Fritz Reuter: De Ümgang mit Damen
(Heinrich Ludwig Christian) Fritz Reuter
(1810 – 1874)
De Ümgang mit Damen
Schriwerbengels, dat is wiß,
De sünd unplumpsch von Natur,
Wat so ‘n rechten Schriwer is,
Dat’s ‘ne grave Kreatur.
Utnahm mak ick girn mit Freuden,
Un nich ümmer paßt de Fall!
Männigein, de is bescheiden;
Un ick mein sei ok nich all.
Ne, ick mein de Grotmulsprekers,
Mein de rechten, echten Sloms,
Mein de rechten, echten Bräkers;
För gewöhnlich heiten ‘s Stroms.
Wenn des’ Ort so up en Hof is,
Ach wat sünd sei denn so dünn!
Wenn de Herr man ‘n beten groww is,
Krupen s’ nah en Muslock ‘rin.
Ach, wo männigein hett seten
An ‘n Bedeintendisch un et,
Ebenso as’t Stuwenmäten,
Wat de Herrschaft äwrig let.
Wenn hei äwerst denn einmalen
Kümmt tau Stadt ‘rin, na, denn geiht’t,
Grad as wenn so’n jöhrig Fahlen
Vörn un hinnen utslahn deiht.
»Süh dor, Brauder, büst du hir?
Is de Voß dor buten din?
Heda! Hir! Markür! Markür!
Bring mi mal ‘ne Buddel Win.«
Mit de Dalers smiten s’ rümmer,
Grad as wir dat Geld man Dreck,
Un »Markür!« so geiht dat ümmer,
Un »Markür!« in einem weg.
»Bräuding, kumm, nu will w’ mal danzen!
Hir is baben hüt en Ball.
Will’n de Dirns mal ‘rümkuranzen,
Dat ehr glik dat Wedder sall!«
In den Saal, dor kamen s’ ‘rinner.
(Ach, wo nüdlich büst du, Strom!)
»Na, Muskant, geswinn, geswinner!
Dat geiht just as in en Drom.«
Wenn sei sick ‘ne Dam denn halen,
Sünd sei zierlich as en Oß;
Führen sei den Saal hendalen,
Just as leddten s’ ehren Voß.
Sei schenier’n sick nich en Happen,
Ehr gehürt de ganze Saal,
Un sei springen ‘rüm un trappen,
Talpsen ümmer up un dal.
In sin Fett is nu en jeder.
»Brauder, hüt danz ick mi dod!«
Pedden de Damen up de Kleder,
Geiten Win ehr in den Schot.
»Kumm, wi will’n mal drinken, Brauder!
Un Champagne möt dat sin.
Un, Markür, wat giwwt för Fauder?
Bring’ mal ‘n gauden Arm vull ‘rin.
Na, nu, Brauder, will’n wi supen! –
Giww mi mal de Ahntenbrad –,
Bet wi nich mihr känen krupen,
Bet wi nich mihr sitten grad.
Ja, un Prügel möt’t noch gewen,
Ogen, Puckel, brun un swart.
Ball ahn Prügel is kein Lewen,
Is grad as en Hund ahn Start.«
Doch, as ick segg, so sünd s’ nich all.
De weck, de weiten up den Ball
Un ok in allen andern Fällen
Sick uterorndlich fin tau nehmen,
De bruken nahrens sick tau schämen.
Un so ‘n Geschicht will ick jug jetzt vertellen.
Ick hadd mal einen Strom, en rechten finen,
De redt nich anners as »zu dienen«,
Un denn ok mal »ich danke Ihnen«,
Un wenn hei so recht höflich wesen wull,
Säd hei tau mi: »Heww’n S’ doch de Ihr, Herr Krull!«
Na, desen Strom, den’n müßt dat mal mallüren,
Dat hei sick müßt mit min Mamsell vertüren,
Un ‘t müßt em so unglücklich gahn,
Dat hei sin Finheit ganz verget
Un up dat Mäten anfung lostauslahn,
Bet ick sei utenanner ret.
Na, de Mamsell, de lep nu nah’t Gericht.
»Hei slog mi äwer’n Puckel, äwer’n Bregen,
Un ‘n Stück’ner drütteihn heww ick kregen«.
So slöt sei ehre Klag’geschicht.
De Amtmann ded nu minen Ströming fragen:
»Mein lieber Herr, Sie sind verklagt,
Die Wirtschaftsmamsell Müller sagt,
Sie hätten schändlich sie geschlagen
Und dreizehn Hiebe ihr gegeben,
Ich frag Sie nun, ob solches Sie getan?«
»Herr Amtmann, ne, dat nenn’ ick äwerdrewen.
Dat nenn ick utgestunk’ne Lägen!
Ick strid dat nich, ick heww sei slahn;
Doch drütteihn? Ne! Söß hett s’ man kregen,
Ick weit mit Damens ümtaugahn.«
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