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R a i n e r M a r i a R i l k e
(1875-1926)
G e d i c h t e
Herbsttag
Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Der Panther
Im Jardin des Plantes, Paris
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannter Stille –
und hört im Herzen auf zu sein.
L’Attente
C’est la vie au ralenti,
c’est le cœur à rebours,
c’est une espérance et demie:
trop et trop peu à son tour.
C’est le train qui s’arrête en plein
chemin sans nulle station
et on entend le grillon
et on contemple en vain
penché à la portière,
d’un vent que l’on sent, agités
les prés fleuris, les prés
que l’arrêt rend imaginaires.
Rainer Maria Rilke: 3 Gedichte
fleursdumal.nl m a g a z i n e
More in: Archive Q-R, Rilke, Rainer Maria
R a i n e r M a r i a R i l k e
(1875-1926)
R e q u i e m
Für eine Freundin
Ich habe Tote, und ich ließ sie hin
und war erstaunt, sie so getrost zu sehn,
so rasch zuhaus im Totsein, so gerecht,
so anders als ihr Ruf. Nur du, du kehrst
zurück; du streifst mich, du gehst um, du willst
an etwas stoßen, daß es klingt von dir
und dich verrät. O nimm mir nicht, was ich
langsam erlern. Ich habe recht; du irrst
wenn du gerührt zu irgend einem Ding
ein Heimweh hast. Wir wandeln dieses um;
es ist nicht hier, wir spiegeln es herein
aus unserm Sein, sobald wir es erkennen.
Ich glaubte dich viel weiter. Mich verwirrts,
daß du gerade irrst und kommst, die mehr
verwandelt hat als irgend eine Frau.
Daß wir erschraken, da du starbst, nein, daß
dein starker Tod uns dunkel unterbrach,
das Bisdahin abreißend vom Seither:
das geht uns an; das einzuordnen wird
die Arbeit sein, die wir mit allem tun.
Doch daß du selbst erschrakst und auch noch jetzt
den Schrecken hast, wo Schrecken nicht mehr gilt;
daß du von deiner Ewigkeit ein Stück
verlierst und hier hereintrittst, Freundin, hier,
wo alles noch nicht ist; daß du zerstreut,
zum ersten Mal im All zerstreut und halb,
den Aufgang der unendlichen Naturen
nicht so ergriffst wie hier ein jedes Ding;
daß aus dem Kreislauf, der dich schon empfing,
die stumme Schwerkraft irgend einer Unruh
dich niederzieht zur abgezählten Zeit – :
dies weckt mich nachts oft wie ein Dieb, der einbricht.
Und dürft ich sagen, daß du nur geruhst,
daß du aus Großmut kommst, aus Überfülle,
weil du so sicher bist, so in dir selbst,
daß du herumgehst wie ein Kind, nicht bange
vor Örtern, wo man einem etwas tut – :
doch nein: du bittest. Dieses geht mir so
bis ins Gebein und querrt wie eine Säge.
Ein Vorwurf, den du trügest als Gespenst,
nachtrügest mir, wenn ich mich nachts zurückzieh
in meine Lunge, in die Eingeweide,
in meines Herzens letzte ärmste Kammer,
ein solcher Vorwurf wäre nicht so grausam,
wie dieses Bitten ist. Was bittest du?
Sag, soll ich reisen? Hast du irgendwo
ein Ding zurückgelassen, das sich quält
und das dir nachwill? Soll ich in ein Land,
das du nicht sahst, obwohl es dir verwandt
war wie die andre Hälfte deiner Sinne?
Ich will auf seinen Flüssen fahren, will
an Land gehn und nach alten Sitten fragen,
will mit den Frauen in den Türen sprechen
und zusehn, wenn sie ihre Kinder rufen.
Ich will mir merken, wie sie dort die Landschaft
umnehmen draußen bei der alten Arbeit
der Wiesen und der Felder; will begehren,
vor ihren König hingeführt zu sein,
und will die Priester durch Bestechung reizen,
daß sie mich legen vor das stärkste Standbild
und fortgehn und die Tempeltore schließen.
Dann aber will ich, wenn ich vieles weiß,
einfach die Tiere anschaun, daß ein Etwas
von ihrer Wendung mir in die Gelenke
herübergleitet; will ein kurzes Dasein
in ihren Augen haben, die mich halten
und langsam lassen, ruhig, ohne Urteil.
Ich will mir von den Gärtnern viele Blumen
hersagen lassen, daß ich in den Scherben
der schönen Eigennamen einen Rest
herüberbringe von den hundert Düften.
Und Früchte will ich kaufen, Früchte, drin
das Land noch einmal ist, bis an den Himmel.
Denn Das verstandest du: die vollen Früchte.
Die legtest du auf Schalen vor dich hin
und wogst mit Farben ihre Schwere auf.
Und so wie Früchte sahst du auch die Fraun
und sahst die Kinder so, von innen her
getrieben in die Formen ihres Daseins.
Und sahst dich selbst zuletzt wie eine Frucht,
nahmst dich heraus aus deinen Kleidern, trugst
dich vor den Spiegel, ließest dich hinein
bis auf dein Schauen; das blieb groß davor
und sagte nicht: das bin ich; nein: dies ist.
So ohne Neugier war zuletzt dein Schaun
und so besitzlos, von so wahrer Armut,
daß es dich selbst nicht mehr begehrte: heilig.
So will ich dich behalten, wie du dich
hinstelltest in den Spiegel, tief hinein
und fort von allem. Warum kommst du anders?
Was widerrufst du dich? Was willst du mir
einreden, daß in jenen Bernsteinkugeln
um deinen Hals noch etwas Schwere war
von jener Schwere, wie sie nie im Jenseits
beruhigter Bilder ist; was zeigst du mir
in deiner Haltung eine böse Ahnung;
was heißt dich die Konturen deines Leibes
auslegen wie die Linien einer Hand,
daß ich sie nicht mehr sehn kann ohne Schicksal?
Komm her ins Kerzenlicht. Ich bin nicht bang,
die Toten anzuschauen. Wenn sie kommen,
so haben sie ein Recht, in unserm Blick
sich aufzuhalten, wie die andern Dinge.
Komm her; wir wollen eine Weile still sein.
Sieh diese Rose an auf meinem Schreibtisch;
ist nicht das Licht um sie genau so zaghaft
wie über dir: sie dürfte auch nicht hier sein.
Im Garten draußen, unvermischt mit mir,
hätte sie bleiben müssen oder hingehn, –
nun währt sie so: was ist ihr mein Bewußtsein?
Erschrick nicht, wenn ich jetzt begreife, ach,
da steigt es in mir auf: ich kann nicht anders,
ich muß begreifen, und wenn ich dran stürbe.
Begreifen, daß du hier bist. Ich begreife.
Ganz wie ein Blinder rings ein Ding begreift,
fühl ich dein Los und weiß ihm keinen Namen.
Laß uns zusammen klagen, daß dich einer
aus deinem Spiegel nahm. Kannst du noch weinen?
Du kannst nicht. Deiner Tränen Kraft und Andrang
hast du verwandelt in dein reifes Anschaun
und warst dabei, jeglichen Saft in dir
so umzusetzen in ein starkes Dasein,
das steigt und kreist im Gleichgewicht und blindlings.
Da riß ein Zufall dich, dein letzter Zufall
riß dich zurück aus deinem fernsten Fortschritt
in eine Welt zurück, wo Säfte wollen.
Riß dich nicht ganz; riß nur ein Stück zuerst,
doch als um dieses Stück von Tag zu Tag
die Wirklichkeit so zunahm, daß es schwer ward,
da brauchtest du dich ganz: da gingst du hin
und brachst in Brocken dich aus dem Gesetz
mühsam heraus, weil du dich brauchtest. Da
trugst du dich ab und grubst aus deines Herzens
nachtwarmem Erdreich die noch grünen Samen,
daraus dein Tod aufkeimen sollte: deiner,
dein eigner Tod zu deinem eignen Leben.
Und aßest sie, die Körner deines Todes,
wie alle andern, aßest seine Körner,
und hattest Nachgeschmack in dir von Süße,
die du nicht meintest, hattest süße Lippen,
du: die schon innen in den Sinnen süß war.
O laß uns klagen. Weißt du, wie dein Blut
aus einem Kreisen ohnegleichen zögernd
und ungern wiederkam, da du es abriefst?
Wie es verwirrt des Leibes kleinen Kreislauf
noch einmal aufnahm; wie es voller Mißtraun
und Staunen eintrat in den Mutterkuchen
und von dem weiten Rückweg plötzlich müd war.
Du triebst es an, du stießest es nach vorn,
du zerrtest es zur Feuerstelle, wie
man eine Herde Tiere zerrt zum Opfer;
und wolltest noch, es sollte dabei froh sein.
Und du erzwangst es schließlich: es war froh
und lief herbei und gab sich hin. Dir schien,
weil du gewohnt warst an die andern Maße,
es wäre nur für eine Weile; aber
nun warst du in der Zeit, und Zeit ist lang.
Und Zeit geht hin, und Zeit nimmt zu, und Zeit
ist wie ein Rückfall einer langen Krankheit.
Wie war dein Leben kurz, wenn du’s vergleichst
mit jenen Stunden, da du saßest und
die vielen Kräfte deiner vielen Zukunft
schweigend herabbogst zu dem neuen Kindkeim,
der wieder Schicksal war. O wehe Arbeit.
O Arbeit über alle Kraft. Du tatest
sie Tag für Tag, du schlepptest dich zu ihr
und zogst den schönen Einschlag aus dem Webstuhl
und brauchtest alle deine Fäden anders.
Und endlich hattest du noch Mut zum Fest.
Denn da’s getan war, wolltest du belohnt sein,
wie Kinder, wenn sie bittersüßen Tee
getrunken haben, der vielleicht gesund macht.
So lohntest du dich: denn von jedem andern
warst du zu weit, auch jetzt noch; keiner hätte
ausdenken können, welcher Lohn dir wohltut.
Du wußtest es. Du saßest auf im Kindbett,
und vor dir stand ein Spiegel, der dir alles
ganz wiedergab. Nun war das alles Du
und ganz davor, und drinnen war nur Täuschung,
die schöne Täuschung jeder Frau, die gern
Schmuck umnimmt und das Haar kämmt und verändert.
So starbst du, wie die Frauen früher starben,
altmodisch starbst du in dem warmen Hause
den Tod der Wöchnerinnen, welche wieder
sich schließen wollen und es nicht mehr können,
weil jenes Dunkel, das sie mitgebaren,
noch einmal wiederkommt und drängt und eintritt.
Ob man nicht dennoch hätte Klagefrauen
auftreiben müssen? Weiber, welche weinen
für Geld, und die man so bezahlen kann,
daß sie die Nacht durch heulen, wenn es still wird.
Gebräuche her! wir haben nicht genug
Gebräuche. Alles geht und wird verredet.
So mußt du kommen, tot, und hier mit mir
Klagen nachholen. Hörst du, daß ich klage?
Ich möchte meine Stimme wie ein Tuch
hinwerfen über deines Todes Scherben
und zerrn an ihr, bis sie in Fetzen geht,
und alles, was ich sage, müßte so
zerlumpt in dieser Stimme gehn und frieren;
blieb es beim Klagen. Doch jetzt klag ich an:
den Einen nicht, der dich aus dir zurückzog,
(ich find ihn nicht heraus, er ist wie alle)
doch alle klag ich in ihm an: den Mann.
Wenn irgendwo ein Kindgewesensein
tief in mir aufsteigt, das ich noch nicht kenne,
vielleicht das reinste Kindsein meiner Kindheit:
ich wills nicht wissen. Einen Engel will
ich daraus bilden ohne hinzusehn
und will ihn werfen in die erste Reihe schreiender
Engel, welche Gott erinnern.
Denn dieses Leiden dauert schon zu lang,
und keiner kanns; es ist zu schwer für uns,
das wirre Leiden von der falschen Liebe,
die, bauend auf Verjährung wie Gewohnheit,
ein Recht sich nennt und wuchert aus dem Unrecht.
Wo ist ein Mann, der Recht hat auf Besitz?
Wer kann besitzen, was sich selbst nicht hält,
was sich von Zeit zu Zeit nur selig auffängt
und wieder hinwirft wie ein Kind den Ball.
Sowenig wie der Feldherr eine Nike
festhalten kann am Vorderbug des Schiffes,
wenn das geheime Leichtsein ihrer Gottheit
sie plötzlich weghebt in den hellen Meerwind:
so wenig kann einer von uns die Frau
anrufen, die uns nicht mehr sieht und die
auf einem schmalen Streifen ihres Daseins
wie durch ein Wunder fortgeht, ohne Unfall:
er hätte denn Beruf und Lust zur Schuld.
Denn das ist Schuld, wenn irgendeines Schuld ist:
die Freiheit eines Lieben nicht vermehren
um alle Freiheit, die man in sich aufbringt.
Wir haben, wo wir lieben, ja nur dies:
einander lassen; denn daß wir uns halten,
das fällt uns leicht und ist nicht erst zu lernen.
Bist du noch da? In welcher Ecke bist du? –
Du hast so viel gewußt von alledem
und hast so viel gekonnt, da du so hingingst
für alles offen, wie ein Tag, der anbricht.
Die Frauen leiden: lieben heißt allein sein,
und Künstler ahnen manchmal in der Arbeit,
daß sie verwandeln müssen, wo sie lieben.
Beides begannst du; beides ist in Dem,
was jetzt ein Ruhm entstellt, der es dir fortnimmt.
Ach du warst weit von jedem Ruhm. Du warst
unscheinbar; hattest leise deine Schönheit
hineingenommen, wie man eine Fahne
einzieht am grauen Morgen eines Werktags,
und wolltest nichts, als eine lange Arbeit, –
die nicht getan ist: dennoch nicht getan.
Wenn du noch da bist, wenn in diesem Dunkel
noch eine Stelle ist, an der dein Geist
empfindlich mitschwingt auf den flachen Schallwelln,
die eine Stimme, einsam in der Nacht,
aufregt in eines hohen Zimmers Strömung:
So hör mich: Hilf mir. Sieh, wir gleiten so,
nicht wissend wann, zurück aus unserm Fortschritt
in irgendwas, was wir nicht meinen; drin
wir uns verfangen wie in einem Traum
und drin wir sterben, ohne zu erwachen.
Keiner ist weiter. Jedem, der sein Blut
hinaufhob in ein Werk, das lange wird,
kann es geschehen, daß ers nicht mehr hochhält
und daß es geht nach seiner Schwere, wertlos.
Denn irgendwo ist eine alte Feindschaft
zwischen dem Leben und der großen Arbeit.
Daß ich sie einseh und sie sage: hilf mir.
Komm nicht zurück. Wenn du’s erträgst, so sei
tot bei den Toten. Tote sind beschäftigt.
Doch hilf mir so, daß es dich nicht zerstreut,
wie mir das Fernste manchmal hilft: in mir.
Rainer Maria Rilke: Requiem. Für eine Freundin (1908)
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Rainer Maria Rilke
(1875-1926)
Toten-Tanz
Sie brauchen kein Tanz-Orchester;
sie hören in sich ein Geheule
als waren sie Eulennester.
Ihr Ängsten näßt wie eine Beule,
und der Vorgeruch ihrer Fäule
ist noch ihr bester Geruch.
Sie fassen den Tänzer fester,
den rippenbetreßten Tänzer,
den Galan, den achten Ergänzer
zu einem ganzen Paar.
Und er lockert der Ordensschwester
über dem Haar das Tuch;
sie tanzen ja unter Gleichen.
Und er zieht der wachslichtbleichen
leise die Lesezeichen
aus ihrem Stunden-Buch.
Rainer Maria Rilke: Toten-Tanz
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Rainer Maria Rilke
(1875-1926)
Das Bett
LASS sie meinen, daß sich in privater
Wehmut löst, was einer dort bestritt.
Nirgend sonst als da ist ein Theater;
reiß den hohen Vorhang fort -: da tritt
vor den Chor der Nächte, der begann
ein unendlich breites Lied zu sagen,
jene Stunde auf, bei der sie lagen,
und zerreißt ihr Kleid und klagt sich an,
um der andern, um der Stunde willen,
die sich wehrt und wälzt im Hintergrunde;
denn sie konnte sie mit sich nicht stillen.
Aber da sie zu der fremden Stunde
sich gebeugt: da war auf ihr,
was sie am Geliebten einst gefunden,
nur so drohend und so groß verbunden
und entzogen wie in einem Tier.
Das Kind
UNWILLKÜRLICH sehn sie seinem Spiel
lange zu; zuweilen tritt das runde
seiende Gesicht aus dem Profil,
klar und ganz wie eine volle Stunde,
welche anhebt und zu Ende schlägt.
Doch die Andern zahlen nicht die Schläge,
trüb von Mühsal und vom Leben träge;
und sie merken gar nicht, wie es trägt -,
wie es alles trägt, auch dann, noch immer,
wenn es müde in dem kleinen Kleid
neben ihnen wie im Wartezimmer
sitzt und warten will auf seine Zeit.
Rainer Maria Rilke: 2 Gedichte
fleursdumal.nl magazine
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De terminator van het Vondelpark
door Ton van Reen
Op een late verslapen zondagnamiddag, rond het uur van herkauwen,
gebeurt er een wonder, in een dommelend stadspark in Amsterdam
zachte grassen, bewasemd door gefilterd fijnstof van eeuwen
onder de koelte van bomen, soorten uit alle windstreken geroofd
Dames en heren van stand en van stadsadel wandelen over de paden
van faam dromend, zichzelf en elkaar uitroepend tot beroemdheden
zoals schrijvers met haast Vergeten Namen als Huygens, Vondel en Cats,
kooplieden als Polak en van Gennep, Van Oorschot en Lubberhuizen
koningen met bloed aan de handen en moordenaars als Van Heutz en Piet Hein
minzaam kijken ze vanaf de wollige wolken die op deze namiddag overdrijven neer
op het Amsterdams herenvolk, dat bij daglicht bedeesd lijkt, en proper
en verschoond blijft van de hoeren, de horken en de heiligen van de nacht
ver van de morgensterren die zich vroeg in de middag, moe van het ochtendwerk
in hun bakfietsen, op het zomergras of in de perken te slapen hebben gelegd
beschenen door een wulpse zon, gesneden uit een schilderij van Van Gogh
waar het licht honingzoet, geiler dan geel en in wellust vanaf druipt
Geen mens is er op bedacht dat dit het moment is van een wonder
maar toch, net als rampen gebeuren ook wonderen steeds onverwacht,
de aarde knalt als een fles champagne die wordt ontkurkt
men schrikt en ziet: Ho! Kan dit? Opeens is er het kind
zo maar ligt het daar op het pad, een kind klein als een konijn
alsof het uit de grond komt, uit een rattenhol of een molshoop
het bevrijdt zich van de scherven van baarmoeder aarde en kijkt rond
Blind is het niet. Het heeft ogen die de ogen van mensen doorboren
en hen recht in hun hart treffen. Ze voelen zich schuldig
woorden heeft het te over, zijn mond is een open boek
waaruit een kreet klinkt die als een woord door het park galmt
de mensen huiveren, bang als ze zijn voor woorden die iets betekenen
Bang zijn ze, want niemand wil zich verantwoorden voor deze geboorte
zo onvoorzien, niemand wil het ouderschap dragen van zo maar een kind
geen vrouw heeft het willig gedragen, geen man wil de verwekker zijn
van een kind dat geboren wordt op een onvermoed moment in een stadspark
waar mensen rusteloos rondwandelen om zich aan elkaar te vertonen
– ‘Goedemiddag meneer Em. Dag mevrouw Pee. Hoe gaat het met Ha?’ –
maar er niet zijn om betrokken te raken bij een kind, zo klein, zo teer
dat hen zo maar voor de voeten wordt geworpen om te worden gevoed
en om liefde vraagt
Het kind schuiert de moederkoek van aarde van zich af
tweehandig, bekwaam, naakt vraagt het om te worden gekleed
maar de mensen zijn besluiteloos, niemand voelt zich aangesproken
het is makkelijker om over liefde te schrijven dan om liefde te geven
aan een kind, een beetje vies, dat zo maar, onverwacht op deze lome namidddag
wordt geboren en waar men de handen niet aan vuil wil maken
Het kind kijkt rond, het verwacht te worden omarmd om dat wat het is: kind
maar het vindt geen warmte in de ogen van de aarzelende omstanders
die niet begrijpen dat het wonder hen nodig heeft om een wonder te zijn
en, bang voor eigen verantwoording, bang voor plichten
bekvechten over een kind dat te vondeling zou zijn gelegd in het gras
over een moeder die ontaard is en haar kind in de steek heeft gelaten
Niemand praat over de noden van het kind, over voeding en kleding
niemand die begrijpt dat het kind de examinator van hun leven is
de ijkmeester van hun gedrag, de terminator van hun gevoelens
Het kind keert zich van hen af en kruipt door perken en gras weg
als een slak laat het een spoor van nat zilver achter zich
glimmend, zacht, als de tranen van de vroedmeesterpad
alsof het bewust een spoor nalaat en hoopt dat toch nog iemand het wil vinden
Het kruipt weg van de mensen die geen weet hebben van de liefde
waarover ze hun mond vol hebben, liefde is voor hen de borrelpraat
waarmee ze hun liefdeloze boeken over eigenliefde vol plempen
de kassakrakers die het teken zijn van een harteloze tijd en lege letteren
het volk dat stikt van eigendunk, mannen en vrouwen zonder hart
die er van dromen dat ze hier later in brons zullen staan, kil en harteloos
net als al de vereeuwigde moordenaars en de pratende apen van de tv
zoals ze in leven al blijken te zijn, leeglopers, als mens afgedankt
Ze horen het kind huilen en roepen dat iemand voor het wicht moet zorgen
maar niemand die de zorg op zich neemt, hun schrijverstijd is te kostbaar
zij zijn altijd bezig met zichzelf, hun woordenbrij, hun driftige geschriften
Het kind verdwijnt, maar als iedereen opgelucht is en weer beleefd wordt
– ‘Er is niets gebeurd meneer Em, een klein incident.,
Het moet een hoer zijn geweest die haar kind te vondeling heeft gelegd.’
‘Gelukkig hebben we daarvoor het Leger des Heils, mevrouw Pee.
Die in God gelovende idioten zijn toch nog ergens goed voor.’
‘Zeg dat wel, meneer Em, ze ruimen het menselijk vuil.’
‘Maar jij, je schrijft toch ook over hoeren? En jouw man…?’
‘Ach meneer Em, jij snapt dat toch wel, wat ik schrijf is literatuur.’ –
zien de mensen hoe uit het park een ster ten hemel stijgt, glanzend
en recht op de gloeiende zon van Van Gogh afgaat, het licht oogst
en het met bakken tegelijk op de welwillende wandelaars uitgiet
zoveel licht dat het de mensen blind maakt,
– ‘Meneer Em, waar ben je?’
‘Mevrouw Pee, ik ben hier’ –
zo verblindt dat ze in het volle licht in het donker staan en elkaar moeten aanraken
in de nanacht van hun leven, in de verduistering van hun geweten
Nog minuten lang hangt het licht als een bolbliksem boven het park
een ster door de aarde verwekt en aan de mensen ontstegen
boven de hoofden van hulpeloze lieden die te laat begrijpen
dat ze de sloper van hun hart hebben gezien die kwam om hen te oordelen
God, zo iemand of zoiets, die hen te licht heeft bevonden en hen voor goed
in het donker, in de leegte van hun bestaan achterlaat
Zo zal God keer op keer weer verschijnen
onverwacht, vermomd als een kind dat zich aan de aarde ontworstelt
en de modderkorst van menselijk vuil van zich afwast
en oordeelt
Ton van Reen: De terminator van het Vondelpark
KEMP=MAG – kempis poetry magazine
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A r t h u r R i m b a u d
(1854-1891)
Les reparties de Nina
LUI – Ta poitrine sur ma poitrine,
Hein ? nous irions,
Ayant de l’air plein la narine,
Aux frais rayons
Du bon matin bleu, qui vous baigne
Du vin de jour ?…
Quand tout le bois frissonnant saigne
Muet d’amour
De chaque branche, gouttes vertes,
Des bourgeons clairs,
On sent dans les choses ouvertes
Frémir des chairs :
Tu plongerais dans la luzerne
Ton blanc peignoir,
Rosant à l’air ce bleu qui cerne
Ton grand oeil noir,
Amoureuse de la campagne,
Semant partout,
Comme une mousse de champagne,
Ton rire fou :
Riant à moi, brutal d’ivresse,
Qui te prendrais
Comme cela, – la belle tresse,
Oh ! – qui boirais
Ton goût de framboise et de fraise,
O chair de fleur !
Riant au vent vif qui te baise
Comme un voleur,
Au rose, églantier qui t’embête
Aimablement :
Riant surtout, ô folle tête,
À ton amant !….
………………………………………………..
– Ta poitrine sur ma poitrine,
Mêlant nos voix,
Lents, nous gagnerions la ravine,
Puis les grands bois !…
Puis, comme une petite morte,
Le coeur pâmé,
Tu me dirais que je te porte,
L’oeil mi-fermé…
Je te porterais, palpitante,
Dans le sentier :
L’oiseau filerait son andante
Au Noisetier…
Je te parlerais dans ta bouche..
J’irais, pressant
Ton corps, comme une enfant qu’on couche,
Ivre du sang
Qui coule, bleu, sous ta peau blanche
Aux tons rosés.
Et te parlant la langue franche – …..
Tiens !… – que tu sais…
Nos grands bois sentiraient la sève,
Et le soleil
Sablerait d’or fin leur grand rêve
Vert et vermeil
………………………………………………..
Le soir ?… Nous reprendrons la route
Blanche qui court
Flânant, comme un troupeau qui broute,
Tout à l’entour
Les bons vergers à l’herbe bleue,
Aux pommiers tors !
Comme on les sent toute une lieue
Leurs parfums forts !
Nous regagnerons le village
Au ciel mi-noir ;
Et ça sentira le laitage
Dans l’air du soir ;
Ca sentira l’étable, pleine
De fumiers chauds,
Pleine d’un lent rythme d’haleine,
Et de grands dos
Blanchissant sous quelque lumière ;
Et, tout là-bas,
Une vache fientera, fière,
À chaque pas…
– Les lunettes de la grand-mère
Et son nez long
Dans son missel ; le pot de bière
Cerclé de plomb,
Moussant entre les larges pipes
Qui, crânement,
Fument : les effroyables lippes
Qui, tout fumant,
Happent le jambon aux fourchettes
Tant, tant et plus :
Le feu qui claire les couchettes
Et les bahuts.
Les fesses luisantes et grasses
D’un gros enfant
Qui fourre, à genoux, dans les tasses,
Son museau blanc
Frôlé par un mufle qui gronde
D’un ton gentil,
Et pourlèche la face ronde
Du cher petit…..
Que de choses verrons-nous, chère,
Dans ces taudis,
Quand la flamme illumine, claire,
Les carreaux gris !…
– Puis, petite et toute nichée,
Dans les lilas
Noirs et frais : la vitre cachée,
Qui rit là-bas….
Tu viendras, tu viendras, je t’aime !
Ce sera beau.
Tu viendras, n’est-ce pas, et même…
Elle – Et mon bureau ?
Arthur Rimbaud, Les reparties de Nina
fleursdumal.nl magazine
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Reactie van Remco Campert op het gedicht dat Ton van Reen
schreef ter gelegenheid van Camperts tachtigste verjaardag
op 28 juli 2009 en publiceerde op
kempis poetry magazine
Lees: Gedicht voor Remco Campert door Ton van Reen
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Gedicht voor Remco Campert
door Ton van Reen
Als je tachtig bent, zou je heel veel over willen doen
maar bijna alles wat je hebt gedaan, zou je overslaan
en alle reizen die je als kind, later, wilde maken
maar waar je in alle haast nooit de tijd voor vond
maak je alsnog, je gaat op de fiets, tas met beleg en brood
naar Leuven en Sint Martens-Latem, om België te zien
en lift naar Rome, geen brood maar een meisje mee
En alles wat je als jongen van elf wilde worden
– maar nooit geweest bent, omdat je niet werd uitverkoren
zelfs nooit verkozen tot het voetbalteam van school
nooit spreekstalmeester in het wintercircus op het plein
of de jongen die de koeken en de limonade uit mocht delen –
wordt je alsnog, wanneer je droomt en winnaar blijkt
en wijn schenkt voor de gasten op je feest
Soms, als je na een reis per trein
– jij was de machinist die je altijd al had willen zijn –
op het podium staat in Oss of Zierikzee
verbaasd lezend uit een boek waarop jouw naam
vol verweerde tekst, doorleefd als een missaal
zo vaak herhaald, toch bijna uit jouw hoofd verweesd,
maar bij het spreken, klank en tonggevoel, weer nieuw
vraag jij je af of het jouw gedicht of gemeengoed is
De kampioen die je wilde zijn, macho en meisjesdroom,
sportheld op het basketbalveld achter het Rijksmuseum
waar jij je zomerse dagen verspeelde, sprong, wierp
maar je was net iets te kort en te broos om te winnen
Nu krijg je ruim de tijd om alles te doen
wat je door eigen schuld hebt nagelaten
alle avonturen waarover je droomde haal je nu in
op kleiner schaal: je gaat op reis door eigen huis
de keukenkast is Afrika, de muis vergroot je uit tot leeuw
in de rommelkamer vindt je de Himalaya, Nepal, Mongolië
het witte kastpapier de grote sneeuwbewaaide steppe
en na je reis over de Noordpool op het achterplat
vind je in bed Amerika, New York, de meisjesstad
Doe het, doe de dingen die je altijd wilde doen
voel je vrij en sla het stof van jaren van je af
vergroot de bloemen op je vensterbank tot oerwoudbos
zit aan tafel in je keuken met Neruda, Borges en Pierre Kemp
en schenk de wijn van het landgoed ‘Ouderdom Is Schijn’
Binnen je huid van vloeipapier, met het craquelé van tijd
blijf je die jongen van elf met lef voor tien
die heel veel wilde, storm, veel te weinig mocht
maar alles wilde zien wat niet gezien mocht worden
dacht dat hij alles kon, en met een bal gedichten in de hand
op het plein achter het museum naar de hemel sprong
Op 28 juli 2009 wordt Remco Campert tachtig jaar
Ton van Reen eert Remco Campert met bovenstaand gedicht
Ton van Reen: Gedicht voor Remco Campert
© Ton van Reen
kempis poetry magazine
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Georges Rodenbach
(1855-1898)
S e s Y e u x
Ses yeux où se blottit comme un rêve frileux,
Ses grands yeux ont séduit mon âme émerveillée,
D’un bleu d’ancien pastel, d’un bleu de fleur mouillée,
Ils semblent regarder de loin, ses grands yeux bleus.
Ils sont grands comme un ciel tourmenté que parsème
– Par les couchants d’automne et les tragiques soirs –
Tout un vol douloureux de longs nuages noirs ;
Grands comme un ciel, toujours mouvant, toujours le même !
Et cependant des yeux, j’en connais de plus beaux
Qui voudraient sur mes pas promener leurs flambeaux,
Mais leur éclat répugne à ma mélancolie.
Les uns ont la chaleur d’un ciel oriental
D’autres le mol azur des lointains d’Italie
Mais les siens me sont chers ainsi qu’un ciel natal.
Georges Rodenbach poème: Ses Yeux
KEMPIS MAG poetry magazine
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Monica Richter (1948)
poetry:Jules V.
kemp=mag poetry magazine
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Christina Georgina Rossetti
(1830-1894)
SONG
When I am dead, my dearest,
Sing no sad songs for me;
Plant thou no roses at my head,
Nor shady cypress-tree:
Be the green grass above me
With showers and dewdrops wet;
And if thou wilt, remember,
And if thou wilt, forget.
I shall not see the shadows,
I shall not feel the rain;
I shall not hear the nightingale
Sing on, as if in pain:
And dreaming through the twilight
That doth not rise nor set,
Haply I may remember,
And haply may forget.
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Herbsttag
Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
(1902, uit: Das Buch der Bilder)
Die Liebenden
Sieh, wie sie zu einander erwachsen:
in ihren Adern wird alles Geist.
Ihre Gestalten beben wie Achsen,
um die es heiß und hinreißend kreist
Dürstende, und sie bekommen zu trinken,
Wache, und sieh: sie bekommen zu sehn.
Laß sie ineinander sinken,
um einander zu überstehn.
(1908, Paris)
Gesang der Frauen an den Dichter
Sieh, wie sich alles auftut: so sind wir;
denn wir sind nichts als solche Seligkeit.
Was Blut und Dunkel war in einem Tier,
das wuchs in uns zur Seele an und schreit
als Seele weiter. Und es schreit nach dir.
Du freilich nimmst es nur in dein Gesicht
als sei es Landschaft: sanft und ohne Gier.
Und darum meinen wir, du bist es nicht,
nach dem es schreit. Und doch, bist du nicht der,
an den wir uns ganz ohne Rest verlören?
Und werden wir in irgend einem mehr?
Mit uns geht das Unendliche vorbei.
Du aber sei, du Mund, daß wir es hören,
du aber, du Uns-Sagender: du sei.
Aus: Neue Gedichte (1907)
Rainer Maria Rilke
(1875-1926)
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