In this category:

Or see the index

All categories

  1. AFRICAN AMERICAN LITERATURE
  2. AUDIO, CINEMA, RADIO & TV
  3. DANCE & PERFORMANCE
  4. DICTIONARY OF IDEAS
  5. EXHIBITION – art, art history, photos, paintings, drawings, sculpture, ready-mades, video, performing arts, collages, gallery, etc.
  6. FICTION & NON-FICTION – books, booklovers, lit. history, biography, essays, translations, short stories, columns, literature: celtic, beat, travesty, war, dada & de stijl, drugs, dead poets
  7. FLEURSDUMAL POETRY LIBRARY – classic, modern, experimental & visual & sound poetry, poetry in translation, city poets, poetry archive, pre-raphaelites, editor's choice, etc.
  8. LITERARY NEWS & EVENTS – art & literature news, in memoriam, festivals, city-poets, writers in Residence
  9. MONTAIGNE
  10. MUSEUM OF LOST CONCEPTS – invisible poetry, conceptual writing, spurensicherung
  11. MUSEUM OF NATURAL HISTORY – department of ravens & crows, birds of prey, riding a zebra, spring, summer, autumn, winter
  12. MUSEUM OF PUBLIC PROTEST
  13. MUSIC
  14. NATIVE AMERICAN LIBRARY
  15. PRESS & PUBLISHING
  16. REPRESSION OF WRITERS, JOURNALISTS & ARTISTS
  17. STORY ARCHIVE – olv van de veestraat, reading room, tales for fellow citizens
  18. STREET POETRY
  19. THEATRE
  20. TOMBEAU DE LA JEUNESSE – early death: writers, poets & artists who died young
  21. ULTIMATE LIBRARY – danse macabre, ex libris, grimm & co, fairy tales, art of reading, tales of mystery & imagination, sherlock holmes theatre, erotic poetry, ideal women
  22. WAR & PEACE
  23. WESTERN FICTION & NON-FICTION
  24. ·




  1. Subscribe to new material: RSS

Heine, Heinrich

«« Previous page · Heinrich Heine: Die Wallfahrt nach Kevlaar · Heinrich Heine: Die Fensterschau · Heinrich Heine: Gespraech auf der Paderborner Heide · Heinrich Heine: Sturm

Heinrich Heine: Die Wallfahrt nach Kevlaar

H e i n r i c h   H e i n e

(1797-1856)

 

Die Wallfahrt nach Kevlaar

 

1

Am Fenster stand die Mutter,

Im Bette lag der Sohn.

"Willst du nicht aufstehn, Wilhelm,

Zu schaun die Prozession?"

 

"Ich bin so krank, o Mutter,

Dass ich nicht hoer und seh;

Ich denk an das tote Gretchen,

Da tut das Herz mir weh." —

 

"Steh auf, wir wollen nach Kevlaar,

Nimm Buch und Rosenkranz;

Die Mutter Gottes heilt dir

Dein krankes Herze ganz."

 

Es flattern die Kirchenfahnen,

Es singt im Kirchenton;

Das ist zu Koellen am Rheine,

Da geht die Prozession.

 

Die Mutter folgt der Menge,

Den Sohn, den fuehret sie,

Sie singen beide im Chore:

Gelobt seist du, Marie!

 

2

Die Mutter Gottes zu Kevlaar

Traegt heut ihr bestes Kleid;

Heut hat sie viel zu schaffen,

Es kommen viel kranke Leut.

 

Die kranken Leute bringen

Ihr dar, als Opferspend,

Aus Wachs gebildete Glieder,

Viel waechserne Fuess und Haend.

 

Und wer eine Wachshand opfert,

Dem heilt an der Hand die Wund;

Und wer einen Wachsfuss opfert,

Dem wird der Fuss gesund.

 

Nach Kevlaar ging mancher auf Kruecken,

Der jetzo tanzt auf dem Seil,

Gar mancher spielt jetzt die Bratsche,

Dem dort kein Finger war heil.

 

Die Mutter nahm ein Wachslicht,

Und bildete draus ein Herz.

"Bring das der Mutter Gottes,

Dann heilt sie deinen Schmerz."

 

Der Sohn nahm seufzend das Wachsherz,

Ging seufzend zum Heiligenbild;

Die Traene quillt aus dem Auge,

Das Wort aus dem Herzen quillt:

 

"Du Hochgebenedeite,

Du reine Gottesmagd,

Du Koenigin des Himmels,

Dir sei mein Leid geklagt!

 

"Ich wohnte mit meiner Mutter

Zu Koellen in der Stadt,

Der Stadt, die viele hundert

Kapellen und Kirchen hat.

 

"Und neben uns wohnte Gretchen,

Doch die ist tot jetzund —

Marie, dir bring ich ein Wachsherz,

Heil du meine Herzenswund.

 

"Heil du mein krankes Herze —

Ich will auch spaet und frueh

Inbruenstiglich beten und singen:

Gelobt seist du, Marie!"

 

3

Der kranke Sohn und die Mutter,

Die schliefen im Kaemmerlein;

Da kam die Mutter Gottes

Ganz leise geschritten herein.

 

Sie beugte sich ueber den Kranken

Und legte ihre Hand

Ganz leise auf sein Herze,

Und laechelte mild und schwand.

 

Die Mutter schaut alles im Traume

Und hat noch mehr geschaut;

Sie erwachte aus dem Schlummer,

Die Hunde bellten so laut.

 

Da lag dahingestrecket

Ihr Sohn, und der war tot;

Es spielt auf den bleichen Wangen

Das lichte Morgenrot.

 

Die Mutter faltet die Haende,

Ihr war, sie wusste nicht wie;

Andaechtig sang sie leise:

Gelobt seist du, Marie!


Heirich Heine Gedichte

kempis poetry magazine

More in: Heine, Heinrich


Heinrich Heine: Die Fensterschau

H e i n r i c h   H e i n e

(1797-1856)


Die Fensterschau

 

Der bleiche Heinrich ging vorbei,

Schoen Hedwig lag am Fenster.

Sie sprach halblaut: Gott steh mir bei,

Der unten schaut bleich wie Gespenster!

 

Der unten erhub sein Aug in die Hoeh,

Hinschmachtend an Hedewigs Fenster.

Schoen Hedwig ergriff es wie Liebesweh,

Auch sie ward bleich wie Gespenster.

 

Schoen Hedwig stand nun mit Liebesharm

Tagtaeglich lauernd am Fenster.

Bald aber lag sie in Heinrichs Arm,

Allnaechtlich zur Zeit der Gespenster.

 


Heinrich Heine poetry

k e m p i s   p o e t r y   m a g a z i n e

More in: Heine, Heinrich


Heinrich Heine: Gespraech auf der Paderborner Heide

H e i n r i c h   H e i n e

(1797-1856)

 

Gespraech auf der Paderborner Heide

 

Hoerst du nicht die fernen Toene,

Wie von Brummbass und von Geigen?

Dorten tanzt wohl manche Schoene

Den gefluegelt leichten Reigen.

 

"Ei, mein Freund, das nenn ich irren,

Von den Geigen hoer ich keine,

Nur die Ferklein hoer ich quirren,

Grunzen nur hoer ich die Schweine."

 

Hoerst du nicht das Waldhorn blasen?

Jaeger sich des Weidwerks freuen;

Fromme Laemmer seh ich grasen,

Schaefer spielen auf Schalmeien.

 

"Ei, mein Freund, was du vernommen,

Ist kein Waldhorn, noch Schalmeie;

Nur den Sauhirt seh ich kommen,

Heimwarts treibt er seine Saeue."

 

Hoerst du nicht das ferne Singen,

Wie von suessen Wettgesaengen?

Englein schlagen mit den Schwingen

Lauten Beifall solchen Klaengen.

 

"Ei, was dort so huebsch geklungen,

Ist kein Wettgesang, mein Lieber!

Singend treiben Gaensejungen

Ihre Gaenselein vorueber."

 

Hoerst du nicht die Glocken laeuten,

Wunderlieblich, wunderhelle?

Fromme Kirchengaenger schreiten

Andachtsvoll zur Dorfkapelle.

 

"Ei, mein Freund, das sind die Schellen

Von den Ochsen, von den Kuehen,

Die nach ihren dunkeln Staellen

Mit gesenktem Kopfe ziehen."

 

Siehst du nicht den Schleier wehen?

Siehst du nicht das leise Nicken?

Dort seh ich die Liebste stehen,

Feuchte Wehmut in den Blicken.

 

"Ei, mein Freund, dort seh ich nicken

Nur das Waldweib, nur die Lise;

Blass und hager an den Kruecken

Hinkt sie weiter nach der Wiese."

 

Nun, mein Freund, so magst du lachen

UEber des Phantasten Frage!

Wirst du auch zur Taeuschung machen,

Was ich fest im Busen trage?


Heinrich Heine poetry

kempis poetry magazine

More in: Heine, Heinrich


Heinrich Heine: Sturm

Heinrich Heine
(1797-1856)

S t u r m

Es wütet der Sturm,
Und er peitscht die Wellen,
Und die Wellen, wutschäumend und bäumend,
Türmen sich auf, und es wogen lebendig
Die weißen Wasserberge,
Und das Schifflein erklimmt sie,
Hastig mühsam,
Und plötzlich stürzt es hinab
In schwarze, weitgähnende Flutabgründe —

O Meer!
Mutter der Schönheit, der Schaumentstiegenen!
Großmutter der Liebe! schone meiner!
Schon flattert, leichenwitternd,
Die weiße, gespenstige Möwe,
Und wetzt an dem Mastbaum den Schnabel,
Und lechzt, voll Fraßbegier, nach dem Herzen,
Das vom Ruhm deiner Tochter ertönt
Und das dein Enkel, der kleine Schalk,
Zum Spielzeug erwählt.

Vergebens mein Bitten und Flehn!
Mein Rufen verhallt im tosenden Sturm,
Im Schlachtlärm der Winde.
Es braust und pfeift und prasselt und heult,
Wie ein Tollhaus von Tönen!
Und zwischendurch hör ich vernehmbar
Lockende Harfenlaute,
Sehnsuchtwilden Gesang,
Seelenschmelzend und seelenzerreißend,
Und ich erkenne die Stimme.

Fern an schottischer Felsenküste,
Wo das graue Schlößlein hinausragt
Über die brandende See,
Dort, am hochgewölbten Fenster,
Steht eine schöne, kranke Frau,
Zartdurchsichtig und marmorblaß,
Und sie spielt die Harfe und singt,
Und der Wind durchwühlt ihre langen Locken,
Und trägt ihr dunkles Lied
Über das weite, stürmende Meer.

Joseph Turner

More in: Archive G-H, Heine, Heinrich


« Newer Entries

Thank you for reading Fleurs du Mal - magazine for art & literature