STEFAN GEORGE: DAS TIER SIEH DAS ZURÜCK MICH ZWANG ZU KOMMEN
Stefan George
(1868-1933)
Das tier sieh das zurück mich zwang zu kommen
Das tier sieh das zurück mich zwang zu kommen.
Sei · grosser Weiser · mir dein schutz geliehen
Da drob mir puls und adern angstbeklommen.
Dir ist geboten andren weg zu ziehen ·
Gab er mir antwort da er sah mein weinen
Willst diesem wilden orte du entfliehen.
Denn jenes tier das deine klagen meinen
Lässt keinen weitergehn auf seiner strasse
Und bis es ihn getötet schaffts ihm peinen.
Bös ist es und verrucht in solchem maasse
Dass niemals ihm die süchtige gier ermattet
Und grösser wird sein hunger nach dem frasse.
Viel sind der tiere denen es sich gattet
Und mehr noch – bis der windhund es besiege
Der es mit wehevollem tod umschattet.
Er kommt dem nicht an land und schätzen liege ·
An weisheit nur an liebe und an tugend
Und zwischen filz und filz steht seine wiege.
Darum bedünket mich für dich das beste
Dass du mir folgst und ich sei der dich führe
Von hier dich leitend durch die ewige veste
Wo an dein ohr verzweifelt schreien rühre
Geister von ehmals du gewahrst die weinen
Flehend dass jeden zweiter tod umschnüre.
Und du wirst sehen die in feuers peinen
Doch frohgemut sind weil sie darauf bauen
Einst · wann es sei · den Seligen sich zu einen.
Wenn du dann aufwärts strebst zu deren gauen
Sei würdigere seele dir geleite:
Ihr will ich dich beim scheiden anvertrauen.
Stefan George Gedicht
fleursdumal.nl magazine
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