cupola spurting,
Tossing the flaming petals
Over the silt and furnace ash–
Blown leaves, devastating,
Falling about the world…
Out of the furnace mouth–
Out of the giant mouth–
The raging, turgid, mouth–
Fall fiery blossoms
Gold with the gold of buttercups
In a field at sunset,
Or huskier gold of dandelions,
Warmed in sun-leavings,
Or changing to the paler hue
At the creamy hearts of primroses.
Charge the converter, workman–
Tired from the long night?
But the earth shall suck up darkness–
The earth that holds so much…
And out of these molten flowers,
Shall shape the heavy fruit…
Then open the valves–
Drive the fires high,
Your blossoms nurturing.
(Day is at the gates
And a young wind…)
Put by your rod, comrade,
And look with me, shading your eyes…
Do you not see–
Through the lucent haze
Out of the converter rising–
In the spirals of fire
Smiting and blinding,
A shadowy shape
White as a flame of sacrifice,
Like a lily swaying?
III
The ore leaping in the crucibles,
The ore communicant,
Sending faint thrills along the leads…
Fire is running along the roots of the mountains…
I feel the long recoil of earth
As under a mighty quickening…
(Dawn is aglow in the light of the Iron…)
All palpitant, I wait…
IV
Here ye, Dictators–late Lords of the Iron,
Shut in your council rooms, palsied, depowered–
The blooded, implacable Word?
Not whispered in cloture, one to the other,
(Brother in fear of the fear of his brother…)
But chanted and thundered
On the brazen, articulate tongues of the Iron
Babbling in flame…
Sung to the rhythm of prisons dismantled,
Manacles riven and ramparts defaced…
(Hearts death-anointed yet hearing life calling…)
Ankle chains bursting and gallows unbraced…
Sung to the rhythm of arsenals burning…
Clangor of iron smashing on iron,
Turmoil of metal and dissonant baying
Of mail-sided monsters shattered asunder…
Hulks of black turbines all mangled and roaring,
Battering egress through ramparted walls…
Mouthing of engines, made rabid with power,
Into the holocaust snorting and plunging…
Mighty converters torn from their axis,
Flung to the furnaces, vomiting fire,
Jumbled in white-heaten masses disshapen…
Writhing in flame-tortured levers of iron…
Gnashing of steel serpents twisting and dying…
Screeching of steam-glutted cauldrons rending…
Shock of leviathans prone on each other…
Scaled flanks touching, ore entering ore…
Steel haunches closing and grappling and swaying
In the waltz of the mating locked mammoths of iron,
Tasting the turbulent fury of living,
Mad with a moment’s exuberant living!
Crash of devastating hammers despoiling..
Hands inexorable, marring
What hands had so cunningly moulded…
Structures of steel welded, subtily tempered,
Marvelous wrought of the wizards of ore,
Torn into octaves discordantly clashing,
Chords never final but onward progressing
In monstrous fusion of sound ever smiting on sound
in mad vortices whirling…
Till the ear, tortured, shrieks for cessation
Of the raving inharmonies hatefully mingling…
The fierce obligato the steel pipes are screaming…
The blare of the rude molten music of Iron…
LOLA RIDGE POETRY
kempis poetry magazine
More in: Ridge, Lola
Ed Schilders
Pietro Aretino
De geschiedenis van een reputatie
Acht
Waarschijnlijk heeft Casanova dit boekje later van Marina Pisani cadeau gekregen want verderop in ditzelfde deel noemt hij het als een werk dat deel uitmaakt van zijn bibliotheek, naast de werken van ‘Arioste, Horace, Pétrarque’. Aretino, of wat daarvoor doorgaat, noemt hij dan le petit livre des postures lubriques de l’Arétin. . .
Het zou interessant zijn te weten welke de vier ‘Aretino Y waren die Casanova fort intéressantesvond. Zijn werk geeft, dat lijkt geen onrechtmatige conclusie, slechts uitsluitsel over één positie. Dat is de arbre droit, die we Casanova — nog steeds in deel 4 — zien uitvoeren met een zekere M.M. nadat deze, uitgeput door de voorgaande luttes, zich op een Perzisch tapijt heeft uitgestrekt. Ik heb haar de rechte boom doen toepassen en in deze houding heb ik haar omhooggetild om haar liefdeskabinet te verorberen, dat ik op geen andere wijze kon bereiken aangezien ik ook haar in staat wilde stellen het wapen te proeven dat haar dodelijk verwondde zonder haar van het leven te beroven. Het is even puzzelen maar het is dan duidelijk dat Casanova hier aan het experimenteren is met wat tegenwoordig soixante-neuf genoemd zou worden, de heer geknield boven de dame. De naam van de stand, arbre droit, lijkt dan aardig gekozen. Het gebeuren krijgt echter niet de door Casanova gewenste afronding, de boom valt om, tussen haar borsten. Pas in het twaalfde deel lijkt het hem te lukken de arbre droit te volvoeren zoals Aretino het voorschrijft maar ook dan is Eros hem slecht gezind.
Casanova beschrijft dan zijn relatie met Lia die hem, net als het prototype van de teaser La Charpillon, voortdurend aan het lijntje houdt.
Om haar lusten op te wekken heeft hij weer gebruik gemaakt van het boekje met de Aretino’s, maar dagenlang blijven zijn lessen beperkt tot theorie. Op een avond ontdekt hij haar echter in het gezelschap van een jongeman. Hij bespiedt hen en stelt vast dat ‘Lia niets anders deed dan de figuren herhalen die ze uit haar hoofd had geleerd uit de Aretino.’ Niettemin windt het slot hem zeer op: ‘In de houding van de arbre droit de l’homme (de vrouw boven), ging Lia te werk als een echte saphiste, en de jongeman smulde van haar pronkjuweel.
Tenslotte volgt de afronding waarop hij zelf zijn zinnen gezet heeft en waarvan hij ook vanuit zijn voyeurspositie volop geniet: . . . et ne la voyant pas cracher à la fin de l’acte, je fus sûr qu’elle s’était nourrie du nectar de mon heureux rival.1) Casanova identificeert zijn Aretino steeds weer met het oraal-genitale contact, variaties die in de Sonetti niet voorkomen. Ook in deel acht, in zijn favoriete situatie, de ménage à trois, nu met Hedvige en Hélène, laat hij de dames eerst ‘de moeilijkste houdingen uit Aretino uitvoeren’, met de toevoeging, ‘wat hen onzegbaar amuseerde’, maar streeft hij tenslotte toch weer naar een fellatoir slot: la décharge partit et inonda son (Hedvige) visage et son sein.
Aretino’s grootste bewonderaar moet echter wel de Seigneur de Brantôme geweest zijn, gezien de vele verwijzingen naar de modi in zijn Vie des Dames Galantes. Brantôme begon aan dit superieure voorbeeld van roddelliteratuur tegen het eind van 1583 toen hij na een val van zijn paard vier jaar lang het bed moest houden. Hij overleed op ongeveer 74-jarige leeftijd (zijn geboortedatum wordt op circa 1540 geschat) zonder dat dit nu bekendste deel van zijn oeuvre gepubliceerd was. In zijn testament schreef hij echter nadrukkelijk: Je veux aussy, et en charge expressément mes héritiers, héritières, de faire imprimer mes livres, que j’ay faictz et composez de mon esprit et invention . . .8) Pas in 1665 of 1666 werd Vie des Dames Galantes in ons land voor het eerst gedrukt.
Na enige welgekozen voorbeelden van ‘overspel’ begint Brantôme een nieuwe alinea met de woorden: ‘Nog erger is dat deze mannen hun vrouw in hun eigen bed duizend-en-een ontuchtigheden, genietingen, verleidelijke poses en nieuwe standjes leren, zelfs de ontstellende houdingen van Aretino proberen, zodat het vuur van hun hartstocht honderdvoudig brandt en ze vanzelf ontuchtig worden.’
Het verband met het overspel wordt als volgt gelegd: ‘En als ze eenmaal zodanig afgericht zijn, kunnen ze zich niet meer weerhouden om hun mannen te verlaten op zoek naar andere minnaars.’ 9)
Dat het portfolio niet het alleenrecht van de mannen geweest is merken we verderop in het eerste hoofdstuk als Brantôme over een ‘mooie eerzame dame’ schrijft die ‘een geïllustreerde Aretino in haar kleedkamer bewaarde’, met toestemming van haar man. Haar begaafdheid in sexuele toepassingen heeft ze ‘zowel van het boek als door oefening’ geleerd. Over het succes van de ‘standen’ komen we iets meer te weten als Brantôme schrijft dat hij in Parijs een boekhandelaar gekend heeft, Bernardo geheten, een Italiaan, die ‘in nog geen jaar tijds ruim vijftig exemplaren had verkocht van de werken van Aretino’, en hij voegt er aan toe, ‘aan getrouwde zowel als ongetrouwde mannen, en ook aan vrouwen.’ Deze exemplaren waren gebonden ‘in fraaie leren banden’, werden verkocht aan de rijken, en dat in het grootste geheim. De boekhandelaar ‘vertelde me ook dat er een tijdje later een dame was gekomen die had gevraagd of hij niet nog zo’n boek had als de Aretino die ze . . . gezien had. Hij antwoordde: “Signora, si, e peggio.” (Ja mevrouw, nog iets ergers.) En meteen haalde ze geld tevoorschijn en betaalde voor de boeken hun gewicht in goud. Zo dol nieuwsgierig was ze om alles te proberen en haar man op reis te sturen naar Hoorndragersland, Corneto bij Civita-vecchia.’ En hij voegt er aan toe: ‘Al deze standjes en houdingen zijn een ergernis voor God’, maar dat meent hij niet echt. Toepassing en navolging van het idee moeten veelvuldig geweest zijn. Brantôme schrijft over een ‘zilveren drinkbeker (. . .) Met de graveernaald waren hierin heel zorgvuldig en bekoorlijk verscheidene voorstellingen van Aretino afgebeeld’, en alsof we dat nu nog niet weten voegt hij er nogmaals aan toe: ‘liefdeshoudingen van man en vrouw.’
Bijna giechelend vertelt hij dan hoe deze voorstellingen onder in de beker staan, en hoe de heren de dames, die niets vermoeden, uit die beker laten drinken. Niet zonder succes: ‘Een enkele zocht het buitenshuis om de houdingen van Aretino te beproeven, want een mens die niet is afgestompt wil alles proberen’! Erotisch versierd drank- en eetgerei moet in de zestiende eeuw zeer in zwang geweest zijn aan de hoven van Frankrijk en Italië. Fuchs geeft hierover een groot aantal berichten en fraaie afbeeldingen. Zo schrijft bij voorbeeld een Hertogin van Orléans in een van haar brieven over Catharirta de Medicis: ‘Koningin Catharina was een in-slechte vrouw. Haar oom, de paus, had groot gelijk toen hij zei, dat hij Frankrijk een slecht geschenk had gegeven. Men zegt dat ze haar jongste zoon vergiftigd heeft, en men heeft haar eens in een bordeel aangetroffen waar ze incognito was heengegaan om zich te verlustigen. Geen wonder dus dat ze ook uit een schaal met Aretino’s standen gezopen heeft.’ Philips van Bourgondië zou zijn tafel hebben laten opsieren door een fraai gouden beeld van een naakte Venus uit wier schaamdelen de wijn geschonken kon worden.
(wordt vervolgd)
Ed Schilders: Pietro Aretino. De geschiedenis van een reputatie
fleursdumal.nl magazine
More in: Aretino, Pietro, Ed Schilders, Erotic literature
Multatuli
(1820-1887)
Ideën (7 delen, 1862-1877)
Idee Nr. 78
Twee personen die pas gestorven waren, ontmoetten elkaar. Voor hun sterven hadden ze veel getwist over “zyn” of “niet zyn”.
De wyze — de weter — zei: ‘Welnu, had ik niet gelyk? Ge ziet, we zyn er. Dat vervelende citaat uit Hamlet heeft afgedaan.’
De onwetende, die generaal geweest was, scheen geen lust te hebben in diskussie. Althans hy antwoordde niet op de uitnodiging tot voortzetten van de stryd die afgebroken was door de dood. Ik gis dat hy ‘t doelloos vond, en beneden de waardigheid van onsterfelyken, vooral nu ‘t niet langer te doen was om waarheid — dit was tot weerzyds genoegen uitgewezen in z’n nadeel — maar over de prioriteit van het vinden dier waarheid. Hierin scheen de gewezen generaal geen belang te stellen.
Maar wél was hy verdrietig over ‘t verlies van z’n laatste veldslag.
‘Verbeeld u, vriend onsterfelyke, ik was gewond. Men bracht me in een kamer en te bed. Ik lag de ganse dag te ylen, en kon geen bevelen geven.
Maar ‘s avends werd m’n geest helder. Ik liet my de kaarten van de situatie voorleggen, bestudeerde positiën, sterkte, snelheid van beweging. Ik gaf orders, en zond m’n adjudanten rechts en links. Dát korps moest hierlangs…’t andere daarheen… men zou de vyand aantreffen op dát punt… zie!’
En met onsterflyke vinger wees hy ‘n punt aan op de kleine aarde.
‘Welnu, werden uw bevelen niet goed uitgevoerd?’
‘Ja… maar… luister! Na alles te hebben geregeld, sliep ik in. ‘s Nachts werd ik wakker. Myn wakers hadden my alleen gelaten, vertrouwende op m’n gerusten slaap. Ik hoorde niets dan ‘t eentonig stappen van de schildwacht, onder m’n venster…’
‘Wat is dat… ‘n schildwacht?’
‘Definitiën zyn moeielyk. Nadenkende over myn bevelen, bedacht ik dat er iets verzuimd was. De kolonel P… kent ge die?
‘Is-i dood?’
‘Ik weet niet…’
‘Levenden ken ik niet.’
‘Dat ‘s waar… ik vergat dat we dood zyn. Ik ken hem ook niet meer. Maar toen scheen ik hem te kennen.
Welnu, ik bedacht dat P. misschien te laat zou komen met z’n kolonne, als ik niet spoedig… “Hoe laat is ‘t?” riep ik met schrik.
‘Hoe laat? … Schrik?… wat is dat?’
‘Definitiën zyn moeielyk. Laat of vroeg is iets van tyd…’
‘Wat is dat… tyd?’
‘Dat weet ik niet meer, maar val me niet telkens in de rede. Ik wil u vertellen, waarom ik zo
verdrietig hier ben aangekomen. Ik riep “Hoe laat is ‘t?”
Niemand antwoordde.
Ik hoorde maar altyd door dat eentonige stappen van den schildwacht, en riep nog eens: ”Hoe laat is ‘t?” zo luid ik kon.
Maar opstaan kon ik niet. Ik was zwaar gewond, en kon ‘t hoofd niet keren naar de pendule. Die wond aan de hals…’
‘Ik zie uw wond niet, en uw hals niet.’
‘ ‘t Is waar, we hebben geen hals hier, en geen wonden. Dat moet wennen. Maar toen had ik een hals, en aan die hals een wond die me belette te zien hoe laat het was. Ik riep weer: “Hoe laat is ‘t?” Geen antwoord.
Maar ik hoorde altyd de tred van die schildwacht.
En ik hoorde hem hoesten, ja, ik hoorde z’n ademhaling Maar als ik riep: ”hoe laat is ‘t?” hoorde hy my niet. Dit ergerde my, maar ik begreep het wel. Die schildwacht was pas rekruut geweest, en had de stiptheid van iemand die iets weet, maar die ‘t nog niet lang weet: hy mocht niet spreken op z’n post. Wist ge dat? ‘
‘Neen, ik was spreker van beroep, en heb dus wel eens gezwegen op myn post, waar ‘t spreken plicht was. En toch ben ik hier!’
‘Nu, myn schildwacht komt zéker hier. Hy deed zyn plicht met rekrutige domheid. Ik riep… ik riep!
Ach, altyd te vergeefs !
Ik kreeg de koorts van ergernis. De volgende morgen kwam men my berichten dat de slag verloren was, omdat kolonel P. te laat was gekomen.
“En, zeiden velen — die nooit ‘n slag verloren, omdat ze nooit slag leverden — ‘t zou anders afgelopen zyn, als Generaal X heden nacht vóór vier uren een estafette had gezonden.”
De domme kwaadaardigheid…’
‘Wat is dat?’
‘Definitiën zyn moeielyk. Val me niet in de rede. De kwaadaardige domheid redeneerde ditmaal juist. Het was wáár! Inderdaad, als ik die nacht een estafette had gezonden…!
Begryp eens hoe verdrietig ik was
Terstond na ‘t bericht van de verloren slag, liet een der manschappen verzoeken by my toegelaten te worden. Men liet hem binnen:
“Generaal, ik ben de schildwacht die op post stond onder uw venster, deze nacht van twee tot vier.”
“Hm!…” zei ik.
“Generaal, ‘t was half drie.”
“O God, riep ik, waarom dat niet eerder gezegd toen ‘t weten my nodig was! “
Daarop ben ik gestorven.
Multatuli Ideën
kempis poetry magazine
More in: Archive M-N, DICTIONARY OF IDEAS, Multatuli, Multatuli
O s c a r W i l d e
(1854-1900)
The Grave Of Shelley
Like burnt-out torches by a sick man’s bed
Gaunt cypress-trees stand round the sun-bleached stone;
Here doth the little night-owl make her throne,
And the slight lizard show his jewelled head.
And, where the chaliced poppies flame to red,
In the still chamber of yon pyramid
Surely some Old-World Sphinx lurks darkly hid,
Grim warder of this pleasaunce of the dead.
Ah! sweet indeed to rest within the womb
Of Earth, great mother of eternal sleep,
But sweeter far for thee a restless tomb
In the blue cavern of an echoing deep,
Or where the tall ships founder in the gloom
Against the rocks of some wave-shattered steep.
O s c a r W i l d e p o e t r y
k e m p i s p o e t r y m a g a z i n e
More in: Wilde, Oscar
Anselm Kiefer Expo copyright Joris Luyten
Expositie Anselm Kiefer in KMSKA Antwerpen
Vanaf dit najaar slaan drie belangrijke museumspelers in Antwerpen – Musea stad Antwerpen, KMSKA en M HKA – de handen in elkaar om een spraakmakende tentoonstelling naar Antwerpen te brengen. Vanaf 23 oktober zijn er in het lege KMSKA werken van hedendaagse kunstenaar Anselm Kiefer te bewonderen. Deze tentoonstelling komt er na de succesvolle gezamenlijke tentoonstelling ‘A Story of the Image’ in Shanghai en Singapore vorig jaar. De drie partners zetten in de toekomst nog verschillende interessante tentoonstellingen van referentiekunstenaars uit de 20ste eeuw op de agenda.
Dit najaar slaan drie grote Antwerpse museumpartners – Musea stad Antwerpen , Koninklijk Museum voor Schone Kunsten Antwerpen (KMSKA) en Museum voor Hedendaagse Kunst Antwerpen (M HKA) – de handen in elkaar voor de organisatie van een unieke tentoonstelling over hedendaagse kunstenaar Anselm Kiefer (°1945).
De tentoonstelling brengt voor het eerst op grote schaal werk van de toonaangevende naoorlogse Duitse kunstenaar naar Antwerpen. Ze laat een selectie zien van werken van de jaren 1980 tot vandaag. De tentoongestelde werken zijn het privé-bezit van de Duitse familie Grothe die sinds de jaren 1970 gepassioneerd Duitse hedendaagse kunst verzamelt. De werken werden geselecteerd door curator Walter Smerling, president van de Stiftung für Kunst und Kultur in Bonn, Duitsland.
De selectie omvat werken met bekendere thema’s van Kiefer, zoals het ophalen van herinneringen aan de geschiedenis van zijn land, de Holocaust en de onthutsende gevolgen van de Tweede Wereldoorlog. In de tentoonstelling komen echter ook werken aan bod die Kiefers diepgaande interesse voor godsdiensten, mythologie en literatuur aantonen.
Geschiedenis gaat bij Kiefer niet over ‘feiten’ of ‘wetenswaardigheden’ maar over ‘atmosfeer’, een gedachte- en gevoelenskring die de grote mythes maar tegelijk ook het nabije verleden oproept en in herinnering brengt. Hij is de archivaris van door oorlogsgeweld toegetakelde landschappen.
Kiefer is een verhalenverteller, zijn werk is een visueel Gesamtkunstwerk, een poëtische en epische totaalervaring. Hij ‘arrangeert’ op zijn schilderijen grote theatrale ruimtes waarin zijn geschiedenissen zich af kunnen spelen.2
Stuk voor stuk zijn deze grootse realisaties representatief voor de kunsttaal van Kiefer. Hij brengt de historische herinnering weer tot leven door gebruik te maken van materialen zoals as, aarde, ijzer en hout.
Kiefer gebruikt in zijn hele oeuvre zwaar beladen beeldspraak: het vuur dat schept en vernielt, het woud waarin iemand verdwaalt, het water van de zondvloed en tegelijk van het begin van alle leven, de aarde waar alles uit voorkomt en waarin alles weer verdwijnt. Het oeroude epos wordt door alchemist en mythomaan Kiefer letterlijk in lood en verf gegoten.2
Nu het KMSKA grote renovatiewerken voorbereidt en zijn permanente collectie niet meer tentoonstelt, vormt het leegstaande gebouw vanaf 23 oktober 2010 het ideale decor voor Kiefers monumentale werken.
Vorig jaar organiseerden de drie grote museumpartners samen de tentoonstelling ‘A Story of the Image’ in Shanghai en Singapore. Hieruit vloeide een verdere structurele samenwerking. De partners doen dit onder meer door het zoeken naar synergieën tussen de verschillende tentoonstellingsprogramma’s en het uitwerken van een gezamenlijke communicatie. Door het verenigen van krachten kunnen bepaalde hiaten in de huidige programmering ingevuld worden: tentoonstellingen die door een afzonderlijke partner moeilijk of niet te realiseren waren kunnen nu toch in Antwerpen gebracht worden. Expo’s waarvoor het Vlaamse publiek de landsgrenzen over moest, zijn binnenkort in Antwerpen te zien.
Volgende gezamenlijke projecten vinden plaats in het voorjaar 2011. Eveneens in het lege KMSKA gaat dan ‘Museums of the 21st Century: Concepts, Projects, Buildings’ door. Ook voor de allereerste tijdelijke tentoonstelling in het MAS | Museum aan de Stroom, met een zeventigtal schilderijen uit de collecties van het KMSKA, en topwerken uit het M HKA en Museum Plantin-Moretus | Prentenkabinet, slaan de drie partners de handen in elkaar.
Expositie Anselm Kiefer
· van 23 oktober 2010 tot en met 23 januari 2011
· open van dinsdag tot zaterdag van 10 tot 17 uur en zondag van 10 tot 18 uur
· gesloten op maandag en op 25 december 2010, 1 en 2 januari 2011
· locatie: KMSKA, Leopold De Waelplaats, 2000 Antwerpen
Anselm Kiefer Expo copyright Joris Luyten
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