In this category:

    FICTION & NON-FICTION - books, booklovers, lit. history, biography, essays, translations, short stories, columns, literature: celtic, beat, travesty, war, dada & de stijl, drugs, dead poets
    FICTION & NONFICTION ARCHIVE
    Archive K-L
    FICTION & NON-FICTION - books, booklovers, lit. history, biography, essays, translations, short stories, columns, literature: celtic, beat, travesty, war, dada & de stijl, drugs, dead poets
    BOOKS
    Franz Kafka
    FLEURSDUMAL POETRY LIBRARY - classic, modern, experimental & visual & sound poetry, poetry in translation, city poets, poetry archive, pre-raphaelites, editor's choice, etc.
    CLASSIC POETRY
    Kafka, Franz
    FICTION & NON-FICTION - books, booklovers, lit. history, biography, essays, translations, short stories, columns, literature: celtic, beat, travesty, war, dada & de stijl, drugs, dead poets
    FICTION: SHORT STORIES
    Kafka, Franz

New on FdM

  1. Fame is a bee by Emily Dickinson
  2. Ask me no more by Alfred Lord Tennyson
  3. Keith Douglas: How to Kill
  4. Christine de Pisan: Comme surpris
  5. Conrad Ferdinand Meyer: In der Sistina
  6. Emma Lazarus: Age and Death
  7. William Blake’s Universe
  8. Natalie Amiri & Düzen Tekkal: Nous n’avons pas peur. Le courage des femmes iraniennes
  9. Much Madness is divinest Sense by Emily Dickinson
  10. Death. A spirit sped by Stephen Crane

Or see the index

All categories

  1. AFRICAN AMERICAN LITERATURE (11)
  2. AUDIO, CINEMA, RADIO & TV (217)
  3. DANCE & PERFORMANCE (59)
  4. DICTIONARY OF IDEAS (178)
  5. EXHIBITION – art, art history, photos, paintings, drawings, sculpture, ready-mades, video, performing arts, collages, gallery, etc. (1,498)
  6. FICTION & NON-FICTION – books, booklovers, lit. history, biography, essays, translations, short stories, columns, literature: celtic, beat, travesty, war, dada & de stijl, drugs, dead poets (3,776)
  7. FLEURSDUMAL POETRY LIBRARY – classic, modern, experimental & visual & sound poetry, poetry in translation, city poets, poetry archive, pre-raphaelites, editor's choice, etc. (4,699)
  8. LITERARY NEWS & EVENTS – art & literature news, in memoriam, festivals, city-poets, writers in Residence (1,604)
  9. MONTAIGNE (110)
  10. MUSEUM OF LOST CONCEPTS – invisible poetry, conceptual writing, spurensicherung (54)
  11. MUSEUM OF NATURAL HISTORY – department of ravens & crows, birds of prey, riding a zebra, spring, summer, autumn, winter (177)
  12. MUSEUM OF PUBLIC PROTEST (137)
  13. MUSIC (216)
  14. PRESS & PUBLISHING (90)
  15. REPRESSION OF WRITERS, JOURNALISTS & ARTISTS (112)
  16. STORY ARCHIVE – olv van de veestraat, reading room, tales for fellow citizens (16)
  17. STREET POETRY (46)
  18. THEATRE (185)
  19. TOMBEAU DE LA JEUNESSE – early death: writers, poets & artists who died young (348)
  20. ULTIMATE LIBRARY – danse macabre, ex libris, grimm & co, fairy tales, art of reading, tales of mystery & imagination, sherlock holmes theatre, erotic poetry, ideal women (223)
  21. WAR & PEACE (125)
  22. · (2)

Or see the index



  1. Subscribe to new material: RSS

Franz Kafka: Die Sorge des Hausvaters

Die Sorge des Hausvaters

Franz Kafka (1883-1924)

Die einen sagen, das Wort Odradek stamme aus dem Slawischen und sie suchen auf Grund dessen die Bildung des Wortes nachzuweisen. Andere wieder meinen, es stamme aus dem Deutschen, vom Slawischen sei es nur beeinflußt. Die Unsicherheit beider Deutungen aber läßt wohl mit Recht darauf schließen, daß keine zutrifft, zumal man auch mit keiner von ihnen einen Sinn des Wortes finden kann.

Natürlich würde sich niemand mit solchen Studien beschäftigen, wenn es nicht wirklich ein Wesen gäbe, das Odradek heißt. Es sieht zunächst aus wie eine flache sternartige Zwirnspule, und tatsächlich scheint es auch mit Zwirn bezogen; allerdings dürften es nur abgerissene, alte, aneinander geknotete, aber auch ineinander verfitzte Zwirnstücke von verschiedenster Art und Farbe sein. Es ist aber nicht nur eine Spule, sondern aus der Mitte des Sternes kommt ein kleines Querstäbchen hervor und an dieses Stäbchen fügt sich dann im rechten Winkel noch eines. Mit Hilfe dieses letzteren Stäbchens auf der einen Seite, und einer der Ausstrahlungen des Sternes auf der anderen Seite, kann das Ganze wie auf zwei Beinen aufrecht stehen.

Man wäre versucht zu glauben, dieses Gebilde hätte früher irgendeine zweckmäßige Form gehabt und jetzt sei es nur zerbrochen. Dies scheint aber nicht der Fall zu sein; wenigstens findet sich kein Anzeichen dafür; nirgends sind Ansätze oder Bruchstellen zu sehen, die auf etwas Derartiges hinweisen würden; das Ganze erscheint zwar sinnlos, aber in seiner Art abgeschlossen. Näheres läßt sich übrigens nicht darüber sagen, da Odradek außerordentlich beweglich und nicht zu fangen ist.

Er hält sich abwechselnd auf dem Dachboden, im Treppenhaus, auf den Gängen, im Flur auf. Manchmal ist er monatelang nicht zu sehen; da ist er wohl in andere Häuser übersiedelt; doch kehrt er dann unweigerlich wieder in unser Haus zurück. Manchmal, wenn man aus der Tür tritt und er lehnt gerade unten am Treppengeländer, hat man Lust, ihn anzusprechen.

Natürlich stellt man an ihn keine schwierigen Fragen, sondern behandelt ihn – schon seine Winzigkeit verführt dazu – wie ein Kind. »Wie heißt du denn?« fragt man ihn. »Odradek,« sagt er. »Und wo wohnst du?«

»Unbestimmter Wohnsitz,« sagt er und lacht; es ist aber nur ein Lachen, wie man es ohne Lungen hervorbringen kann. Es klingt etwa so, wie das Rascheln in gefallenen Blättern. Damit ist die Unterhaltung meist zu Ende. Übrigens sind selbst diese Antworten nicht immer zu erhalten; oft ist er lange stumm, wie das Holz, das er zu sein scheint.

Vergeblich frage ich mich, was mit ihm geschehen wird. Kann er denn sterben? Alles, was stirbt, hat vorher eine Art Ziel, eine Art Tätigkeit gehabt und daran hat es sich zerrieben; das trifft bei Odradek nicht zu. Sollte er also einstmals etwa noch vor den Füßen meiner Kinder und Kindeskinder mit nachschleifendem Zwirnsfaden die Treppe hinunterkollern? Er schadet ja offenbar niemandem; aber die Vorstellung, daß er mich auch noch überleben sollte, ist mir eine fast schmerzliche.

Franz Kafka : Ein Landarzt. Kleine Erzählungen (1919)

fleursdumal.nl magazine

More in: Archive K-L, Franz Kafka, Kafka, Franz, Kafka, Franz

Previous and Next Entry

« | »

Thank you for reading Fleurs du Mal - magazine for art & literature