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Stefan Zweig

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Stefan Zweig: Erasmus von Rotterdam & Montaigne. Zwei biographische Essays

Die »Sternstunden der Menschheit« sind das berühmteste Beispiel von Stefan Zweigs historischer Essaykunst. Erasmus von Rotterdam und Michel de Montaigne waren ihm wesentliche Bezugsgrößen des eigenen Schreibens.

»Erasmus von Rotterdam, einstmals der größte und leuchtendste Ruhm seines Jahrhunderts, ist heute, leugnen wir es nicht, kaum mehr als ein Name.« Der Humanist und Wegbereiter der Reformation ist für Stefan Zweig der »erste bewusste Europäer«, in dem er einen frühen Geistesverwandten erkannte. Michel de Monhttps://www.die-andere-bibliothek.de/taigne widmete Stefan Zweig seinen letzten, unvollendet gebliebenen biographischen Essay. »Am hilfreichsten wird sein freies und unbeirrbares Denken einer Generation, die, wie etwa die unsere, vom Schicksal in einen kataraktischen Aufruhr der Welt geworfen wurde.«

Beide Essays – Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam (1934) und Montaigne (1942) – behandeln die großen Fragen nach der Möglichkeit von Freiheit und Gerechtigkeit und werden deshalb in einem Band zusammengefasst. Die Werke von Michel de Montaigne – die Essais und das Tagebuch der Reise nach Italien – hat die Andere Bibliothek in den gerühmten Neuübersetzungen von Hans Stilett veröffentlicht. Montaigne zählt zu den Ikonen unserer Bibliothek – wie selbstverständlich gehört auch Stefan Zweigs Blick auf ihn in unser Repertoire.

Stefan Zweig
Erasmus von Rotterdam & Montaigne
Zwei biographische Essays
Die Andere Bibliothek, Berlin
Großes Buch im kleinen Format
Erscheint: 09.2017
Seitenanzahl: 288
Extradrucke
Umschlaggestaltung: Angelika Richter, Heidesheim.
Besonders feines bedrucktes Leinen.
Farbenprächtiges Vor- und Nachsatzpapier,
Lesebändchen
ISBN: 9783847740339
16,00 EUR

# Website Die Andere Bibliothek

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„Ich gehöre nirgends mehr hin“ – Stefan Zweigs Schachnovelle, Ausstellung Berlin

Acht Jahre verbrachte der österreichische Schriftsteller Stefan Zweig (geb. 1881) im Exil. Einen Tag nach der demütigenden Durchsuchung seiner Villa am Salzburger Kapuzinerberg hatte er am 20. Februar 1934 Österreich verlassen und lebte zunächst in London, ab Sommer 1939 zusammen mit seiner zweiten Frau Lotte Altmann (geb. 1908) im englischen Kurort Bath.

Das Provisorium befristeter Certificates of identity endete für beide erst im Frühjahr 1940, als sie Britische Staatsbürger wurden – ihre Pässe enthielten jedoch den Stempel »alien enemy«, was deutlich auf die Herkunft aus einem verfeindeten Staat verwies. Als die Zweigs schließlich Ende Juni 1940 nach New York und weiter nach Rio de Janeiro aufbrachen, hielten deutsche Truppen schon seit 10 Tagen Paris besetzt. Auch für Großbritannien war die Lage bedrohlich geworden: Wegen eines Luftalarms mussten Lotte und Stefan Zweig in der Nacht ihrer Abfahrt zeitweise den Schutzkeller ihres Hotels in Liverpool aufsuchen.

Im Herbst und Winter 1940 bereisten die Zweigs Brasilien. Schon im Sommer 1936 war Zweig dort wie ein Star gefeiert worden und hatte seine Eindrücke voller Dankbarkeit geschildert. Doch seine neue Hommage, »Brasilien. Ein Land der Zukunft«, zog nunmehr kritische Stimmen auf sich: Zweig hatte ausgeblendet, dass der Brasilianische Präsident mittlerweile diktatorisch regierte, Parteien und Gewerkschaften verboten waren, missliebige Journalisten im Gefängnis saßen und die Einwanderung von Juden künftig verhindert werden sollte.

Wenige Wochen vor seinem 60. Geburtstag bezog Zweig zusammen mit seiner Frau ein bescheidenes Haus in der brasilianischen Stadt Petrópolis, landeinwärts von Rio de Janeiro, »ein kleiner Semmering, nur primitiver, so wie anno 1900 das Salzkammergut«. Im provinziellen Abseits überarbeitete Zweig seine Erinnerungen »Die Welt von Gestern« und schrieb »etwas Neues«, die »Schachnovelle«. Als er am 21. Februar 1942 auf dem Postamt von Petrópolis drei Typoskripte der Novelle abschickte, hatte Brasilien die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland bereits abgebrochen. Deutsch galt fortan als Feindsprache und durfte in der Öffentlichkeit nicht mehr gesprochen werden, auch das Mitführen deutscher Drucksachen war verboten.

In der Nacht zum 23. Februar nahmen Lotte und Stefan Zweig eine Überdosis Veronal. Entgegen ihrem letzten Willen, auf dem jüdischen Friedhof in Rio de Janeiro beerdigt zu werden, erhielten sie am 24. Februar 1942 ein Staatsbegräbnis in Petrópolis.

Entkräftet vom heimatlosen Wandern im Exil, nimmt Zweig in seinen beiden zuletzt entstandenen Werken Abschied von seiner geistigen Heimat. In seinen autobiographischen Erinnerungen, »Die Welt von Gestern«, beschwört er das alte Europa, die Weltoffenheit und kulturelle Sphäre seiner Heimatstadt Wien. In der »Schachnovelle« hingegen gestaltet er die grauenvollen Geschehnisse jener Barbarei, die den Traum von einem geeinten, zivilisierten Europa radikal zerstörte. Dem Protagonisten der Novelle, dem Anwalt Dr. B., ist zwar die rettende Flucht ins Exil gelungen. Doch bei der Überfahrt von New York nach Argentinien ist von einer Ankunft in einem sicheren Hafen nicht die Rede. Vielmehr wird Dr. B. von seinen traumatischen Wiener Erlebnissen überwältigt.

»Die Welt von Gestern« und die »Schachnovelle« stehen als exemplarische Werke des Exil-Autors Stefan Zweig im Zentrum der Ausstellung, für die zahlreiche Manuskripte, Typoskripte und persönliche Dokumente Zweigs aus amerikanischen und israelischen Archiven einbezogen werden konnten. Auch Teile der Autographensammlung, die Zweig Ende 1937 der Österreichischen Nationalbibliothek übereignete, sind hier erstmals zu sehen. Dankbarkeit Österreichs hat Zweig für seine Großzügigkeit nie erfahren – im Gegenteil: Seine Bücher wurden am 30. April 1938 auf dem Salzburger Residenzplatz vom nationalsozialistischen Mob verbrannt. In der Ausstellung ist dazu ein nach dem Krieg aufgenommenes Radiogespräch mit Zweigs erster Ehefrau Friderike, die später in den USA lebte, zu hören.

Die »Schachnovelle« ist die einzige Erzählung Zweigs, in der er zeitgenössische politische Verhältnisse darstellt. Mit den Szenen, die im ehemaligen Wiener Grand-Hotel »Métropole« spielen, hat Zweig den Opfern des Nationalsozialismus ein Denkmal gesetzt – in diesem beschlagnahmten Hotel hatte seit Ende März 1938 die Gestapo-Leitstelle Wien ihren Sitz. Ein großes Modell des »Métropole« wird in der Ausstellung gezeigt, und in Film- und Tonausschnitten berichten Rosa Grossmann und Bruno Kreisky stellvertretend für viele andere, die dort gefoltert und gedemütigt wurden, von ihren Erlebnissen.

Neben Ausschnitten aus dem 1960 produzierten Film »Schachnovelle« (mit Curd Jürgens und Mario Adorf) sind auch von Zweig benutzte Schachbücher, Teile der handschriftlich bearbeiteten Typoskripte und die ersten Buchausgaben der Erzählung zu sehen. In einem bewegenden brasilianischen Dokumentarfilm kommen noch Zeitzeugen Zweigs, darunter sein Verleger Abrahão Koogan, zu Wort.

Auch Zweigs Freundschaft mit Sigmund Freud, sein Engagement für die Gründung des europäischen PEN-Clubs in den USA, seine Hilfsbereitschaft für jüdische Flüchtlinge werden in der Ausstellung eindrucksvoll dokumentiert, die anlässlich des 75. Todestages Stefan Zweigs neu konzipiert wurde.

Im Begleitprogramm werden im August und Anfang September dienstags und donnerstags abends besondere Verfilmungen von Werken Stefan Zweigs in den Ausstellungsräumen gezeigt. Ab Mitte September wird das Programm mit Lesungen und Vorträgen fortgesetzt.

Eine Ausstellung des Theatermuseums Wien und des Stefan Zweig Zentrums Salzburg im Literaturhaus Berlin
27.7. bis 24.9.2017
Di – Fr: 14 – 19 Uhr
Sa, So: 11 – 19 Uhr
Kurator: Dr. Klemens Renoldner, Stefan Zweig Zentrum Salzburg
Gestaltung: Peter Karlhuber, Wien

In der Ausstellung erhältlich:
„Ich gehöre nirgends mehr hin“ Stefan Zweigs Schachnovelle, 2017
Hardcover, 19×24 cm, 80 S.
ISBN 978-3-900088-80-4
Zahlr. Abb., 17.- Euro

Literaturhaus Berlin
Fasanenstraße 23
10719 Berlin
Tel. 030/887286-0,
e-mail: literaturhaus@literaturhaus-berlin.de
website: http://www.literaturhaus-berlin.de/

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STEFAN ZWEIG: DIE NACHT DER GNADEN

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 Stefan Zweig
(1881-1942)

Die Nacht der Gnaden
Ein Reigen Sonette

I.
Ein schwarzer Flor umkränzte die Gelände.
Wie Boote segelten am Himmelsmeer
Die letzten lauen Abendwolken her
Und gossen Schattenschleier um die Wände.

Das Zimmer dunkelte. Die heißen Hände
Der beiden lagen willenlos und schwer
In ihrem Schoß und suchten sich nicht mehr.
Die leeren Worte waren längst zu Ende.

Sie bebten beide. Und ein Schweigen kam
Mit banger Schwüle. Er hielt sie umfangen
Und flehte ohne Wort: “Sei mein! Sei mein!”

Sie zitterte. Die Blüte junger Scham
Wuchs purpurn über ihre blassen Wangen,
Und Tränen stammelten: “Es darf nicht sein.”

II.
Da ließ er sie: “Ich will dich nicht betören.
Sei du nur mein, wenn du es längst schon bist.
Nicht eine Gabe sollst du mir gewähren,
Gib mir nur das, was lang mein eigen ist.

Sei mein, so wie sich mit den Sternenchören
Der Himmel flutend in die Nacht ergießt,
Und Seligkeiten werden uns gehören,
Durch die der Strom der Ewigkeiten fließt.

Willst du den Kelch der Sünde nicht nur nippen
Und ganz dein Sein an eine Nacht verschwenden,
So wird bis an die Grenze deiner Tage

Ein Leuchten sprühn von ungeahnten Bränden
Aus dieser Nacht!” – Wie eine bange Klage
Umfing ein zartes Lächeln ihre Lippen:

III.
“Was alle andern Schmach und Sünde nennen,
Wär mir ein Pfad zu lichten Seligkeiten,
Wenn nur auf meinem Mund, dem schmerzgeweihten,
Die roten Male deiner Küsse brennen.

Doch du bist Horcher in die Ewigkeiten,
Von denen mich die dunklen Wolken trennen.
Mich ließ nur Sehnsucht meine Jugend kennen
Und nicht die Träume, die zum Lichte leiten.

Drum will ich mich nicht deinem Willen senken,
Ob auch ein jeder Puls in meinen Gliedern
Mit seiner Sehnsucht dir schon angehört.

Ich bin zu arm, dir Liebe zu erwidern,
Und bin zu stolz, um Armut zu verschenken,
Denn sieh: Ich weiß, ich bin nicht deiner wert!”

IV.
Da sprach er sanft – und wie von Orgeldröhnen
War seine Stimme wundersam bewegt -:
“Wer so wie du den Glanz der Güte trägt,
Ist auserwählt, ein Leben licht zu krönen.

Oh fühlst du nicht, wie in verwandten Tönen
In uns der rasche Takt des Blutes schlägt
Und wilde Flamme in der Tiefe regt,
Um sich in unserm Einklang zu versöhnen?

Ich glüh in dir, du glühst in meinem Leben,
Zu neuer Einheit drängt dein junger Schoß
Und will den Ewigkeiten sich vermählen.

Sei mein! Erst wenn uns übermächtig groß
Die Schauer eigner Schöpfungslust durchbeben,
Rauscht eine Welt in unsern freien Seelen.”

V.
So sprach er glühend. Und sie beide standen
Im Bann des Blutes, wortlos wie verzagte
Verlorne Pilger nah den lichten Landen,
Wo schon das Frührot der Erfüllung tagte.

Dann kam ein Seufzen … als ob Weinen klagte …
Ein Knistern wie von sinkenden Gewanden …
Ein banger Ruf … Und als sein Auge fragte,
Ob sie der Sehnsucht wildes Wort verstanden,

Ward jählings Glanz in seinen Blick getragen,
Wie Glanz von Firnen … Aus dem Dunkel blühte
Gleich einer Lilie schlank und nackt ihr Leib.

Da schwieg sein Herz. Er wußte nicht zu sagen,
Wie ein Gebet durchdrang ihn ihre Güte,
Und diese Nacht ward sie ihm Gott und Weib.

VI.
Ihm aber war in dieser Nacht der Gnaden,
Als fühlte er die Welt zum erstenmal.
Er sah die Sterne auf beglänzten Pfaden
Wie Boten wandeln durch den Himmelssaal,

Sah weit das Leuchten über den Gestaden,
Der Morgenröte purpurblassen Strahl,
Fühlte die Winde, wie sie duftbeladen
Sich wiegten in den Wipfeln ohne Zahl,

Sah Frucht und Blüte über den Geländen
Und Saat und Segen. Erst in dieser Nacht
Ward ihm das Wunder aller Schöpfung wahr.

Und wie ein Kind, das in die Welt erwacht,
Nahm er aus diesen milden Frauenhänden
Die neue Pracht, die längst sein eigen war.

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STEFAN ZWEIG: AHNUNG

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Stefan Zweig
(1881-1942)

Ahnung

Die Sonne endet ihre Reise, –
Wir wandeln unsern Park entlang.
Von ferne summt noch eine Weise …
Wir horchen hin … Und leise, leise
Zieht es uns mit in Wort und Klang,

Als wollte alles sich erfüllen,
Was in uns noch in Blüten steht. –
Wir ahnen den geheimen Willen,
Und unsre Liebe neigt die stillen
Versehnten Augen zum Gebet …

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STEFAN ZWEIG: JUNGE GLUT

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Stefan Zweig
(1881-1942)

Junge Glut

Tiefe Nacht. –
Aus sinneheißem Traum bin ich erwacht.
Ich träumte von schimmernder Glieder Pracht
Von Frauen, die mit liebesfrohen und verständnisstillen
Verschwiegnen Blicken Wunsch und Sucht erfüllen,
Ich träumte von glühenden brennenden Küssen
Von trunkener Geigen laut jubelndem Klang,
Von wilden, berauschenden Glutgenüssen
Von Mädchen, die ich als Sieger bezwang …
Und jede Sehnsucht fand im Traum ihr Ende
Doch nun bin ich erwacht!
Allein! . . . . . . Allein!! . . . . .
… Und sinnetrunken tappen meine Hände
In schweigende Dunkelheiten hinein
Hinein in die leere, nichtssagende Nacht! …

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STEFAN ZWEIG: DAS FREMDE LÄCHELN

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Stefan Zweig
(1881-1942)

Das fremde Lächeln

Mich hält ein leises Lächeln gebannt.
Es hing
Ganz licht und lose am Lippenrand
Einer schönen Frau, die vorüberging.

Die fremde Frau war schön und schlank,
Und fühlte ich gleich, es zielte ihr Gang
In mein Leben.
Und dies Lächeln, das ich in Glut und Scham
Von ihren zartblassen Lippen nahm,
Hat mir ein Schicksal gegeben.

Wie ist dies alles so wundersam,
Das Lächeln, die Frau und mein sehnender Traum
Versponnen zu törichten Tagen.
Mein Herz verirrt sich in Frage und Gram,
Woher dieses seltsame Lächeln kam,
Und weiß ich doch kaum,
Wieso mir das heimliche Wunder geschehn,
Daß ich, erglutend in Glück und Scham,
Ein Lächeln aus fremden Leben nahm
Und in das meine getragen.

Ich fühle nur: seit
Ich das Lächeln der leisen Lippen getrunken,
Ist die Ahnung einer Unendlichkeit
In mein Leben gesunken.
Meine Nächte leuchten nun still und lau
Wie ein Sternengezelt
In beruhigtem Blau.
Und der zarte Traumglanz, der sie erhellt,
Ist das Lächeln der Frau,
Der viellieben Frau,
Der schönen, an der ich vorüberging,
Der fremden, von der ich ein Schicksal empfing.

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STEFAN ZWEIG: DAS MÄDCHEN

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Stefan Zweig
(1881-1942)

Das Mädchen

Heut kann ich keine Ruhe finden …
Das muß die Sommernacht wohl sein.
Durchs off’ne Fenster strömt der Linden
Verträumter Blütenduft herein.

Oh Du mein Herz, wenn er jetzt käme
– Die Mutter ging schon längst zur Ruh –
Und Dich in seine Arme nähme …
Du schwaches Herz, … was tätest du? …

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STEFAN ZWEIG: IN TIEFER NACHT

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 Stefan Zweig
(1881-1942)

In tiefer Nacht

So mitternächtig alle Gassen,
Die silberblank der Mond durchzieht
So blaß und stumm die Häusermassen …
Hinauf zu schlummernden Gelassen
Klingt sonnetrunken noch mein Lied.

Die Straßen sind so traumesselig
Und sprechen leis mein Lied zurück.
Und lauter, voller wirds allmählich
Und bald erdröhnt es hell und fröhlich
Das Lied von meiner Liebe Glück.

Es dringt durch dunkle Fensterläden
So leise trägts der laue Wind.
In tiefem Traum umfängt es jeden
Mit seinen feinen, feinen Fäden
Die Mutter Sehnsucht um uns spinnt,

Daß sich die Mädchenherzen dehnen
Im dunklen Banne seiner Macht,
Und immer heißer wird ihr Sehnen,
Und glühend rinnen brennende Tränen
Hinein in die stumme, verschwiegene Nacht.

Doch mein Lied und ich, wir schreiten
Immer nur weiter, immer nur zu
In die silberblinkenden Weiten
Hin zu den blendendsten Seligkeiten
Hin zu Dir, oh Geliebte Du …

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STEFAN ZWEIG: HAND IN HAND

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Stefan Zweig
(1881-1942)

Hand in Hand

Laß Deine Hand in meinen Händen,
Dort ruht sie weich und mild und gut,
Und leise rinnt ein Gabenspenden
Von meiner Glut in Deine Glut,

Bis sie nicht von einander scheiden
Was jede noch ihr eigen nennt.
Und dann verzehrend in den beiden
Ein einziger Gedanke brennt.

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Stefan Zweig: Meine Liebe

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Stefan Zweig
(1881-1942)

Meine Liebe

Ich hasse Frauen mit dem satten Lächeln,
Das nur Erfahrung und Gewohnheit gibt,
Die prahlerisch gereifte Reize fächeln. –
Ich hasse den, der solche Schönheit liebt.

Aus stillen Augen will ich Funken schlagen
Bis sie in heißer Liebeslust erglühn,
Will blassen Mädchen meine Träume sagen,
Durch deren Parke ihre Bilder ziehn.

Will Glieder fühlen, die es nicht verspürten,
Daß sie dem Leben schon herangereift,
Die Lippen schmiegen auf die unberührten,
Die nie ein tatgewordner Wunsch gestreift.

Ich will nur elfenzarte Finger küssen,
Durch die das Blut mit blassem Leuchten rinnt,
Ich liebe Mädchen, die nicht Wahrheit wissen,
Ein armes, stilles lebensfremdes Kind.

Doch dieser weiß ich tausend Seligkeiten
Aus unverbrauchter Jugend heißer Glut,
Um ihre Glieder will ich Königspurpur breiten
Wenn sie im Banne meiner Arme ruht.

Sie will ich dann das Glück der Liebe lehren,
Das weit hinauf in Himmelsfernen trägt,
Sowie von opferflammenden Altären
Die Lohe jauchzend zu den Sternen schlägt …

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