Rainer Maria Rilke: Toten-Tanz
Rainer Maria Rilke
(1875-1926)
Toten-Tanz
Sie brauchen kein Tanz-Orchester;
sie hören in sich ein Geheule
als waren sie Eulennester.
Ihr Ängsten näßt wie eine Beule,
und der Vorgeruch ihrer Fäule
ist noch ihr bester Geruch.
Sie fassen den Tänzer fester,
den rippenbetreßten Tänzer,
den Galan, den achten Ergänzer
zu einem ganzen Paar.
Und er lockert der Ordensschwester
über dem Haar das Tuch;
sie tanzen ja unter Gleichen.
Und er zieht der wachslichtbleichen
leise die Lesezeichen
aus ihrem Stunden-Buch.
Rainer Maria Rilke: Toten-Tanz
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