Museum Ludwig Köln: Roy Lichtenstein. Kunst als Motiv
Museum Ludwig Köln
Roy Lichtenstein. Kunst als Motiv
2. Juli – 3. Oktober 2010
Die Rasterpunkte des Pop Art Meisters Roy Lichtenstein (1923-1997) sind weltberühmt. Nach Motiven aus der Comic- und Konsumwelt fertigte Lichtenstein Gemälde, die er aus Punkten und Farbflächen zusammensetzte. In der Ausstellung im Museum Ludwig sind nun noch ganz andere Seiten seines Oeuvres zu entdecken. In rund 100 Exponaten, überwiegend großformatigen Gemälde, sowie einigen Skulpturen und Zeichnungen wird seine Auseinandersetzung mit kunsthistorischen Stilrichtungen von Expressionismus und Futurismus bis Bauhaus und Artdeco nachvollziehbar. Außerdem hat sich Lichtenstein Werke von Künstlerheroen wie Picasso, Matisse, Mondrian oder Dali angeeignet und sie oft ironisch, hintergründig in seiner eigenen Bildsprache interpretiert.
Viele seiner Frühwerke basieren auf historischen amerikanischen Gemälden, z.B. von Benjamin West. Außerdem malte er nach Vorbildern von Picasso, Braque und Klee, die er nach eigener Aussage in einem „expressionistischen Kubismus“ verarbeitet
Mit Picasso setzt er sich auch später weiter auseinander, als er bereits mit Rasterpunkten arbeitet. Unter seiner Hand wird Picasso zum Pseudo-Comic und erhält einen völlig eigenen Charakter. “Ein Werk zu malen, das eindeutig einem Picasso ähnelt, war ein Befreiungsschlag“
Mit seinen Perfect und Imperfect Paintings wollte Lichtenstein abstrakte, völlig zweckfreie Bilder schaffen. „Die Idee war, die Linie irgendwo beginnen zu lassen, um ihr dann zu folgen und alle Formen des Gemäldes zeichnen zu lassen“. Bei den „Perfect Paintings“ endet die Linie am Rand der Leinwand, bei den “Imperfect Paintings“ geht die Linie über den Bildträger hinaus; dies ist ein humorvolles Spiel mit den „shaped canvases“, die in den 60er Jahren sehr verbreitet waren.
Lichtensteins großformatige Gemälde aus der Serie der „Brushstrokes“ zeigen nichts als gigantische, comicartig stilisierte Pinselstriche auf Leinwand. Dieses Motiv hat eine große Bedeutung in der Kunstgeschichte: es steht als Symbol für die Malerei oder die Kunst. Es zeugt von Lichtensteins Reflexion einer Malerei über Malerei.
Er verarbeitet auch klassische Motive, wie den Laokoon mit stilisierten Pinselstrichen, die er teils mit Schablonen auf die Leinwand bringt und teils mit expressiver Geste von Hand aufträgt. Der Pinselstrich wird zum dominanten Motiv und überlagert das Sujet. So ist auch hier das eigentliche Thema wieder die Malerei an sich.
Außerdem beschäftigt sich Lichtenstein mit den klassischen Genres des Stilllebens und der Landschaft. Seine stark vereinfachende Malweise zeigt die klischeehafte Vorstellung seiner Sujets. Auch hier bezieht er sich wieder auf Picasso, aber auch auf Matisse. Außerdem zitiert er amerikanische Maler, die sich auf Marinestillleben spezialisiert haben. Für seine Landschaften dienten ihm die Hintergrundzeichnungen von Comics als Vorlage.
Das Museum Ludwig besitzt die größte Sammlung amerikanischer Pop Art außerhalb der USA, darunter auch zahlreiche Werke Lichtensteins. Im Vorfeld der Ausstellung konnte durch die Peter und Irene Ludwig Stiftung ein neues, großformatiges Spätwerk Lichtensteins erworben werden. Das 2,80 x 1,30 m große Gemälde von 1996 stammt aus einer Serie von asiatisch inspirierten Werken. Roy Lichtenstein setzte sich Mitte der 90er Jahre intensiv mit chinesischer und japanischer Landschaftsmalerei auseinander.
Im Anschluss an den Besuch der Lichtenstein-Ausstellung empfiehlt sich ein Rundgang durch die ständige Sammlung des Museum Ludwig, der spannende Einblicke und Vergleiche ermöglicht mit Werken von Léger und Picasso bis hin zu Kirchner oder Dalí.
Die Ausstellung wurde in enger Zusammenarbeit mit der Roy Lichtenstein Foundation organisiert. Von Januar bis Mai war sie in anderer Form in Mailand in der „Triennale di Milano“ unter dem Titel „Roy Lichtenstein: Meditations on Art“ zu sehen. Sie wurde von Gianni Mercurio kuratiert, für das Museum Ludwig gemeinsam mit Stephan Diederich.
In der Ausstellung wird ein Dokumentarfilm über Roy Lichtenstein gezeigt, der bisher unveröffentlichtes Material aus internationalen Archiven beinhaltet, sowie Ausschnitte aus Michael Blackwoods Film „Roy Lichtenstein“ von 1976 und Auszüge aus Interviews mit Diane Waldman und Martin Friedman.
Es erscheint ein umfangreiches, begleitendes Katalogbuch mit zahlreichen Abbildungen im DuMont Verlag.
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