JOHANNES THEODOR BAARGELD: ES WAR EINMAL EIN RARES KIND
Johannes Theodor Baargeld
(1892-1927)
Es war einmal ein rares Kind
Es war einmal ein rares Kind,
Das war, wie solche Vöglein sind:
Sie wachsen und gedeihen
Und füttern ihre Eigenart
Vom alten Jahr zum neuen.
Es irrt der Mensch, solang er lebt,
Und Manches seltsam an ihm klebt,
Zumal wenn er nach Geistigem strebt;
Doch peinlich ist es immer,
Besteht sein ganzer Geistesschwanz
Aus allerfaulstem Flimmer.
Gib Mensch, solang Du geben kannst,
Bedenk zuletzt den eignen Wanst!
Wie schön wär’s unter Christen,
Lenkt nicht solch Vöglein eigner Art
Ins saubre Christennest die Fahrt:
Die Frucht aus seinem Nisten
darf dann der Christe misten.
Drum Mensch, siehst Du solch Vöglein ziehn
Dank Gott, wenn Winde er verliehn,
Die in die Täler streichen:
Denn zieht das Tierchen bei Dir ein,
So ist’s zum Herzerweichen.
(1922)
Johannes Theodor Baargeld poetry
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