Karl Leberecht Immermann: Münchhausen. Eine geschichte in arabesken
Die »Münchhausiade« von Karl Leberecht Immermann steht in einer langen Tradition: Sie ist die groteske Variante der Ur-Münchhausen-Legende aus dem 18. Jahrhundert, die von den Kriegs-, Jagd- und Reiseabenteuern des volkstümlichen Freiherrn von Münchhausen auf Bodenwerder fabuliert.
Immermann verwandelt die phantastischen Legenden des berühmten »Lügenbarons« zu einer in der deutschen Literatur bis dahin unbekannten Form des Romans: zeithistorisch, gesellschaftskritisch, komisch und scharf-satirisch, eine anspielungsreiche, schillernde Verbindung aus Zeit- und Kulturkritik. Immermanns Münchhausen erneuert den Roman seiner Zeit und ist eines der bedeutendsten epischen Werke der deutschen Literatur.
Karl Leberecht Immermann, heute fast vergessen, nimmt Abschied vom Bildungs- und Erziehungsroman der klassischen und romantischen Literatur. 1838/39 erschienen und nicht nur von Heinrich Heine bewundert, ist sein origineller Münchhausen eine virtuos verschlungene »Geschichte in Arabesken«.
Bei Immermann ist Münchhausen ein »Erzwindbeutel«, ein »Cäsar der Lügen« und ein »Don Juan der Erfindung « – einer, der in seinem Tun und Erzählen die Wahrheit beansprucht und den Leser, angesprochen und immer wieder ins Geschehen einbezogen, zur Wahrheitsfindung auffordert. Laurence Sternes komischer Roman Tristram Shandy ist dabei das große, vom Erzähler herbeizitierte Vorbild.
Münchhausen ist zugleich ein Doppelroman, der auch vom »Oberhof«, einem reichen westfälischen Gutshof, und vom Kosmos der damaligen ländlichen Lebenswelt erzählt; im Zentrum der »Hofschulze« und ein »Jäger Oswald« – die Gegenwelt zur verfallenden Welt des Adels, in der der Münchhausen-Enkel und sein Diener Karl Buttervogel vor dem Herrn von »Schloss Schnick-Schnack-Schnurr«, vor Tochter und Dorfschulmeister schwadronieren. Eingebunden wird das ausschweifende Geschehen in eine Ehe- und Liebesgeschichte, erzählt werden die ineinander verschlungenen Welten in einem Zeitraum von wenigen Wochen.
Und was bedeutet es, wenn Immermann von einer »Geschichte in Arabesken« spricht? »… wer dabei den Verstand behalten will, der muss einen weniger geordneten Kopf haben, als ich leider besitze. Herr von Münchhausen beginnen zu erzählen; dann fangen wieder andere Personen an, in diesen Erzählungen zu erzählen; wenn man nicht schleunigst Einhalt tut, so geraten wir wahrhaftig in eine Untiefe des Erzählens hinein, worin unser Verstand notwendig Schiffbruch leiden muss. Bei den Frauen, die mit Schachteln handeln, stecken oft vierundzwanzig ineinander …«
Karl Leberecht Immermann (1796–1840) studierte Rechtswissenschaft, pflegte literarische Interessen, nahm an den napoleonischen Kriegen teil und wurde 1818 Gerichtsreferendar in Magdeburg. In dieser Zeit schreibt er seine ersten Dramen, es folgen ein Roman, Gedichte und Trauerspiele. Als Landgerichtsrat geht er nach Düsseldorf und übernimmt die Leitung des Düsseldorfer Theaters. 1836 erscheinen Die Epigonen. Familienmemoiren in neun Büchern und 1838/39 Münchhausen. Eine Geschichte in Arabesken.
Karl Leberecht Immermann
Münchhausen.
Eine Geschichte in Arabesken
2021
Seitenanzahl: 852
Originalausgaben
Bandnummer: 435
Mit ausführlichen Anmerkungen und einem Nachwort von Tilman Spreckelsen. Originalausgabe, nummeriert und limitiert, Sondernummer zum Sonderpreis. Fadenheftung mit Lesebändchen, Dünndruckpapier. Umschlaggestaltung: Ute Henkel, Berlin
ISBN: 9783847704355
52,00 EUR
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