Paul Bold: 2 Gedichte
Paul Boldt
(1885-1921)
AUF DER CHAISELONGUE
Wir haben nicht der Sonne Sympathien.
Und man verspricht sich zwecklos in Gebeten.
Die Negerin, das Pferd und den Ästheten
Frißt Erde auf. Sie können nicht entfliehn.
Gott ist der Freund der Bäume und der Sterne.
Im Hochgebirge wilde Tannen schreien.
Orion hängt über dem All im Freien.
Monumental. Maßlos. In tauber Ferne.
Im Hirn Gelächter. Ich sprach: die Freiheit!! –
Das Weib ist populär. Der Koitus.
Das wadenwarme Bett. Man friert und freit. –
Gefüllt mit Zähnen ist zuletzt der Kuß. –
Komm du doch, Freund, verkürze mir die Zeit,
Mein fröhlich lärmender Revolverschuß.
MONOGAMIE
Fleisch. Es bewegt sich mit Blutschatten,
Und es versickert in zehn Tropfen Zehen.
Laß dich von meinen Seelenaugen sehen!
Sag etwas! Gattin, nenn mich deinen Gatten.
Die Küsse schlagen mich! Etwas Allmacht
Ist doch in den Anhäufungen von Armen.
Wie Kameraden liegen wir im warmen
Biwak der Herzen diese Fleischesnacht.
Wenn mir der Morgen in die Haare saust,
Schläfst du bei mir vom Mund bis an die Zehen.
Wir sind gottlos. Nur unser Herz verehrend.
Ein Löwenpaar, das unter Sternen haust.
Einer des andern große Stärke mehrend.
Wir sterben nicht. Das kann uns nicht geschehen.
Paul Boldt poetry
fleursdumal.nl magazine
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