Richard Zoozmann: Der Tod und das Mädchen
Richard Zoozmann
(1863-1934)
Der Tod und das Mädchen
Ich habe mich in deinen Reiz verliebt,
Der ohne Gleichnis ist und ohne Namen:
Welch schönes Haar! das, wie ein goldner Rahmen
Ein Heil’genbild, dein Angesicht umgibt.
Ich liebe dich. Vom ersten Tage an,
Der dich gesandt in dieses dunkle Leben,
Ließ ich dich meinen Flügelschlag umweben,
Bis ich dem Himmel heute dich gewann.
Ich bin der Tod. Erschrecke nicht: ich bin
Ein sanfter Engel, der dich sanft geleitet
Und unter dich die Schwingen hält gebreitet;
So trag’ ich dich zu Gottes Himmel hin.
Hier unten warst du eine Blume nur;
Ein Lenz schuf dich, ein Herbst läßt dich vergehen.
Zu ew’ger Blüte wirst du auferstehen
In Gottes winterloser Gartenflur.
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