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Sibylla Schwarz
Die Lieb ist blind, und gleichwohl kan sie sehen
Die Lieb ist blind, und gleichwohl kan sie sehen,
hat ein Gesicht, und ist doch stahrenblind,
sie nennt sich groß, und ist ein kleines Kind,
ist wohl zu Fuß, und kan dannoch nicht gehen.
Doch diss muß man auff ander’ art verstehen:
sie kan nicht sehn, weil ihr Verstand zerrint,
und weil das Aug des Herzens ihr verschwindt,
so siht sie selbst nicht, was ihr ist geschehen.
Das, was sie liebt, hat keinen Mangel nicht,
wie wohl ihm mehr, als andern, offt gebricht.
Das, was sie liebt, kan ohn Gebrechen leben;
doch weil man hier ohn Fehler nichtes find,
so schließ ich fort: Die Lieb ist sehend blind:
sie siht selbst nicht, und kans Gesichte geben.
Sibylla Schwarz (1621 – 1638)
Gedicht: Die Lieb ist blind, und gleichwohl kan sie sehen
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Fjodor Tjoettsjev
(1803 – 1873)
Een sfinx is de natuur!
Een sfinx is de natuur! – en juist het meest
Laat zij misschien de mens te gronde gaan
Doordat er, in de grond van haar bestaan,
geen raadsel ís, en ook nooit is geweest.
Fjodor Tjoettsjev, Природа — сфинкс, 1869.
Vertaling Paul Bezembinder, 2017.
Paul Bezembinder: zijn gedichten en vertalingen verschenen in verschillende (online) literaire tijdschriften. Zie meer op zijn website: www.paulbezembinder.nl
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Gertrude Stein
(1874-1946)
America
Once in English they said America.
Was it English to them.
Once they said Belgian.
We like a fog.
Do you for weather.
Are we brave.
Are we true.
Have we the national colour.
Can we stand ditches.
Can we mean well.
Do we talk together.
Have we red cross.
A great many people speak of feet.
And socks.
Gertrude Stein poetry
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Sibylla Schwarz
Ein Christliches Sterblied
Wiltu noch nicht Augen kriegen,
O du gantz verbößte Welt,
Da du doch siehst niederliegen
Manchen außgeübten Helt,
Da du doch offt siehst begraben,
Die es nicht gemeinet haben!
Wie lang wiltu Wollust treiben?
Wielang, meinstu, hastu Zeit?
In der krancken Welt zu bleiben?
Wielang liebstu Uppigkeit?
Da doch einer nach dem andern
Muß auß disem Leben wandern.
Ey, was hastu fur Gedancken,
Wan da so viel Leichen stehn?
Wan da liegen so viel Krancken,
Die den Todt für Augen sehn?
Wan die Götter dieser Erden
Selber auch begraben werden?
Wirstu dich nicht eh bedencken,
Eh der warme Geist entweicht,
So wirstu dich ewig krencken,
Darümb, weil der Todt uns schleicht
Stündlich nach auff allen Seiten,
Soll man sich dazu bereiten.
Gib mir Gott ein Sehlig Ende,
Führ mich durch des Todes Thal,
Nimb mich fest in deine Hende,
Kürtze mir des Todtes Qual,
Laß mein Hertze nicht verzagen
Für des Todes grimmen Plagen!
Laß mir nach die schweren Sünde,
Gib mir deinen Frewdengeist,
Das ich Ruh der Sehlen finde!
Darüm bitt ich allermeist,
Laß mich auch ja nicht berauben,
Sondern mehr mir meinen Glauben!
Hier mein Gott, hie schlag und plage!
Hier, HERR Jesu, reck undt streck!
Hier hier trenne, brenn undt jage!
Hier reiß, schmeiß, krenck. senck undt schreck!
Laß mich hier die Straffe spüren,
Die mir solte dort gebüren!
Sibylla Schwarz (1621 – 1638)
Gedicht: Ein Christliches Sterblied
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Fjodor Tjoettsjev
(1803-1873)
De twee zusjes
Ik zag jou bij je zusje staan,
In haar herkende ik jou weer,
De blik zo stil, de stem zo puur,
De frisheid van het ochtenduur,
het haar ondeugend als weleer!…
Het was of in een spiegelbeeld
nu alles weer aan mij verscheen:
Van vroeger tijd verdriet en vreugd,
Jouw nu voorgoed verloren jeugd,
Mijn liefde die allengs verdween!. . .
Fjodor Tjoettsjev, Двум сестрам, 1830
Vertaling Paul Bezembinder, 2017
Paul Bezembinder studeerde theoretische natuurkunde in Nijmegen. In zijn poëzie zoekt hij in vooral klassieke versvormen en thema’s naar de balans tussen serieuze poëzie, pastiche en smartlap. Zijn gedichten (Nederlands) en vertalingen (Russisch-Nederlands) verschenen in verschillende (online) literaire tijdschriften. Voorbeelden van zijn werk zijn te vinden op zijn website, www.paulbezembinder.nl
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Sibylla Schwarz
Ach wiltu mich verlassen
Ach wiltu mich verlassen,
O liebste Galate?
du meinst, die ich nicht seh,
die müß ich auch fort hassen;
Nein, ich lieb solcher massen,
daß ich für dich vergeh,
und schmeltze, wie der Schne,
den Phebus pflegt zu fassen.
Du bist mein Freud und Wonn’
und meines Hertzens Sonn’!
Ach sih’, ich bin ergeben
dem, das du wenig liebst,
und darüm mich betrübst,
dem losen Venus Leben.
Sibylla Schwarz (1621 – 1638)
Gedicht: Ach wiltu mich verlassen
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Sibylla Schwarz
Epigramma
Du meinst ich soll dein noch gedencken und dich lieben,
ob du mich schon verläst, ey sey doch nicht so toll,
Ich habe dir ja offt vor disem schon geschrieben:
Daß niemand Eysen, Stein und Klöze lieben soll.
Sibylla Schwarz (1621 – 1638)
Gedicht: Epigramma
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Gertrude Stein
(1874-1946)
A Long Dress
That is the current that makes machinery,
that makes it crackle,
what is the current that presents a long line and a necessary waist.
What is this current.
What is the wind, what is it.
Where is the serene length,
it is there and a dark place is not a dark place,
only a white and red are black, only a yellow and green are blue,
a pink is scarlet, a bow is every color. A line distinguishes it.
A line just distinguishes it.
Gertrude Stein poetry
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Sibylla Schwarz
Ohne die Liebste ist keine Freude
Kan die Welt auch wohl bestehen
ohn der Sonnen klahres Liecht?
kan man in der Nacht auch sehen,
wenn da Stern und Mond gebricht?
kan ein Schiffman auch wohl lachen
wenn sein Schiff begündt zu krachen?
Eben wenig kan ich leben,
wenn mir meine Dorile,
nicht ihr klares Liecht wil geben;
Eben wenig ich besteh,
wenn sie nicht mein Schiff regieret,
und durch ihre Freundschafft führet.
Springt ein Rehbock bey der Mutter,
mehr nicht, als er sonsten tuht?
hat ein Pferd bey vollem Futter,
auch nicht einen frischen Muht?
Also kan ich besser leben,
wenn ihr Liecht mir wird gegeben.
Zweyen Herzen, die sich lieben,
ist die allerhöchste Pein,
und das grösseste Betrüben,
wenn sie nicht zusammen sein,
weil sie sonsten nichts gedencken,
alß nur Arm in Arm zu schrenken.
Wie die Ulmen üm den Reben
gleichsam als verliebt sich drehn:
Also wündsch ich auch, mein Leben,
bey dir umgefast zu stehn,
und dir etwas vor zusagen
von den süssen Liebes=Plagen.
Darüm wil ich mich bemühen
auff mein Fretow hinzuziehn,
und mein Leben selbst nicht fliehen,
weil ich sonst erstorben bin,
alß denn wird sie mich erfreuen,
und mir meinen Geist verneuen.
Darüm wil ich gerne lassen
der Tollense Liebligkeit,
wil mein Leben selbst nicht hassen,
weil es nuhr erlaubt die Zeit;
weg mit disen schlechten Auen,
ich wil bald mein Fretow schauen.
Sibylla Schwarz (1621 – 1638)
Gedicht: Ohne die Liebste ist keine Freude
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William Shakespeare
(1564-1616)
But, soft! what light through yonder window breaks?
“But, soft! what light through yonder window breaks?
It is the east, and Juliet is the sun.
Arise, fair sun, and kill the envious moon,
Who is already sick and pale with grief,
That thou her maid art far more fair than she:
Be not her maid, since she is envious;
Her vestal livery is but sick and green
And none but fools do wear it; cast it off.
It is my lady, O, it is my love!
O, that she knew she were!
She speaks yet she says nothing: what of that?
Her eye discourses; I will answer it.
I am too bold, ’tis not to me she speaks:
Two of the fairest stars in all the heaven,
Having some business, do entreat her eyes
To twinkle in their spheres till they return.
What if her eyes were there, they in her head?
The brightness of her cheek would shame those stars,
As daylight doth a lamp; her eyes in heaven
Would through the airy region stream so bright
That birds would sing and think it were not night.
See, how she leans her cheek upon her hand!
O, that I were a glove upon that hand,
That I might touch that cheek!”
William Shakespeare, Romeo and Juliet
Shakespeare 401 (1616 – 2017)
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Sibylla Schwarz
Wie kan der Liebe Joch doch süß und lieblich seyn
Wie kan der Liebe Joch doch süß und lieblich seyn,
weil manches Herze pflegt vohn ihren Schmertzen sagen,
und über ihre Last, und tieffe Wunden klagen?
wie ist dan süße das, das allen bringet Pein,
das wie ein starckes Gifft die Hertzen nimmet ein,
das manchen Helden würgt, ihr vihl auch heist verzagen?
wie kan uns das alsdan doch Frewd und Lust erjagen?
Nein, nein, der Liebe Tranck ist bitter Wermuhtwein.
Doch gleichwohl ist sie süß, weil vielen wird gegeben,
durch ihre Süßigkeit, ein angenehmes Leben.
Drüm / schließ ich, ist die Lieb ein angenehmes Leid;
(wiewohl eß selten kompt, daß wiedrig’ Eigenschafften
an einem Dinge nuhr zu gleiche können hafften)
die Liebe heisst und ist die süße Bitterkeit.
Sibylla Schwarz (1621 – 1638)
Gedicht: Wie kan der Liebe Joch doch süß und lieblich seyn
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Thomas Traherne
(1637 – 1674)
Innocence
But that which most I wonder at, which most
I did esteem my bliss, which most I boast,
And ever shall enjoy, is that within
I felt no stain, nor spot of sin.
No darkness then did overshade,
But all within was pure and bright,
No guilt did crush, nor fear invade
But all my soul was full of light.
A joyful sense and purity
Is all I can remember;
The very night to me was bright,
‘Twas summer in December.
A serious meditation did employ
My soul within, which taken up with joy
Did seem no outward thing to note, but fly
All objects that do feed the eye.
While it those very objects did
Admire, and prize, and praise, and love,
Which in their glory most are hid,
Which presence only doth remove.
Their constant daily presence I
Rejoicing at, did see;
And that which takes them from the eye
Of others, offer’d them to me.
No inward inclination did I feel
To avarice or pride: my soul did kneel
In admiration all the day. No lust, nor strife,
Polluted then my infant life.
No fraud nor anger in me mov’d,
No malice, jealousy, or spite;
All that I saw I truly lov’d.
Contentment only and delight
Were in my soul. O Heav’n! what bliss
Did I enjoy and feel!
What powerful delight did this
Inspire! for this I daily kneel.
Whether it be that nature is so pure,
And custom only vicious; or that sure
God did by miracle the guilt remove,
And make my soul to feel his love
So early: or that ’twas one day,
Wherein this happiness I found;
Whose strength and brightness so do ray,
That still it seems me to surround;
What ere it is, it is a light
So endless unto me
That I a world of true delight
Did then and to this day do see.
That prospect was the gate of Heav’n, that day
The ancient light of Eden did convey
Into my soul: I was an Adam there
A little Adam in a sphere
Of joys! O there my ravish’d sense
Was entertain’d in Paradise,
And had a sight of innocence
Which was beyond all bound and price.
An antepast of Heaven sure!
I on the earth did reign;
Within, without me, all was pure;
I must become a child again.
Thomas Traherne
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