Abraham a Santa Clara: Die Fischpredigt des hl. Antonius
Die Fischpredigt
des hl. Antonius
Antonius zur Predig
Die Kirche findt ledig,
Er geht zu den Flüssen
Und predigt den Fischen;
Sie schlag’n mit den Schwänzen,
Im Sonnenschein glänzen.
Die Karpfen mit Rogen
Sind all hierher zogen,
Haben d’Mäuler aufrissen,
Sich Zuhörens beflissen:
Kein Predig niemalen
Den Karpfen so g’fallen.
Spitzgoschete Hechte,
Die immerzu fechten,
Sind eilend herschwommen
Zu hören den Frommen:
Kein Predig niemalen
Den Hechten so g’fallen.
Auch jene Phantasten,
So immer beim Fasten,
Die Stockfisch ich meine,
Zur Predig erscheinen.
Kein Predig niemalen
Dem Stockfisch so g’fallen.
Gut Aalen und Hausen,
Die Vomehme schmausen,
Die selber sich bequemen,
Die Predig vernehrnen:
Kein Predig niemalen
Den Aalen so g’fallen.
Auch Krebsen, Schildkroten,
Sonst langsame Boten,
Steigen eilend vom Grund,
Zu hören diesen Mund:
Kein Predig niemalen
Den Krebsen so g’fallen.
Fisch große, Fisch kleine,
Vornehm und gemeine,
Erheben die Köpfe
Wie verständige Geschöpfe:
Auf Gottes Begehren
Antonium anhören.
Die Predigt geendet,
Ein jedes sich wendet,
Die Hechte bleiben Diebe,
Die Aale viel lieben.
Die Predig hat g’fallen.
Sie bleiben wie alle.
Die Krebs’ gehn zurücke,
Die Stockfisch bleiben dicke,
Die Karpfen viel fressen,
Die Predig vergessen.
Die Predig hat g’fallen,
Sie bleiben wie alle.
Abraham a Santa Clara
(1644 – 1709)
Die Fischpredigt des hl. Antonius
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