Franz Grillparzer: An den Mond
An den Mond
Wandle, wandle, holder Schimmer!
Wandle über Flur und Au,
Gleitend, wie ein kühner Schwimmer,
In des stillen Meeres Blau.
Sanft im Silberglanze schwebest
Du so still durchs Wolkenmeer,
Und durch deinen Blick belebest
Du die Gegend rings umher.
Manchen drücket schwerer Kummer,
Manchen lastet Qual und Pein;
Doch du wiegst in sanften Schlummer
Tröstend ihn, voll Mitleid, ein.
Sanfter, als die heiße Sonne,
Winkt dein Schimmer Ruh und Freud,
Und erfüllt mit süßer Wonne,
Tröstung und Vergessenheit.
Hüllst in dichtbewachsnen Lauben
Mit der sanften Fantasie
Ganz den Dichter; machst ihn glauben,
Seine Muse weiche nie.
Franz Seraphicus Grillparzer
(Wien 1791 – 1872)
An den Mond (Gedicht)
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