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Sibylla Schwarz
(1621 – 1638)
Poëten gehn
dem unadelichen Adel
weit vohr
Ob zwar mein schlechter Leib
zu deme sich muß halten
was schlecht und niedrig ist
und lassen alles walten
was reiche Güter hat
was grossen Titul führet
was Weißheit
Kunst und Lob mit
blassem Ansehn zieret.
So bleibt dennoch mein Sinn
allzeit am Himmel kleben
da ein Poëte kan
ohn Schimpff und Schaden leben
da niemand sagen kan: Sih
diser geht dich für!
da keine Leumder sein
da bloß des Himmels Zier
mit ihnen Sprache helt
da alles muß erbleichen
da ein vom Adel muß
dem schlechsten Diener weichen.
Und wenn ein hoher Heldt
bey seinem Degen geht
der sehe sich wohl für
daß er ja feste steht;
denn wer
auß Hoffahrt nur
den Degen angehencket
dem wird gemeinlich auch
der Schwerdter Schmach geschenket
und wenn die Hoffart denn
wird endlich untergehn
wird der Poëten Volck
doch immer oben stehn.
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Sibylla Schwarz
(1621 – 1638)
Die Lieb ist Blind
Die Lieb ist blind
und gleichwohl kan sie sehen
hat ein Gesicht
und ist doch stahrenblind
sie nennt sich groß
und ist ein kleines Kind
ist wohl zu Fuß
und kan dannoch nicht gehen.
Doch diss muß man auff ander’ art verstehen:
sie kan nicht sehn
weil ihr Verstand zerrint
und weil das Aug des Herzens ihr verschwindt
so siht sie selbst nicht
was ihr ist geschehen.
Das
was sie liebt
hat keinen Mangel nicht
wie wohl ihm mehr
als andern
offt gebricht.
Das
was sie liebt
kan ohn Gebrechen leben;
doch weil man hier ohn Fehler nichtes find
so schließ ich fort: Die Lieb ist sehend blind:
sie siht selbst nicht
und kans Gesichte geben.
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Sibylla Schwarz
(1621 – 1638)
Wer kan jederman gefallen?
Ob schon des Höchsten Hand
die ganze Welt versehen
daß nicht es drinn gebricht
doch sol noch in der Welt
gebohren werden der
der allen wohl gefält
und eh der lebend wird
wird wohl die Welt vergehen.
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