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Nietzsche

· Friedrich Nietzsche: Das Wort · Friedrich Nietzsche: Das trunkene Lied · Friedrich Nietzsche: Vereinsamt · Friedrich Nietzsche: Ecce homo · Friedrich Nietzsche: An Goethe · Friedrich Nietzsche: Dem unbekannten Gott · Friedrich Wilhelm Nietzsche: Idyllen aus Messina. Die kleine Hexe · Friedrich Nietzsche: Das nächtliche Geheimniss · Friedrich Nietzsche: Dichters Berufung

Friedrich Nietzsche: Das Wort

 

Das Wort

Lebendgem Worte bin ich gut:
Das springt heran so wohlgemut,
das grüßt mit artigem Geschick,
hat Blut in sich, kann herzhaft schnauben,
kriecht dann zum Ohre selbst dem Tauben
und ringelt sich und flattert jetzt
und was es tut, das Wort ergötzt.
Doch bleibt das Wort ein zartes Wesen,
bald krank und aber bald genesen.
Willst ihm sein kleines Leben lassen,
mußt du es leicht und zierlich fassen,
nicht plump betasten und bedrücken,
es stirbt oft schon an bösen Blicken –
und liegt dann da, so ungestalt,
so seelenlos, so arm und kalt,
sein kleiner Leichnam arg verwandelt,
von Tod und Sterben mißgehandelt.
Ein totes Wort – ein häßlich Ding,
ein klapperdürres Kling-Kling-Kling.
Pfui allen häßlichen Gewerben,
an denen Wort und Wörter sterben.

Friedrich Nietzsche
(1844 – 1900)
Das Wort

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Friedrich Nietzsche: Das trunkene Lied

 

Das trunkene Lied

O Mensch! Gib acht!
Was spricht die tiefe Mitternacht?
»Ich schlief, ich Schlief -,
Aus tiefem Traum bin ich erwacht: –
Die Welt ist tief,
Und tiefer als der Tag gedacht.
Tief ist ihr weh -,
Lust – tiefer noch als Herzeleid:
weh spricht: Vergeh!
Doch alle Lust will Ewigkeit –
– Will tiefe, tiefe Ewigkeit!«

Friedrich Nietzsche
(1844 – 1900)
Das trunkene Lied

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Friedrich Nietzsche: Vereinsamt

Vereinsamt

I.  Die Krähen schrei’n

Die Krähen schrein
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnein. –
Wohl dem, der jetzt noch Heimat hat!

Nun stehst du starr,
Schaust rückwärts, ach! wie lange schon!
Was bist Du Narr
Vor Winters in die Welt entflohn?

Die Welt – ein Tor
Zu tausend Wüsten stumm und kalt!
Wer das verlor,
Was du verlorst, macht nirgends halt.

Nun stehst du bleich,
Zur Winter-Wanderschaft verflucht,
Dem Rauche gleich,
Der stets nach kältern Himmeln sucht.

Flieg, Vogel, schnarr
Dein Lied im Wüstenvogel-Ton! –
Versteck, du Narr,
Dein blutend Herz in Eis und Hohn!

Die Krähen schrein
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnein. –
Weh dem, der keine Heimat hat.

 

II.  Antwort

Daß Gott erbarm’!
Der meint, ich sehnte mich zurück
In’s deutsche Warm.
In’s dumpfe deutsche Stuben-Glück!

Mein Freund, was hier
Mich hemmt und und hält, ist dein Verstand,
Mitleid mit dir!
Mitleid mit deutschem Quer-Verstand!

Friedrich Nietzsche
(1844 – 1900)
Vereinsamt

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Friedrich Nietzsche: Ecce homo

 

 

Ecce homo

Ja! Ich weiß, woher ich stamme!
Ungesättigt gleich der Flamme
Glühe und verzehr′ ich mich.
Licht wird alles, was ich fasse,
Kohle alles, was ich lasse:
Flamme bin ich sicherlich.

Friedrich Nietzsche
(1844 – 1900)
Ecce homo

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Friedrich Nietzsche: An Goethe

 

An Goethe

Das Unvergängliche
Ist nur dein Gleichnis!
Gott der Verfängliche
Ist Dichter-Erschleichnis…

Welt-Rad, das rollende,
Streift Ziel auf Ziel:
Not – nennt′ s der Grollende,
Der Narr nennt′ s – Spiel…

Welt-Spiel, das herrische,
Mischt Sein und Schein: –
Das Ewig-Närrische
Mischt uns – hinein!…

Friedrich Nietzsche
(1844 – 1900)
An Goethe

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Friedrich Nietzsche: Dem unbekannten Gott

 

 

Dem unbekannten Gott

Noch einmal, eh ich weiterziehe
Und meine Blicke vorwärts sende,
Heb’ ich vereinsamt meine Hände
Zu dir empor, zu dem ich fliehe,
Dem ich in tiefster Herzenstiefe
Altäre feierlich geweiht,
Daß allezeit
Mich deine Stimme wieder riefe.

Darauf erglüht tiefeingeschrieben
Das Wort: dem unbekannten Gotte.
Sein bin ich, ob ich in der Frevler Rotte
Auch bis zur Stunde bin geblieben:
Sein bin ich – und ich fühl’ die Schlingen,
Die mich im Kampf darniederziehn
Und, mag ich fliehn,
Mich doch zu seinem Dienste zwingen.

Ich will dich kennen, Unbekannter,
Du tief in meine Seele Greifender,
Mein Leben wie ein Sturm Durchschweifender,
Du Unfaßbarer, mir Verwandter!
Ich will dich kennen, selbst dir dienen.

Friedrich Nietzsche
(1844 – 1900)
Dem unbekannten Gott

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Friedrich Wilhelm Nietzsche: Idyllen aus Messina. Die kleine Hexe

Friedrich Wilhelm Nietzsche

(1844-1900)

 

Idyllen aus Messina

Die kleine Hexe

 

So lang noch hübsch mein Leibchen,

Lohnt sichs schon, fromm zu sein.

Man weiss, Gott liebt die Weibchen,

Die hübschen obendrein.

Er wird’s dem art’gen Mönchlein

Gewisslich gern verzeihn,

Dass er, gleich manchem Mönchlein,

So gern will bei mir sein.

 

Kein grauer Kirchenvater!

Nein, jung noch und oft roth,

Oft gleich dem grausten Kater

Voll Eifersucht und Noth!

Ich liebe nicht die Greise,

Er liebt die Alten nicht:

Wie wunderlich und weise

Hat Gott dies eingericht!

 

Die Kirche weiss zu leben,

Sie prüft Herz und Gesicht.

Stäts will sie mir vergeben: –

Ja wer vergiebt mir nicht!

Man lispelt mit dem Mündchen,

Man knixt und geht hinaus

Und mit dem neuen Sündchen

Löscht man das alte aus.

 

Gelobt sei Gott auf Erden,

Der hübsche Mädchen liebt

Und derlei Herzbeschwerden

Sich selber gern vergiebt!

So lang noch hübsch mein Leibchen,

Lohnt sich’s schon, fromm zu sein:

Als altes Wackelweibchen

Mag mich der Teufel frein!

 

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Friedrich Nietzsche: Das nächtliche Geheimniss

Friedrich Nietzsche

(1844-1900)

 

Das nächtliche Geheimniss

Gestern Nachts, als Alles schlief,
Kaum der Wind mit ungewissen
Seufzern durch die Gassen lief,
Gab mir Ruhe nicht das Kissen,
Noch der Mohn, noch, was sonst tief
Schlafen macht – ein gut Gewissen.

Endlich schlug ich mir den Schlaf
Aus dem Sinn und lief zum Strande.
Mondhell war’s und mild – ich traf
Mann und Kahn auf warmem Sande,
Schläfrig beide, Hirt und Schaf: –
Schläfrig stiess der Kahn vom Lande.

Eine Stunde, leicht auch zwei,
Oder war’s ein Jahr? – da sanken
Plötzlich mir Sinn und Gedanken
In ein ew’ges Einerlei,
Und ein Abgrund ohne Schranken
That sich auf: – da war’s vorbei! –

Morgen kam: auf schwarzen Tiefen
Steht ein Kahn und ruht und ruht – –
Was geschah? so riefs, so riefen
Hundert bald – was gab es? Blut? –
Nichts geschah! Wir schliefen, schliefen
Alle – ach, so gut! so gut!

 

Friedrich Nietzsche poetry

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Friedrich Nietzsche: Dichters Berufung

Friedrich Nietzsche

(1844-1900)

 

Dichters Berufung

Als ich jüngst, mich zu erquicken,
Unter dunklen Bäumen sass,
Hört’ ich ticken, leise ticken,
Zierlich, wie nach Takt und Maass.
Böse wurd’ ich, zog Gesichter, –
Endlich aber gab ich nach,
Bis ich gar, gleich einem Dichter,
Selber mit im Tiktak sprach.

Wie mir so im Verse-Machen
Silb’ um Silb’ ihr Hopsa sprang,
Musst’ ich plötzlich lachen, lachen
Eine Viertelstunde lang.
Du ein Dichter? Du ein Dichter?
Steht’s mit deinem Kopf so schlecht?
– “Ja, mein Herr, Sie sind ein Dichter”
Achselzuckt der Vogel Specht.

Wessen harr’ ich hier im Busche?
Wem doch laur’ ich Räuber auf?
Ist’s ein Spruch? Ein Bild? Im Husche
Sitzt mein Reim ihm hintendrauf.
Was nur schlüpft und hüpft, gleich sticht der
Dichter sich’s zum Vers zurecht.
– “Ja, mein Herr, Sie sind ein Dichter”
Achselzuckt der Vogel Specht.

Reime, mein’ ich, sind wie Pfeile?
Wie das zappelt, zittert, springt,
Wenn der Pfeil in edle Theile
Des Lacerten-Leibchens dringt!
Ach, ihr sterbt dran, arme Wichter,
Oder taumelt wie bezecht!
– “Ja, mein Herr, Sie sind ein Dichter”
Achselzuckt der Vogel Specht.

Schiefe Sprüchlein voller Eile,
Trunkne Wörtlein, wie sich’s drängt!
Bis ihr Alle, Zeil’ an Zeile,
An der Tiktak-Kette hängt.
Und es giebt grausam Gelichter,
Das dies – freut? Sind Dichter – schlecht?
– “Ja, mein Herr, Sie sind ein Dichter”
Achselzuckt der Vogel Specht.

Höhnst du, Vogel? Willst du scherzen?
Steht’s mit meinem Kopf schon schlimm,
Schlimmer stünd’s mit meinem Herzen?
Fürchte, fürchte meinen Grimm! –
Doch der Dichter – Reime flicht er
Selbst im Grimm noch schlecht und recht.
– “Ja, mein Herr, Sie sind ein Dichter”
Achselzuckt der Vogel Specht.

 

Friedrich Nietzsche Gedichte

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