Eduard Mörike: Das Verlassene Mägdlein
E d u a r d M ö r i k e
(1804-1875)
Das Verlassene Mägdlein
Früh, wann die Hähne krähn,
Eh’ die Sternlein verschwinden,
Muß ich am Herde stehn,
Muß Feuer zünden.
Schön ist der Flammen Schein,
Es springen die Funken;
Ich schaue so drein,
In Leid versunken.
Plötzlich da kommt es mir,
Treuloser Knabe,
Daß ich die Nacht von dir
Geträumet habe.
Träne auf Träne dann
Stürzet hernieder:
So kommt der Tag heran–
O ging’ er wieder!
Poem of the week – November 23, 2008
kemp=mag poetry magazine
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