Gertrud Kolmar : Nächte
Nächte
Deine Hände keimen in Finsternissen,
Und ich seh nicht, wie sie blühn,
Atmend aus dem Schnee der Kissen.
Meeresgrün,
Wogengrau verglitzern deine Augen;
Meine Wange leckt ihr Schaum.
Nelkenrote Quallen saugen . . .
Süßes Harz von weißem Birkenbaum
Tropft die Stille goldbraun nieder . . .
O breiter Flügel, zuckender Schulter entstiegen !
O bleicher Schwanenflügel, der mich beschattet!
O Nacken, flaumige Brust, o Leib, den ein Wiegen
Verschilfter Bucht umschläfert, zärtlich ermattet !
Libellensirrendes Wispern . . .
Gertrud Kolmar
(1894-1943)
gedicht: Nächte
fleursdumal.nl magazine
More in: Archive K-L, Archive K-L, Kolmar, Gertrud